Berliner Wirtschaft Juni 2025

Innovative Projekte aus Berlin Ein ähnlich deutliches Bild zeigt sich auf der Angebotsseite. 15 Prozent der Berliner Unternehmen gaben an, eigene Open-Source-Software zu entwickeln und anzubieten; weitere 26 Prozent der Unternehmen bieten Services rund um OSS an. Die große Bandbreite der OSS-Angebote wurde bereits auf dem Berliner Open Source Tag deutlich, den die IHK Berlin im vergangenen Sommer erstmalig ausgerichtet hat. Eine Neuauflage ist für November/Dezember 2025 geplant. Besonders hervorzuheben sind zudem die innovativen Open-Source-Projekte, die von der Technologiestiftung beziehungsweise dem CityLAB Berlin entwickelt wurden und werden. Unabhängigkeit heißt zunächst Umstellung Erwartungsgemäß nennen die Berliner Unternehmen mit großem Abstand (75 Prozent) die Unabhängigkeit von einzelnen Anbietern als wesentlichen Vorteil von Open-Source-Software. Zudem verweisen 58 Prozent der Betriebe vor dem Hintergrund der teils hohen Lizenzkosten proprietärer Anbieter auf die Kosteneinsparungen durch einen OSS-Einsatz. Für jeweils ein Drittel der Unternehmen fallen insbesondere Argumente wie größere Transparenz oder die individuellen Anpassungsmöglichkeiten der Softwarelösungen durch die Offenlegung des Codes ins Gewicht. 30 Prozent der Unternehmen versprechen sich von Open Source ein höheres Sicherheitsniveau. Geht es um die Herausforderungen, verweist die Hälfte der Unternehmen vor allem auf den Aufwand, der mit einer Umstellung der IT-Infrastruktur und Nutzungsgewohnheiten auf OSS-Lösungen verbunden ist. Jeweils rund 40 Prozent verbinden mit Open-Source-Lösungen zudem mangelnde Wartung und Support oder Kompatibilitätsprobleme. Allgemein wird auch deutlich, dass es beim Thema Open-Source-­ Lösungen ungefähr einem Viertel der Unternehmen an dem notwendigen Knowhow fehlt. Nachdem Schleswig-Holstein Ende 2024 einen ambitionierten Maßnahmenkatalog vorgelegt hat und mittelfristig mit der kompletten Landes-IT auf quelloffene Lösungen umsteigen will, plant auch die Berliner Senatskanzlei eine landeseigene Open-Source-Strategie. Das Vorhaben findet sich schon lange auf der digitalpolitischen To-do-Liste des Senats und der Vorgängerregierung. In diesem Jahr soll es jedoch endlich so weit sein und eine Strategie verabschiedet werden. Geht es nach den Berliner Unternehmen, sollte der Senat dabei in erster Linie Open-Source- Lösungen bei öffentlichen Vergaben und Aufträgen priorisieren (65 Prozent) und mit einer konsequenten Umstellung der Verwaltungs-IT auf Open-Source-Lösungen vorangehen (59 Prozent). Ein wichtiger Anknüpfungspunkt dafür ist das Open Source Kompetenzzentrum im ITDZ Berlin, das im November 2023 eröffnet wurde. Allerdings sollte die Strategie auf ein verwaltungsübergreifendes Bewusstsein und ein stärkeres Commitment der Hausleitungen und IT-Abteilungen für Open-Source-Lösungen in der Landes-IT abzielen. Gut die Hälfte der Unternehmen empfiehlt in dem Kontext, dass der Senat Open-Source-Projekte finanziell unterstützen und das Berliner Open-Source-Ökosystem durch verwaltungsinterne Informations- und Weiterbildungsangebote sowie den Aufbau von Netzwerken und Kooperationen zwischen Verwaltung und Wirtschaft stärken sollte. ■ IHK-Umfrage In der Zeit vom 18. März bis zum 14. April 2025 beteiligten sich 507 Berliner Unternehmen (überwiegend aus der IT- und Dienstleistungsbranche) an der Umfrage. Die Ergebnisse sind auf der Website der IHK Berlin veröffentlicht: Henrik Holst, IHK-Public-Affairs- Manager Digitalpolitik und digitale Infrastruktur Tel.: 030 / 315 10-623 henrik.holst@berlin.ihk.de Pro und Contra Einschätzung der Unternehmen, mit welchen Vorteilen und welchen Herausforderungen Open-Source-Software für sie verbunden ist (Mehrfachnennungen möglich) Vorteile 75 % 58 % 37 % 36 % 30 % 17 % 8 % 49 % 42 % 39 % 28 % 23 % 20 % 16 % 11 % Herausforderungen Unabhängigkeit von einzelnen Anbietern Kosteneinsparungen Transparenz Individuelle Anpassbarkeit Höhere Sicherheit Förderung von Innovation Sonstige Umstellung IT-Infrastruktur und Nutzergewohnheiten Mangelnde Wartung und Support Kompatibilitätsprobleme Fehlendes Know-how zu Open Source Sicherheitsbedenken Rechtliche Unsicherheiten Geringere Leistung der Open-Source-Lösungen Sonstige FOTOS: GETTY IMAGES/MF3D, FOTOSTUDIO CHARLOTTENBURG; INFOGRAFIKEN: ASCS/JULIA ZIMMERMANN; QUELLE: IHK BERLIN Berliner Wirtschaft 06 | 2025

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