Von der Randlage zum Hotspot: Neukölln entwickelt sich mit Projekten wie dem Estrel-Tower sowie dem Büro- und Gewerbecampus mit dem Namen „The Shed“ zu einem der spannendsten Wirtschaftsstandorte Berlins. Für viel Aufmerksamkeit sorgt auch das Projekt mit dem Namen NLND Berlin im Gewerbegebiet Südring. Hinter dieser Abkürzung – ausgesprochen: Neuland Berlin – verbirgt sich die Neuerfindung der ehemals größten Zigarettenfabrik von Philip Morris in Europa: ein Ort für die Themen Industrie 4.0 und die Stadt der Zukunft. Zukunftsfragen in den Bereichen KI, Robotik oder Cloud Computing, aber auch Ideen in Bereichen wie Smart City, Urban Development oder Life Sciences werden in Berlin somit noch mehr in den Fokus rücken. Im Kontext von Arbeit und Stadtentwicklung Das Projekt wird von der Green City Development GmbH gemeinsam mit der Philip Morris GmbH umgesetzt. Die Entwicklung erfolgt in enger Zusammenarbeit mit Start-ups, mittelständischen Unternehmen, Universitäten und öffentlichen Institutionen. Auf 150.000 Quadratmetern entsteht hier Platz für zahlreiche Nutzungsmöglichkeiten, angefangen von großen Produktionshallen über einen Co-Working-Space und eine Prototypenhalle bis hin zu einem Konferenzzentrum mit Platz für bis zu 8.000 Personen. Darüber hinaus wird es Sportangebote und Gastronomieflächen geben, die auch ein Angebot an die Öffentlichkeit sein sollen. Der künftige Treffpunkt in Form eines Marktplatzes dient als sozialer Knotenpunkt, an dem sich Menschen treffen, austauschen und vernetzen können. Auch Märkte wie etwa Wochen-, Floh- und Weihnachtsmärkte sind fester Bestandteil des Konzepts, Kunst und Kultur und Unterhaltung sollen bei der Entwicklung des Projekts gleichfalls eine starke Rolle spielen. „Im NLND bietet sich die einmalige Chance, alles, was Berlin und vielleicht sogar Deutschland in Bezug auf Innovation ausmacht, zu erleben: das Zusammenspiel aus exzellenter Forschung, Start-ups, die mit Unternehmertum Innovation auf die Straße bringen, einerseits sowie die Industrie und der Mittelstand andererseits“, erklärt Martin Eyerer, CEO der Green City Development GmbH. „All das steht im Kontext der Frage, wie Arbeit und Stadtentwicklung in Zukunft aussehen müssen.“ Jobst Schumacher, Head of Innovation Hub Berlin von Philip Morris und der andere Hauptverantwortliche des Großprojekts, sieht Parallelen zur Innovationskraft des Unternehmens, das das Werk im Jahr 1972 eröffnete, in dem bis 2019 Zigarettenmarken wie Marlboro, Chesterfield und L&M für den deutschen Markt sowie für den Export produziert wurden: „Das Unternehmen durchläuft derzeit den größten Transformationsprozess seiner über 150-jährigen Geschichte“, berichtet Schumacher. „Aus dem Marlboro-Konzern ist längst ein globales Technologieunternehmen geworden, das sich bewusst entschieden hat, die Geschichte der Veränderung am Standort Berlin fortzuschreiben, also an einem Ort, an dem die Produktion von Philip Morris seit rund 50 Jahren zu Hause ist.“ Schon jetzt gibt es eine Vielzahl an bestätigten Mieterinnen und Mietern, Partnerinnen und Partnern sowie verschiedenen nationalen Hochschulen, mit denen das Konzept auf dem Neuköllner Areal inhaltlich umgesetzt wird. Dennoch ist die Entwicklung des Leuchtturmprojekts nicht frei von Hindernissen. „Die größte Herausforderung bei der Umsetzung eines solchen Konzepts in einem geschützten Industriegebiet lag darin, dass ein Teil unserer Nutzungen nur ausnahmsweise und in einem bestimmten Mischverhältnis zulässig ist“, erzählt Eyerer. „Zunächst mussten wir das Vertrauen gegenüber den Behörden aufbauen, dass die Kernnutzung – nämlich die Produktion – weiterhin erhalten bleibt.“ Dazu erfolgte laut Eyerer ein intensiver, aber auch sehr konstruktiver Prozess mit dem Bezirksamt, bei dem es auch um die Frage ging, wie sich ein Industriegebiet in Zukunft verändert, wenn sich die Produktion und die Unternehmen selbst verändern. Raum für Neues, aber einer bleibt Die industrielle Vergangenheit des Areals wird im neuen Konzept von NLND bewusst integriert: Historische Gebäude wie die ehemaligen Produktionshallen werden saniert und umgebaut, um sowohl kollaborative als auch experimentelle Ansätze zu ermöglichen. Beste Voraussetzungen also für einen pulsierenden Ort im Herzen Neuköllns, in dem Forschung, Wissenschaft und Start-ups mit der Industrie und dem Mittelstand aktiv vernetzt werden. Dabei bleibt ein ganz besonderes Symbol der Vergangenheit des ehemaligen Philip- Morris-Werks erhalten: Hoch oben auf dem Dach thront weiterhin die gleich mehrere Meter hohe Figur des Marlboro-Cowboys, der selbstbewusst wie eh und je geradewegs in die Zukunft zu stolzieren scheint. ■ Jobst Schumacher Head of Innovation Hub Berlin von Philip Morris Philip Morris durchläuft den größten Transformationsprozess seiner über 150-jährigen Geschichte. Stefan Borchardt, IHK-Public-Affairs- Manager Stadt- entwicklung Tel.: 030 / 315 10-411 stefan.borchardt@ berlin.ihk.de Martin Eyerer (l.) und Jobst Schumacher verantworten die Transformation auf dem 150.000 Quadratmeter großen Philip-Morris-Areal FOTO: AMIN AKHTAR Standort | 33 Berliner Wirtschaft 06 | 2025
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