Berliner Wirtschaft Juni 2025

Die damalige Kabarettgruppe „Compagnia Mastodontica“ um Christian Luschtinetz führte die Spielstätte bald als reinen Gastspielbetrieb fort. Heute wird das Theater von Luschtinetz und Andreas Wahl geführt, der anfangs als Aushilfskraft tätig war und nach seinem Studium Gesellschafter wurde. „Unseren 40. Geburtstag haben wir vier Wochen gefeiert“, sagt Wahl, „mit einer Mischung aus Künstlerinnen und Künstlern, die uns in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten auf unserem Weg begleitet haben, gepaart mit jungen Kunstschaffenden, die die Zukunft des Theaters darstellen sollen.“ Zu diesen Begleiterinnen und Begleitern gehören Dota Kehr und Horst Evers, der hier 2004 seinen künstlerischen Durchbruch erlebte und seitdem immer für ein ausverkauftes Haus sorgt – ebenso wie „Känguru-Chroniken“-Vater MarcUwe Kling oder der Comedian Fil. Auf der Bühne des Mehringhof-Theaters, das über maximal 230 Sitzplätze verfügt, standen auch schon Kurt Krömer, Matthias Beltz, Sarah Bosetti, Rainald Grebe oder Ottfried Fischer. Die Programmgestaltung sei, so Wahl, eine Mischkalkulation: „Neben etablierten und wirtschaftlich erfolgreichen Künstlerinnen und Künstlern bieten wir auch immer wieder Newcomern eine Plattform.“ Bislang sind mehr als 200 Künstler oder Gruppen mit fast 600 unterschiedlichen Programmen aufgetreten – gesehen und gehört von weit über 1,1 Millionen Besuchern. Das Theater finanziert sich ausschließlich über den Kartenverkauf und die Pausenbewirtschaftung. „Unsere sozial verträglichen Ticketpreise“, sagt Andreas Wahl, „sind nur möglich mit einem privilegierten Standort, der mit den moderaten Mieten im Mehringhof gegeben ist, und mit einer relativ dünnen Personaldecke – Christian Luschtinetz und ich sowie zwei Aushilfskräfte.“ ■ Sie betreiben das Mehringhof- Theater fast allein: Christian Luschtinetz (l.) und Andreas Wahl Das Kreuzberger Mehringhof-Theater bietet seit 40 Jahren Kleinkunst-Größen und Newcomern eine Bühne. Die Mischung trägt den Betrieb – und gefällt dem Publikum Hinter der roten Maske E ine rote Maske weist in einem der Hinterhöfe den Weg ins Mehringhof-Theater. Wer an der Gneisenaustraße das Tor zum Mehringhof passiert, betritt ein geschichtsträchtiges Gelände. Ende der 1970er-Jahre, als in Berlin Häuser besetzt und alternative Wohn- und Betriebsprojekte ausprobiert wurden, hatten Aktivisten das Fabrikgrundstück für knapp zwei Mio. Mark gekauft, um in Kreuzberg ein Zentrum für alternative Gewerbebetriebe zu etablieren. Das existiert bis heute – mit einer Vielzahl von Firmen, dem Buchladen Schwarze Risse zum Beispiel, dem Fahrradladen oder dem Clash, das aus der legendären Spontikneipe Spectrum hervorgegangen ist. Das Mehringhof-Theater zog am 1. April 1985 ein. Andreas Wahl Unsere sozial verträglichen Ticketpreise sind nur möglich mit den moderaten Mieten im Mehringhof. FOTOS: CHRISTIAN KIELMANN Berliner Wirtschaft 06 | 2025 FOKUS | Tourismus | 26

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