Innovation Strategien, Digitalisierung und KI: praxisnahe Lösungen beim Festival der Wirtschaft Seite 14 Open Source IHK-Umfrage: Unternehmen machen sich bei Software unabhängiger von USA Seite 56 Initiative Berliner Praktikumswoche Schülerinnen und Schüler lernen in Unternehmen Berufsbilder kennen Seite 44 Hoch hinaus Fernsehturm-Chefin Anja Nitsch über den Hauptstadt-Tourismus, seine Herausforderungen – und ihr Erfolgsrezept Seite 20, Interview Seite 28 Das Magazin der Industrie- und Handelskammer zu Berlin 06/2025 ihk.de/berlin
Watt fürs Business: Jetzt die vollelektrischen Transporter von Mercedes-Benz bei Ihrer Mercedes-Benz Niederlassung Berlin entdecken und bei einer Probefahrt selbst erleben. Electric is ON. Ab 239 €/Monat1 leasen Kilowattweise Vorteile. Anbieter: Mercedes-Benz AG, Mercedesstraße 120, 70372 Stuttgart Vertriebspartner vor Ort: Mercedes-Benz AG - Niederlassung Berlin Salzufer 1 · Seeburger Straße 27 · Rhinstraße 120 · Holzhauser Straße 11 · Hans-Grade-Allee 61, Schönefeld E-Mail: vertrieb.berlin@mercedes-benz.com · Tel.: 030-3901-5000 http://www.mercedes-benz-berlin.de 1 Ein freibleibendes Leasingbeispiel der Mercedes-Benz Leasing Deutschland GmbH, Siemensstraße 7, 70469 Stuttgart, für gewerbliche Einzelkunden für folgendes Fahrzeugmodell: eCitan Kastenwagen standard, bis zu 90 kW, Kraftstoff: Elektrische Energie. Fahrzeugpreis 27.065,54 €, Leasing-Sonderzahlung 2.800,00 €, Laufzeit 48 Monate, Gesamtlaufleistung 80.000 km, 48 mtl. Leasingraten à 239,00 €. Der Fahrzeugpreis für Ihr ausgewähltes Finanzprodukt enthält individuelle Kundenvorteile und versteht sich zzgl. lokaler Überführungskosten in Höhe von 750 €. Der Preisvorteil in Höhe von 6.000 € ist bereits enthalten. Alle Preise zzgl. gesetzlicher Umsatzsteuer. Stand Mai 2025. Solange der Vorrat reicht. Die mtl. Leasingrate bezieht sich auf das Fahrzeug in Grundausstattung. Andere Motorisierungs- und Ausstattungsvarianten gegen Aufpreis möglich. Fahrzeugabbildung zeigt Sonderausstattungen.
Sebastian Stietzel ist Präsident der IHK Berlin und Geschäftsführer der Marktflagge GmbH, Management & Investments Rund 12,7 Millionen Gäste registrierten Berliner Hotels und Pensionen im vergangenen Jahr, rund 700.000 mehr als 2023. Das ist erfreulich, doch im Vergleich mit dem Vor-Corona-Jahr 2019 sind das noch immer 1,3 Millionen Besucher weniger. Bei den Übernachtungen sieht die Bilanz mit 30,6 Millionen 2024 zu 34 Millionen 2019 noch schlechter aus. Ja, die Tendenz ist positiv, aber es bleibt noch einiges zu tun. Denn bis auf Amsterdam ist Berlin die einzige Metropole, die das Vor-Corona-Niveau verfehlt. Dabei sichern Berlin-Besucher das Einkommen von fast einer Viertelmillion Menschen und bescheren dem Landeshaushalt Milliarden-Einnahmen. Wie die Lage angesichts einer höheren City Tax und Arbeitskräftemangel genau aussieht, lesen Sie im Fokusthema (S. 20). Übrigens, auch bessere Luftverkehrsanbindungen für den BER könnten dem Tourismus weiteren Schwung verleihen. Wie das gehen soll, berät eine Wirtschafts- konferenz am 30. Juni (S. 18). Und dann noch ein Lesetipp von mir: Beim „Festival der Berliner Wirtschaft“ am 11. September stellen die IHK und weitere Partner vor dem Ludwig Erhard Haus ein „Reallabor für Stadtinnovationen“ vor. Lassen Sie sich von den Ideen überraschen (S. 14). Ihr Konjunktur Die aktuelle Umfrage der IHK zeigt, dass sich die Wirtschaftsdynamik in Berlin zum dritten Mal in Folge verlangsamt hat. Um das Vertrauen wiederherzustellen und die Grundlagen für eine nachhaltige wirtschaftliche Erholung zu schaffen, bedarf es gezielter wirtschafts- politischer Maßnahmen. Seite 10 Der Tourismus holt auf, hat aber Luft nach oben berliner-wirtschaft.de Mehr Business-News und Storys aus den Unternehmen der Hauptstadt, dazu Zahlen, Fakten und Meinungen bietet der Online-Auftritt der „Berliner Wirtschaft“: ZEICHNUNG: ANDRÉ GOTTSCHALK; TITEL: AMIN AKHTAR Berliner Wirtschaft 06 | 2025 Editorial | 03
AGENDA 10 Konjunktur Umfrage dämpft Hoffnung auf schnelle Belebung 12 Verabschiedung Politische Revue für Jan Eder, den langjährigen IHK-Hauptgeschäftsführer 13 Kolumne Carsten Jung konstatiert mangelnde Basiskompetenzen bei Schulabsolventen 14 Innovationen Passend zum diesjährigen IHK-Festival entsteht an der Fasanenstraße ein Reallabor 16 Wasserkongress Länderübergreifendes Treffen in der IHK Berlin erörtert Wege zur Ressourcensicherung 18 Wirtschaftskonferenz Die Infrastruktur rund um den BER ist das Thema beim Berlin-Brandenburger Treffen 19 Initiative Global Goals für Berlin möchte die Expo 2035 in die deutsche Hauptstadt holen FOKUS 20 Tourismus Attraktive Angebote sind da, doch die Gästezahlen liegen unter Vor-Corona-Niveau. 24 Unternehmenspraxis Deutschlandmuseum, Mehringhof-Theater und BeachMitte – drei Beispiele für attraktive Angebote 28 Interview Auch bei Attraktionen kommt es auf Qualität an, nicht auf Quantität, findet Anja Nitsch Die Menschen fühlen sich nicht mehr so wohl in vollgestopften Attraktionen. Daran müssen sich die Betreiber anpassen. BRANCHEN 32 Standort Mit dem NLND entsteht in Neukölln ein Zukunftsort für Industrie 4.0, KI und Kultur 37 Stadtentwicklung IHK lädt zu Veranstaltung über Standortgemeinschaften 38 Nachhaltigkeit Die Microfactory VORN denkt Mode neu und macht sie auch 40 Sportanbieter Auch gewerbliche Anbieter bringen Bewegung ins Spiel 42 Start-up Maurice Zomorrodi, Elephant Technologies, im Interview 43 Historie Georg L. Hopf produzierte bayerisches Bier in Berlin Verabschiedung 33 Jahre bei der IHK Berlin, 22 Jahre Hauptgeschäftsführer: Noch einmal gehörte Jan Eder die große Bühne 12 20Tourismus Berlin bietet eine Vielzahl an spannenden Attraktionen, die nicht nur Touristen ein Erinnerungsfoto wert sind Anja Nitsch Geschäftsführerin Berliner Fernsehturm 28 Inhalt | 04
03 Editorial | 06 Entdeckt | 48 Impressum | 51 Seminare 65 Gestern & Heute | 66 Zu guter Letzt FACHKRÄFTE 44 Praktikumswoche Berliner Betriebe eröffnen Schülerinnen und Schülern spannende Karrierewege 46 Verbundausbildung Restaurant Luise ermöglicht Azubi Neustart nach Konkurs seines ersten Betriebs 47 Bildung Initiative „Kinder forschen“ lädt zum bundesweiten MINTmachtag ein 50 Integration IT-Spezialistin Sama Tanveer ist mit ihrem EdTech-Start-up auf Erfolgskurs in Berlin SERVICE 56 Digitalisierung Unternehmen schätzen an Open-Source-Lösungen laut Umfrage die Souveränität 59 Ehrenamt Das Schlichtungsverfahren der IHK kann bei Konflikten in der Ausbildung helfen 60 Cybersicherheit Wie Unternehmen sich vor Angriffen schützen können 62 Beratung Ab Ende des Monats greift das BFSG, das Betriebe zur Barrierefreiheit verpflichtet. Wer davon betroffen ist Wasserkongress IHK-Hauptgeschäftsführerin Manja Schreiner betonte, dass die Länder die Lasten nicht allein tragen können 16 Schreiben Sie uns Worüber möchten Sie in der „Berliner Wirtschaft“ informiert werden? Senden Sie Ihre Anregungen per Mail an: bw-redaktion@berlin.ihk.de FOTOS: AMIN AKHTAR (2), KONSTANTIN GASTMANN, GETTY IMAGES/LUIS ALVAREZ, GETTY IMAGES/MARTIN DEJA; ART WORK: ASCS/CLARA NABI Berliner Wirtschaft 06 | 2025 Inhalt | 05 das uns! Überlassen Sie Professionelle Entsorgungslösungen für: Gewerbeabfälle Bedarfsgerechte Konzepte zur Erfassung Ihrer gemischten Gewerbeabfälle – entsprechend der Gewerbeabfallverordnung Altpapier Beste Preise für Industrie, Handel, Gewerbe, Wohnungswirtschaft und Privathaushalte Gewerbefolien Kostengünstige und umweltgerechte Wertstoffentsorgung Andere Abfälle Zuverlässige Erfassung aller anderen Abfälle zur Verwertung (Glas, Holz, Schrott, E-Schrott) Bartscherer & Co. Recycling GmbH Montanstraße 17-21 13407 Berlin Tel: (030) 408893-0 Fax: (030) 408893-33 www.bartscherer-recycling.de Bestellungen direkt im Onlineshop. Günstige Pauschalpreise für Umleerbehälter von 240 l bis 5,5 cbm.
Es ist gut zwei Jahrzehnte her, dass Cebrail Karabelli auf ein stillgelegtes stilles Örtchen neben dem U-Bahnhof Schlesisches Tor aufmerksam wurde. Aus der Entdeckung entstand eine Firmenidee und inzwischen das expandierende Unternehmen Burgermeister, das Karabelli zusammen mit Co-Geschäftsführer Robert Fügert leitet. Bis die Ursprungsfiliale (Foto) unter der Hochbahntrasse in Kreuzberg eröffnen konnte, vergingen übrigens drei Jahre. 2006 fiel der Startschuss. Aktuell hat die Burger-Kette 18 Stores, bis Ende des Jahres sollen bundes- weit 40 daraus werden. 700 Mitarbeitende in Produktion und Filialen sorgen für täglichen Nachschub und Verkauf. Burgermeister zählt laut Branchendiensten zu den 100 größten Gastronomie-Unternehmen in Deutschland – Europa und möglicherweise das Burger-Mutterland USA im Blick. Lebhaftes Örtchen Berliner Wirtschaft 06 | 2025
FOTO: ULRICH SCHUSTER Berliner Wirtschaft 06 | 2025 Entdeckt | 07
„Zur Bewältigung der Folgen des Kohleausstiegs auf den Wasserhaushalt muss die bisher gute Kooperation zwischen Berlin, Brandenburg und Sachsen fortgeführt werden. Die Wirtschaft muss darauf vertrauen können, dass sie nicht weiter unter Druck gerät, weil Wasser knapp wird. Um die Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu sichern, muss Wasser quantitativ und qualitativ bedarfsgerecht und zu bezahlbaren Preisen zur Verfügung stehen.“ Im Nachgang zum Wasserkongress weist die IHK auf die Bedeutung einer günstigen Versorgung hin Wasser darf nicht knapp werden gesagt Manja Schreiner, Hauptgeschäftsführerin IHK Berlin 70 % höhere Angebotsmieten wurden zwischen 2014 und 2024 auf dem Berliner Wohnungsmarkt verzeichnet. Das geht aus dem Wohnungsmarktbericht der Investitionsbank Berlin hervor. Der Bezirk Mitte ist derzeit der Spitzenreiter bei den Angebotsmieten. kopf oder zahl István Szabó Dr. Matthias Koch wurde zum neuen Chief Operating Officer (COO) der Flughafen Berlin Brandenburg GmbH berufen. Er folgt ab Herbst auf Thomas Hoff Andersson. Der Flughafen Budapest ist 2022 und 2024 unter seiner Führung als COO im Ranking von ACI Airport Service Quality zum besten Flughafen Europas in der Kategorie „15 bis 25 Millionen Passagiere pro Jahr“ gekürt worden. ist neuer Operating Officer (COO) und Chief Financial Officer (CFO) der Wirtschaftsuniversität ESMT Berlin. Zuletzt war er als Group CFO bei Schülke & Mayr tätig. Davor arbeitete er unter anderem in leitenden Positionen bei Procter & Gamble, St. Jude Medical und Abbott Laboratories sowie als Group CFO der Median Unternehmensgruppe. Wasserkongress Mehr zur Veranstaltung bei der IHK auf Seite 16 FOTOS: ESMT BERLIN, OLIVER LANG/FLUGHAFEN BERLIN BRANDENBURG GMBH, ISTOCK/THOMAS-SOELLNER, PHILIPP ARNOLDT Berliner Wirtschaft 06 | 2025 Kompakt | 08
* inkl. nicht zahlende Teilnehmer, etwa an Diskussionsrunden, und Aussteller ** geschätzt SCCON DMEA Gitex Europe Boot & Fun Fruit Logistica ILA ITB Innotrans IFA Grüne Woche 310 000 215 000 170 000 100 000* 95 000* 91 000* 49 500* 40 000** 20 500 18 000* 13 % mehr Besucher wurden in diesem Jahr auf der Grünen Woche gezählt. Jürgen Schepers, IHK-Key-Account-Manager für Kreativ- und Digitalwirtschaft Tel.: 030 / 315 10-676 juergen.schepers@ berlin.ihk.de Die Top 10 unter dem Funkturm Mit der Gitex Europe hat Berlin eine neue Ausstellung, die zu den zehn größten Messen auf dem Berliner Messegelände zählt berliner wirtschaft in zahlen Bei der Märzrevolution 1848 tobte in den Straßen der Kampf auf den Barrikaden. 177 Jahre danach verläuft die Konfliktlinie entlang von „Kiezblock“-Pollern – und mitten durch die Verwaltung. Der Senat stoppte das Abgrenzen durch die Bezirke, weil Wirtschaftsverkehr, Entsorger sowie Notfallhelfer blockiert wurden und Planungen zu kleinräumig waren. Eine Absage an Verkehrsberuhigung? Nein, aber vielleicht erst noch mal eine Runde um den Block drehen. bw Was finden Sie typisch? Schreiben Sie uns: bw-redaktion@berlin.ihk.de Blockdenken typisch berlin Grafiken: BW Quelle: Angaben der jeweiligen Messebetreiber Kompakt | 09
E s gibt keine Anzeichen für eine Besserung der konjunkturellen Lage. Im vergangenen Jahr fiel das Wachstum der Berliner Wirtschaft mit 0,8 Prozent vergleichsweise verhalten aus, und die Ergebnisse der aktuellen Konjunkturbefragung dämpfen die Hoffnungen auf eine zeitnahe Belebung. Mit einem Wachstum von unter einem Prozent verlangsamte sich die Wirtschaftsdynamik in der Stadt nun zum dritten Mal in Folge. Die für die Berliner Wirtschaft so bedeutenden Dienstleistungsunternehmen lieferten mit 0,6 Prozent nur geringe Wachstumsimpulse. Der Wirtschaftsbereich Information und Kommunikation steuerte zwar die Hälfte des gesamten Berliner Wirtschaftswachstums bei, allerdings fiel es nur noch halb so groß wie im Vorjahr aus und betrug nur noch ein Viertel des Wachstums aus dem Jahr 2022. Bundestrend weist nach unten Die Prognosen für die Entwicklung der Wirtschaft auf Bundesebene wurden zuletzt auch deutlich nach unten korrigiert. So rechnet die Bundesregierung inzwischen mit keinem Wachstum mehr für das Jahr 2025. Dass Berlin sich diesem Trend Geringe Wachstumsimpulse: Die Ergebnisse der aktuellen Konjunkturbefragung dämpfen die Hoffnungen auf eine zeitnahe Belebung von Patrick Schulze Wenig Licht für Berlins Wirtschaft Berliner Wirtschaft 06 | 2025 agenda
Grafiken: BW Quelle: IHK Berlin 30 % der Unternehmen beurteilen ihre Geschäftslage als gut, fünf Prozentpunkte weniger als zu Jahresbeginn. 21 % der Unternehmen erwarten steigende Beschäftigtenzahlen, der Fachkräftemangel ist nicht mehr die vorrangige Sorge. Patrick Schulze, IHK-Experte für Konjunktur Tel.: 030 / 315 10-226 patrick.schulze@ berlin.ihk.de Konjunkturklima-Index Der aktuelle Wert für Berlin von 102 Punkten ist nur noch in ausgewachsenen Krisen unterboten worden Konjunkturklimaindikator 60 144 86 50 75 100 125 150 2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 jeweils zum Jahresbeginn, im Frühsommer und im Herbst 102 46 35 19 Geschäftslage JB 2025 58 20 22 JB 2025 28 27 40 5 JB 2025 57 23 19 JB 2025 47 30 24 FS 2025 60 19 21 FS 2025 20 25 48 7 FS 2025 57 21 21 FS 2025 gut befriedigend schlecht Geschäftserwartungen Investitionspläne Beschäftigungspläne gleichbleibend günstiger ungünstiger steigend gleichbleibend fallend steigend gleichbleibend fallend keine Abweichungen zu 100 ergeben sich durch Rundungen. Einschätzungen, Erwartungen und Pläne Insgesamt haben sich die Ergebnisse im Vergleich zum Jahresbeginn eher verschlechtert (Angaben in Prozent) vollständig entzieht, scheint aktuell wenig wahrscheinlich. Die Beurteilung der Geschäftslage durch die Unternehmen in der aktuellen Frühsommer-Umfrage der IHK Berlin fällt mit fünf Punkten deutlich schlechter aus als noch zu Jahresbeginn. Dabei ist sowohl die Zahl der positiv gestimmten Unternehmen gesunken als auch die Anzahl negativ Gestimmter gestiegen. Die Erwartungen bleiben weiterhin überwiegend pessimistisch, wenn auch knapp. Ein positives Signal senden die Erhebungsergebnisse damit nicht. Der Geschäftsklima-Index fällt auf 102 Punkte. Ein Wert, der allein in ausgewachsenen Krisen unterboten wird. So fiel der Indikator zu Beginn der Corona-Krise auf 60 und in der Energiekrise auf 86 Punkte. Schwache Dynamik auf dem Arbeitsmarkt Wenig überraschend sehen die Personalplanungen der Unternehmen entsprechend verhalten aus. Ebenso viele Unternehmen rechnen mit abnehmenden Beschäftigtenzahlen wie mit einer steigenden Anzahl an Mitarbeitern. Im Ergebnis ist nur mit einer schwachen Dynamik auf dem Arbeitsmarkt zu rechnen. Dabei signalisieren alle Branchen eine schwache Personalentwicklung. Ein weiterer kritischer Punkt ist die Investitionsbereitschaft der Unternehmen, die ebenfalls rückläufig ist. Viele Unternehmen zögern angesichts der unsicheren wirtschaftlichen Perspektiven, größere Investitionen zu tätigen. Dies wiederum hemmt das zukünftige Wachstumspotenzial und verstärkt gleichzeitig die bestehenden Unsicherheiten. Die Unternehmen bewerten die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen äußerst kritisch. Mit Blick auf ihr Wachstum stellen sie für zwei Drittel der Unternehmen ein Risiko dar. Auf den Plätzen zwei und drei der Nennungen liegen die Sorgen um den Inlandsabsatz mit 57 Prozent und die Arbeitskosten mit 54 Prozent. Der Fachkräftemangel, der viele Jahre den ersten Platz einnahm, liegt auf dem vierten Rang. Nur noch 44 Prozent der Unternehmen sehen durch diesen Faktor ihr Wachstum gehemmt. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die wirtschaftlichen Aussichten für Berlin derzeit alles andere als rosig sind. Sowohl auf Unternehmens- als auch auf Verbraucherseite überwiegen Zurückhaltung und Unsicherheit. Es bedarf gezielter wirtschaftspolitischer Maßnahmen, um das Vertrauen wiederherzustellen und die Grundlagen für eine nachhaltige wirtschaftliche Erholung zu schaffen. ■ An der Umfrage teilnehmen Gerne können Sie Teil der Konjunktur- umfrage und damit der wichtigsten Erhebung zur konjunkturellen Entwicklung in Berlin werden. Melden Sie sich einfach bei: patrick.schulze@ berlin.ihk.de FOTOS: GETTY IMAGES/JUSTIN CASE, FOTOSTUDIO CHARLOTTENBURG; GRAFIKEN: BW Konjunktur | 11 Berliner Wirtschaft 06 | 2025
Jan Eder als langjähriger Hauptgeschäftsführer verabschiedet: Rund 250 geladene Gäste kamen ins Ludwig Erhard Haus, um Tschüss zu sagen von Holger Lunau Berlin sagt Danke Kaum zu fassen. Nach 22 Jahren als Hauptgeschäftsführer betrat Jan Eder am 21. Mai ein letztes Mal die große IHKBühne. Und zu seiner offiziellen Verabschiedung aus dem Amt versammelte sich ein honoriges Publikum. Rund 250 geladene Gäste kamen ins Ludwig Erhard Haus, um die Ära des Wirtschaftskapitäns Revue passieren zu lassen und ihm Hochachtung zu erweisen. Darunter befanden sich neben Berlins Regierendem Bürgermeister Kai Wegner und seiner unmittelbaren Vorgängerin und heutigen Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey auch die Amtsvorgänger Michael Müller, Klaus Wowereit und Eberhard Diepgen, zudem aktive und frühere Senatsmitglieder, der frühere IHK- und DIHK-Präsident Dr. Eric Schweitzer, Spitzenvertreter aus Wirtschaft und Wissenschaft sowie Weggefährten aus dem IHK-Haupt- und Ehrenamt. „Jan Eder war über mehr als zwei Jahrzehnte die Konstante in der IHK Berlin“, betonte IHK-Präsident Sebastian Stietzel in seiner Laudatio. Er habe „die Kammer als relevante Größe und Stimme der Berliner Wirtschaft in der Stadt und insbesondere gegenüber der Politik etabliert. Auch intern entwickelte er die IHK weiter und machte aus ihr einen dynamischen Motor, der die Stadt aktiv mitgestaltet“, sagte Stietzel. Dabei habe er „immer die Bedürfnisse der Berliner Unternehmen im Blick gehabt und in der öffentlichen Debatte gerne den Finger in die Wunde gelegt“. An Jan Eder selbst war es dann, die Schlussworte zu sprechen: „22 Jahre Hauptgeschäfts- führer und 33 Jahre IHK Berlin sind eine lange Zeit. Es war mir eine große Ehre, so lange die Fahne und die Interessen der Berliner Wirtschaft gegenüber Politik und Verwaltung hochzuhalten. Das war nicht immer konfliktfrei, denn die Wirtschaft hatte – und hat – nicht immer einen leichten Stand in dieser Stadt. Zum Abschied wünsche ich mir und den Berliner Unternehmen deshalb, dass die Politik die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen so gestaltet, dass die Wirtschaft wieder wachsen kann.“ Und dann übergab er symbolisch den Staffelstab an seine Nachfolgerin Manja Schreiner, die bereits seit Jahres- beginn die IHK leitet. Als Referent in der damaligen Abteilung Recht und Stadtentwicklung hatte Jan Eder im Mai 1992 seine Laufbahn bei der IHK Berlin begonnen. Das Amt als Hauptgeschäftsführer übernahm er am 1. Januar 2003. Die IHK Berlin ist mit mehr als 340.000 Mitgliedsunternehmen die nach Mitgliedern zweitgrößte Kammer in Deutschland. ■ Großer Bahnhof für Jan Eder (Foto oben): Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (2. v. r.), Amtsvorgänger Michael Müller (2. v. l.), Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (l.), IHK-Präsident Sebastian Stietzel und IHK-Hauptgeschäftsführerin Manja Schreiner Jan Eder Langjähriger Hauptgeschäftsführer IHK Berlin Es war mir eine große Ehre, so lange die Fahne und die Interessen der Berliner Wirtschaft gegenüber Politik und Verwaltung hochzuhalten. FOTOS: AMIN AKHTAR AGENDA | Verabschiedung | 12 Berliner Wirtschaft 06 | 2025
Ausbildungsabgabe geht am Thema vorbei Das eigentliche Problem in der Berufsausbildung ist der Mangel an Basiskompetenzen bei Schulabgängern. Darüber brauchen wir dringend eine ehrliche Debatte Was derzeit in der Politik in Sachen Berufsausbildung diskutiert wird, lässt uns Berliner Unternehmer die Augen reiben. Ausbildung stärken: ja, gerne – aber bitte an der richtigen Stelle ansetzen. Ich spreche einmal für unser Haus: Seit über 80 Jahren bilden wir als Berliner Volksbank Menschen aus – mit Überzeugung, mit viel Leidenschaft und vor allem: über den eigenen Bedarf hinaus. Warum? Weil wir glauben, dass Ausbildung der Schlüssel zu langfristiger Fachkräftesicherung ist und unserem Wirtschaftsstandort zugutekommt. Und gerade angesichts des Fachkräftemangels investieren wir konsequent in die Berufsausbildung. Wohlgemerkt: aus Überzeugung, aus Verantwortung für junge Berufsstarter, unsere Branche und unsere Gesellschaft insgesamt. Unser Credo: Berufsausbildung ist wesentlicher Teil einer lebenswerten Zukunft. Wir handeln danach – und sehr viele andere Berliner Unternehmen auch. Was uns jedoch Sorge bereitet, ist nicht etwa ein Mangel an Ausbildungsplätzen – den gibt es längst nicht mehr –, sondern vielmehr ein Defizit an grundlegenden Kompetenzen bei vielen Schulabgängern. Die Art des Schulabschlusses macht da kaum einen Unterschied. Ob Abitur oder Mittlerer Schulabschluss, wir beobachten: Immer häufiger fehlt es an Basiskompetenzen, die früher selbstverständlich waren – sprachlicher Ausdruck, grundlegendes Rechenverständnis oder die Fähigkeit, sich über einen längeren Zeitraum zu konzentrieren. Hierin liegt das eigentliche Problem, welches viele Ausbildungsbetriebe tagtäglich spüren. Und genau an diesem Punkt braucht es dringend eine ehrliche Debatte. Irritierend und gleichermaßen durchschaubar wirkt es da, wenn nun eine Ausbildungsabgabe für Unternehmen eingeführt werden soll. Dieses Vorhaben geht zentral am Thema vorbei und bestraft die Falschen. Denn sie trifft vor allem jene Unternehmen, die sich ohnehin stark engagieren, und entlässt die eigentlichen Verantwortlichen aus der Pflicht des Handelns. Wen? Die Bildungspolitik. Sanktionen zulasten von Leistungsträgern sind immer schnell auf den Plan gerufen. Wer jedoch wirklich etwas verändern will, muss den Mut haben, sich mit dem Zustand unseres Schulsystems auseinanderzusetzen: Lehrpläne, Unterrichtsausfall, Ausstattung, Lehrerfortbildungen, Praxisnähe – all das sind Stellschrauben, an denen es anzusetzen gilt. Auch wir tragen unseren Teil bei. Nicht nur freiwillig seit vielen Jahren beim Berliner Schulpaten. Nein, wir nehmen auch die Verpflichtung an. Indem wir weiter ausbilden. Aus Verantwortung und Überzeugung. Und wir wünschen uns, dass dieser Einsatz nicht durch Symbolpolitik konterkariert, sondern durch echte Reformen unterstützt wird. ■ Meinung In der Kolumne „Auf den Punkt“ positionieren sich im monatlichen Wechsel Mitglieder des Präsidiums zu wirtschaftspolitischen Fragestellungen aus ihrer persönlichen Sicht. präsidiumsmitglieder beziehen stellung Carsten Jung ist Vorstandsvorsitzender der Berliner Volksbank eG und Mitglied im Präsidium der IHK Berlin FOTO: AMIN AKHTAR Auf den Punkt | 13 Berliner Wirtschaft 06 | 2025
Direkt vor dem Ludwig Erhard Haus sollen urbane Innovationen für die Zukunftsstadt getestet werden, gemeinsam mit Partnern und der Nachbarschaft von Stefan Borchardt Reallabor Fasanenstraße B erlin ist die Stadt der urbanen Innovationen. Start-ups, etablierte Unternehmen und Initiativen arbeiten – oft im Verbund mit wissenschaftlichen Einrichtungen – an innovativen Lösungen für die drängendsten Fragen im Stadtraum: Wie kann Abfallentsorgung noch nachhaltiger werden? Wie kann Nutzungskonkurrenz im öffentlichen Raum durch smarte Lösungen zum „Nutzungs-Miteinander“ werden? Und: Wie können selbst kleinste Stadtflächen für die nachhaltige Energiegewinnung genutzt werden? Lösungen für diese Herausforderungen werden häufig in Berlin erschaffen, kommen dann aber in anderen Städten zur ersten Anwendung. Das möchte die IHK Berlin ändern, direkt vor der eigenen Haustür. Passend zum diesjährigen Fokusthema der IHK Berlin, „Innovation“, soll in der Fasanenstraße zwischen Kant- und Hardenbergstraße ein Reallabor für Stadtinnovationen entstehen. Die Kernidee: Flächen auf und an der Straße werden für Test und Präsentation innovativer Lösungen genutzt, das Ludwig Erhard Haus und die IHK-eigenen Flächen werden einbezogen. Ob energieerzeugende Fußgängerwege, intelligente Lieferzonen, Vertical Farming oder smarte Ideen für Aufenthaltsqualität und urbane Gesundheit: Die Fasanenstraße, die typisch ist für zahlreiche Straßen in der Haupstadt, soll hierfür der Testraum werden. Kuratiert, unter dem „Dach“ des Reallabors. Start soll im kommenden Jahr sein Unterstützt wird die IHK Berlin von einem Konsortium aus dem Verein paper planes, der Belius GmbH, der Creative Climate Cities GmbH und Multiplicities. Damit das Reallabor 2026 starten kann, wird derzeit intensiv am Projektaufbau gearbeitet: Eine Betreiberstruktur entsteht ebenso wie ein Innovationsnetzwerk, Bezirksamt und Nachbarschaft sind dabei eng eingebunden. Zudem braucht es eine starke Marke und Öffentlichkeitsarbeit. Ist das geschafft, sollen durch einen ersten Challenge-Prozess innovative Lösungen prototypisch an der Fasanenstraße getestet werden. Erfahren Sie mehr über Innovation und knüpfen Sie Kontakte beim „Festival der Berliner Wirtschaft“ am 1 1. September dieses Jahres in der IHK Berlin (s. rechte Seite). Lernen Sie vor Ort auch das Projekt Fasanenstraße kennen – wir freuen uns auf den Austausch und darauf, Berlin gemeinsam weiterzudenken. ■ Stefan Borchardt, IHK-Public-Affairs-Manager Stadtentwicklung Tel.: 030 / 315 10-411 stefan.borchardt@ berlin.ihk.de Innovative Lösungen Auf Initiative der IHK Berlin soll die Fasanenstraße zum Testraum für smarte urbane Tools werden FOTO: MATTHIAS HESKAMP/PAPER PLANES E. V.; GRAFIK: CREATIVE CLIMATE CITIES GMBH 2025 Berliner Wirtschaft 06 | 2025
Technologische Implementierung Interaktive Gestaltung Innovative Nutzungskonzepte Wie bleibt Ihr Unternehmen zukunftsfähig? Die Innovationen, die dafür notwendig sind, stehen im Zentrum des „Festivals der Berliner Wirtschaft“ am 11. September im Ludwig Erhard Haus. Das Event bietet praxisnahe Lösungen, Impulse von anderen Berliner Unternehmen und zahlreiche Networking-Möglichkeiten. In diesem Jahr stehen drei zentrale Themen im Fokus: Innovationsstrategien und Mindset, Digitalisierung und KI sowie Regulierung und Finanzierung. Dabei richtet sich der Blick auch darauf, wie Mitarbeitende Innovationen mitgestalten und Netzwerke sowie Partnerschaften zur Zielerreichung beitragen können. Zudem wird aufgezeigt, welche kreativen Lösungen der Prozessoptimierung dienen. Experten erläutern in der Diskussion mit der IHK und den Teilnehmern, welche neuen Technologien für KMU schon heute geeignet sind, wie sie sinnvoll eingesetzt werden und welche ethischen Fragen durch den Einsatz von KI entstehen. Die praktische Umsetzung von Innovationen im Unternehmen bestimmt das ganze Tagesprogramm, alles dreht sich um Machbarkeit und handfeste Unterstützung. Bei Themen wie Datenschutzvorgaben, Wettbewerbsvorteile durch Zertifizierungen sowie verfügbare Förder- und Finanzierungsmöglichkeiten gibt die IHK den Teilnehmern praktische Instrumente an die Hand. Neben Networking-Sessions, Podiumsdiskussionen, Erfahrungsberichten und Workshops gibt es auch Einzel-Beratungen, in denen Unternehmen erste Fragen zu Fördermitteln, Datenschutz, Digitalisierung oder Patentanmeldungen klären können. Für ungestörtes Arbeiten zwischendurch steht der neue Co-Working-Space der IHK zur Verfügung. Musik und Drinks werden am Abend das Programm abrunden. sabe Mit Innovationen in die Zukunft IHK-Festival am 11. September bietet praxisnahe Lösungen für Unternehmen an Labor für die Zukunftsstadt Der Weg führt von der Gestaltung über passende Technologien zu Nutzungskonzepten und schließlich zu innovativen Lösungen Festival 2025 Weitere Informationen und Anmeldung unter: ihk.de/berlin/innovation Julia Knack, IHK-Fachreferentin Nachhaltigkeit Tel.: 030 / 315 10-846 julia.knack@berlin.ihk.de Christina Lüdtke, IHK-Fachreferentin Start-ups & Finanzierung Tel.: 030 / 315 10-405 christina.luedtke@ berlin.ihk.de Innovationen | 15 Berliner Wirtschaft 06 | 2025
Für Tesla-Manager Alexander Riederer von Paar ist für Unternehmen die Frage der Zuständigkeiten zentral Berlins Umwelt- senatorin Ute Bonde betonte, dass der Speicherausbau für Berlin essenziell sei Vertreterinnen und Vertreter aus Berlin, Sachsen und Brandenburg kamen Mitte Mai im Ludwig Erhard Haus zum Wasserkongress zusammen von Larissa Scheu Gemeinsam Ressourcen sichern AGENDA | Wasserkongress | 16
Weniger Niederschläge und zunehmende Trockenheit sorgen in weiten Teilen Ostdeutschlands für sinkende Grundwasserstände. So sind regional geplante Ansiedlungen mangels Wasserverfügbarkeit bereits gescheitert. In Zeiten steigender Wasserbedarfe und abnehmender Grundwasserressourcen wird die Versorgungssicherheit zu einer Schlüsselfrage für die Wirtschaft der Länder Berlin, Brandenburg und Sachsen. Sie war zentraler Diskussionspunkt beim länderübergreifenden Wasserkongress am 12. und 13. Mai in der IHK Berlin. Rund 270 Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft tauschten sich im Ludwig Erhard Haus über die Folgen des Klimawandels sowie des Kohleausstiegs für den Wasserhaushalt aus. Die Auswirkungen betreffen Industrie sowie Land- und Forstwirtschaft genauso wie den Tourismus und die Bevölkerung. Mit Blick auf Strategien und Maßnahmen für eine sichere Wasserversorgung offenbarte der Kongress das Potenzial der länder- und branchenübergreifenden Kooperation bei der Erarbeitung von Lösungsansätzen. Zu den Veranstaltern des Kongresses gehörten neben den IHKs aus den drei Ländern die Landesgruppen Berlin-Brandenburg und Sachsen des Verbands kommunaler Unternehmen (VKU) sowie der Verein Berliner Kaufleute und Industrieller (VBKI). Länder können Lasten nicht allein tragen Die Vorhaltung ausreichender Wasserrechte, die Beschleunigung von wasserrechtlichen Genehmigungen und die finanzielle Unterstützung beim Infrastrukturausbau und -erhalt sind für den Erfolg der Bemühungen von großer Bedeutung. Daher wird die im Koalitionsvertrag des Bundes angekündigte Einrichtung eines „Bund-Länder-Gremiums Wasser“ ausdrücklich begrüßt. Das Gremium soll helfen, Maßnahmen gegen Wassermangel – etwa an der Spree – länderübergreifend anzugehen und die Finanzierung notwendiger Infrastruktur zu sichern. Manja Schreiner, Hauptgeschäftsführerin der IHK Berlin, hebt hervor: „Die gute Zusammenarbeit zur Bewältigung der Folgen des Kohleausstiegs muss konsequent weitergeführt werden. Die Länder können die finanziellen Lasten nicht allein tragen.“ Wie gelingt der Wandel vom schnellen Wasser- abfluss hin zur Wasserspeicherung in der Landschaft? Mit dieser Leitfrage war die Veranstaltung bereits am Vortag gestartet – bei einer Exkursion konnten sich die Teilnehmer über das Schwammstadtprojekt an der Rummelsburger Bucht in Berlin informieren, mit einem anschließenden Netzwerkabend auf der Spreefahrt. Am nächsten Tag folgte ein Austausch zwischen Abgeordneten, Unternehmen und Wasserversorgern aus Berlin-Brandenburg und Sachsen, bei dem deutlich wurde, dass Politik und Wirtschaft bereit sind, gemeinsam Lösungen zu gestalten. Insgesamt boten die zahlreichen Pitches und Fachforen vielfältige Perspektiven, das galt auch für die Podiumsdiskussion mit Ute Bonde, Berliner Senatorin für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt, Brandenburgs Umweltstaatssekretär Gregor Beyer, Tesla-Manager Alexander Riederer von Paar, BWB-Finanzvorstand Frank Bruckmann sowie Heiko Zien vom Verband Nord- und Ostdeutscher Papierfabriken. Heiko Zien brachte die Problematik auf den Punkt: Ohne langfristige Wassersicherheit drohen Produktionsausfälle – mit direkten Folgen für die Wirtschaft. Auch Manja Schreiner betonte stellvertretend für die veranstaltenden IHKs die Bedeutung einer verlässlichen und bezahlbaren Wasserversorgung für die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft. Dr. Christoph Schulte vom Umweltbundesamt wies darauf hin, dass trotz sinkender Entnahmen – vor allem im Energiesektor – das Wasserangebot zurückgeht, während der Bedarf in der Landwirtschaft steigt. Zukunftsfähige Konzepte und effiziente Strukturen seien daher unerlässlich. Wie Ute Weiland, Geschäftsführerin des VBKI, hervorhob, sei die Hauptstadtregion durch Extremwetter besonders gefordert. Sie plädiert für mehr Speicher, Wasserwiederverwendung und eine konsequente Umsetzung des Schwammstadtprinzips. Auch Senatorin Ute Bonde unterstrich, dass Berlin seinen Trinkwasserbedarf nicht allein decken könne – der Speicherausbau sei essenziell. Die Frage der Zuständigkeiten für Unternehmen bezeichnete Alexander Riederer von Paar als zentral. Tesla habe gerade einen Erschließungsvertrag abgeschlossen – nach aufwendigen Verhandlungen mit zahlreichen Akteuren. Nicht jedes Unternehmen könne sich so etwas leisten. Julian Büche von der VKU-Landesgruppe Berlin-Brandenburg forderte, Wasserrechtsverfahren auf maximal drei Jahre zu begrenzen, um Versorgern mehr Flexibilität auf veränderte Bedarfe, etwa durch Industrieansiedlungen, zu ermöglichen. Einigkeit herrschte bei allen über die Notwendigkeit der länder- und branchenübergreifenden Zusammenarbeit. ■ Manja Schreiner Hauptgeschäftsführerin IHK Berlin Die gute Zusammenarbeit zur Bewältigung der Folgen des Kohleausstiegs muss konsequent weitergeführt werden. Larissa Scheu, IHK-Public-Affairs- Managerin Energie- und Klimaschutzpolitik Tel.: 030 / 315 10-686 larissa.scheu@ berlin.ihk.de FOTOS: IHK BERLIN/KONSTANTIN GASTMANN Wasserkongress | 17 Berliner Wirtschaft 06 | 2025
Die IHKs aus Berlin und Brandenburg laden am 30. Juni zur Wirtschaftskonferenz ein, es geht um Lösungen für die Infrastruktur rund um den BER von Dr. André Schmiljun Airport- Region muss durchstarten Die infrastrukturellen Herausforderungen der Airport-Region Berlin-Brandenburg stehen im Zentrum der Diskussion, zu der die Industrie- und Handelskammern zu Berlin, Potsdam, Cottbus und Ostbrandenburg am 30. Juni ins Ludwig Erhard Haus einladen. Die Konferenz bringt Vertreter aus der Wirtschaft, der Wissenschaft und der Politik zusammen mit dem Ziel, Lösungen für die drängenden verkehrsspolitischen Fragen der Region um den Flughafen zu erarbeiten. Zu den politischen Gästen, die an der Wirtschaftskonferenz teilnehmen werden, gehören der brandenburgische Ministerpräsident, Dr. Dietmar Woidke, Berlins Regierender Bürgermeister, Kai Wegner, und Daniel Keller, brandenburgischer Wirtschaftsminister. Neben den Wirtschafts- und politischen Impulsen wird auch eine Podiumsdiskussion Teil der diesjährigen Wirtschaftskoferenz sein. Darüber hinaus erwarten die Teilnehmer Beiträge aus der Wirtschaft, unter anderem von Flughafenchefin Aletta von Massenbach, Stephan Erler von easyJet, der Deutschen Bahn, dem Bundesverband der Deutschen Fluggesellschaften, der Lutra GmbH sowie der Rieck Logistik GmbH. In zwei Fachpanels, die sich mit den Themen Straßen- und Schifffahrtsverkehr sowie Luft- und Schienenverkehr befassen, kommen Expertinnen und Experten zusammen, um über aktuelle Herausforderungen und Chancen für die Wirtschaft der Metropolregion zu diskutieren. Dabei werden die Engpässe auf den Straßen der Region, die durch steigende Fluggastzahlen und neue Gewerbeansiedlungen wie Tesla entstehen, thematisiert. Es wird auch darum gehen, wie und unter welchen Voraussetzungen der Güterverkehr auf die Wasserwege verlagert werden kann. Zudem werden die Ausbau- und Wachstumspläne der Airlines am BER sowie die Schienenverkehrsanbindung des Flughafens in den Blick genommen. Ziel ist es, insgesamt über den Status quo der Verkehrsanbindungen in der Region zu sprechen und Anregungen sowie Wünsche an die Politik zu formulieren. ■ Damit der BER und damit auch die Region richtig abheben können, muss auch die Infrastruktur optimiert werden Karina Stolte, IHK-Public-Affairs-Managerin Stadtentwicklung Tel.: 030 / 315 10-446 karina.stolte@berlin.ihk.de Anmeldung Weitere Informationen und die Möglichkeit zur Registrierung auf der IHK-Website unter: ihk.de/berlin/wiko2025-bw Robert Rückel Vizepräsident IHK Berlin Der BER braucht endlich die Anbindung, die seinem Anspruch als Hauptstadtflughafen gerecht wird. FOTOS: PA/DPA/PATRICK PLEUL, IHK BERLIN/AMIN AKHTAR AGENDA | Wirtschaftskonferenz | 18 Berliner Wirtschaft 06 | 2025
Die Metropolregion soll zu einem Leuchtturm für Innovation und Nachhaltigkeit werden, so die Initiative Global Goals für Berlin. Ihr Ziel: die Expo 2035 in die Hauptstadt holen Vision für Berlin Teilhabe ermöglichen soll und damit den internationalen Wissenstransfer optimiert. Auf dem Weg dahin werden zu verschiedenen Anlässen die 17 SDGs erlebbar und sichtbar gemacht, um einer breiteren Öffentlichkeit den Mehrwert der Erreichung dieser Ziele zu vermitteln. In diesem Zusammenhang ist die Verleihung eines Global Goals Award im Bereich ökologischer, ökonomischer und sozialer Innovation geplant für Projekte, die in der Metropolregion wirkungsvoll Nachhaltigkeitsziele verfolgen. Eine Expo 2035 in Berlin würde nicht nur die internationale Sichtbarkeit der Stadt erhöhen, sondern auch bedeutende wirtschaftliche Impulse setzen. Fachleute schätzen, dass durch den Ausbau der Infrastruktur, die Belebung des Tourismus und die Schaffung neuer Arbeitsplätze erhebliche positive volkswirtschaftliche Effekte erzielt werden können. Die Vorbereitung und Durchführung einer Weltausstellung dieser Größenordnung zieht Investitionen in Milliardenhöhe nach sich, die insbesondere Bauwirtschaft, Dienstleistungssektor und Innovationsbereich stärken. Die aktive Beteiligung und Einbindung der Stadtgesellschaft sind der Schlüssel für eine erfolgreiche Bewerbung zur Expo 2035. bw Das Team der Initiative Global Goals für Berlin auf der Baustelle des Estrel Towers Die zivilgesellschaftliche Initiative Global Goals für Berlin möchte die Metropolregion bis 2035 im gemeinschaftlichen Miteinander zu einem Leuchtturm für Lebensqualität, Innovation, Nachhaltigkeit und Freiheit im Europa des 21. Jahrhunderts entwickeln. Als Rahmen dienen die 17 Nachhaltigkeitsziele (SDGs) der UN, um die ökologischen, ökonomischen und sozialen Transformationen ganzheitlich – und mit Freude – voranzubringen. In diesem Kontext verfolgt der Verein das ambitionierte Ziel, die Expo 2035 nach Berlin zu holen. Die Weltausstellung soll als global sichtbare Veranstaltung die Region als Reallabor für urbane Innovationen und gesellschaftlichen Wandel präsentieren. Die Expo 2035 wäre damit nicht nur ein Großevent, sondern Ausdruck der Vision, eine nachhaltige, soziale und zukunftsorientierte Stadtentwicklung voranzutreiben. Das Konzept für eine mögliche Bewerbung um die Expo 2035 wird von einem Expertengremium aus renommierten Architektinnen und Stadtplanern gemeinsam mit der Expo 2035 Berlin GmbH erarbeitet. Parallel dazu entwickelt ein Future Council ein Konzept für eine virtuelle Expo, die als digitale Erweiterung die weltweite Global Goals für Berlin Weitere Informationen zur Initiative gibt es auf der Website, über die sich auch Privat- personen wie Unternehmen als Mitglied anmelden können: globalgoalsberlin.de FOTO: GLOBAL GOALS Initiative | 19 Berliner Wirtschaft 06 | 2025
INHALT 24 Eintauchen in die Geschichte Das Deutschlandmuseum vermittelt Wissen lebendig 26 Hinter der roten Maske 40 Jahre große Kleinkunst im Mehringhof-Theater 27 Sport, Freizeit, cool BeachMitte: Location für vielfältige Aktivitäten 28 „Das Vor-Corona-Niveau erreichen wir vielleicht nie wieder“ Fernsehturm-Chefin Anja Nitsch im Interview Berliner Wirtschaft 06 | 2025 fokus
Lieb und teuer Berlins Attraktionen locken jährlich Millionen Besucher aus aller Welt. Vom touristischen Angebot profitieren auch die Bewohner. Steigende Kosten können die Erfolgsstory gefährden von Almut Kaspar ßen können. Im 1969 eröffneten Fernsehturm lassen sich Jahr für Jahr rund eine Million Gäste in luftige Höhen chauffieren, nicht nur zur Aussichtsplattform, sondern auch ins darüberliegende DrehRestaurant. Das war bis Ende Mai wegen Umbauarbeiten geschlossen – jetzt hat es wieder geöffnet, unter Leitung des Spitzenkochs Tim Raue. Im neuen „Sphere Tim Raue“ gibt es Klassiker der Berliner und Brandenburger Küche mit der für Raue typischen „Aromenwelt aus Süße, Säure und Schärfe“. Das Reichstagsgebäude, das 1995 vom Künstlerpaar Christo und Jeanne-Claude zwei Wochen lang komplett verhüllt worden war und Millionen Schaulustige anzog, gehört mit dem Fernsehturm zu den Must-sees der Hauptstadt. Beliebt sowohl bei Touristen aus dem In- und Ausland als auch bei Einheimischen, stehen sie beispielhaft dafür, wie Die Kuppel aus Stahl und Glas ist 800 Tonnen schwer, mehr als 23 Meter hoch und hat einen Durchmesser von 40 Metern. Innen winden sich zwei Wege spiralförmig nach oben zur Aussichtsplattform und wieder hinunter zur Dachterrasse mit Restaurant. Das Bauwerk, 1999 fertiggestellt, thront über dem Reichstagsgebäude, dem Sitz des Deutschen Bundestags. Die Besucher – drei Millionen pro Jahr – können in dieser Glaskuppel den 630 Abgeordneten, die unten im Plenarsaal tagen, buchstäblich auf den Kopf steigen. Oder über das Regierungsviertel hinweg zum Fernsehturm am Alexanderplatz schauen. Mit 368 Metern ist der das höchste Gebäude Berlins. In nur 40 Sekunden bringen Fahrstühle die Besucher zum Aussichtsgeschoss in 200 Metern Höhe, wo sie einen 360-Grad-Blick über das Häusermeer genie- » FOTOS: GETTY IMAGES/MARTIN DEJA, GETTY IMAGES/MASKOT, GETTY IMAGES/MATEJ KASTELIC/500PX, GETTY IMAGES/LUIS ALVAREZ, GETTY IMAGES/VIEW STOCK RF; ARTWORK: ASCS/CLARA NABI Tourismus | 21 Berliner Wirtschaft 06 | 2025
sich Berlin permanent wandelt und immer noch attraktiver werden kann. Wie in keiner anderen deutschen Großstadt gibt es hier einen vielfältigen Mix an Erlebnis- und Freizeitangeboten, die ständig ausgebaut und erweitert werden – was Berlin zu einem der begehrtesten Städtereiseziele macht. Im vergangenen Jahr checkten in den 725 Beherbergungsbetrieben 12,7 Millionen Besucher ein, 5,2 Prozent mehr als im Vorjahr. 42 Prozent davon kamen aus dem Ausland. „Die Gästezahlen liegen inzwischen bei über 90 Prozent des Niveaus des Vor-Corona-Jahres 2019“, weiß Sabine Wendt, Geschäftsführerin von visitBerlin, der offiziellen Berliner Agentur für Tourismus- und Kongress-Marketing. „2024 haben wir erstmals seit der Pandemie wieder die 30-Millionen-Marke bei den Übernachtungen überschritten, womit wir uns in den Top Ten der europäischen Metropolen etwa auf Augenhöhe mit Rom befinden.“ Mit dem Tourismuskonzept 2018+ – Qualität statt Quantität, Nachhaltigkeit, Lenkung der touristischen Nachfrage aus der stark frequentierten Innenstadt – habe Berlin einen neuen Standard für die Visitor Economy gesetzt. „Es geht darum, eine Stadt zu entwickeln, in der sich sowohl Touristen als auch Einheimische gleichermaßen wohlfühlen.“ So werden zum Beispiel mit der App „Going Local“ oder gezielten Kiez-Kampagnen Gäste inspiriert, Attraktionen auch außerhalb der zentralen Bezirke zu besuchen – beispielsweise das DDR Museum Depot in Marzahn, die SurfEvent-Location Wellenwerk in Lichtenberg oder das wiedereröffnete Schloss auf der Pfaueninsel in Wannsee –, was wiederum auch die Bewohner der Randbezirke bereichert. Vom Tourismuskonzept 2018+ profitiere die ganze Stadt, sagt Franziska Giffey, Senatorin für Wirtschaft, Energie und Betriebe: „Mit knapp 17 Milliarden Euro Umsatz und einem Anteil von 6,6 Prozent an der gesamten Wirtschaftsleistung Berlins ist der Tourismus ein wichtiges Standbein unserer Wirtschaft.“ Den Sparkurs des Senats bezeichnet Senatorin Giffey als Kraftakt. „Die Kürzungen im Kunst- und Kulturbereich bleiben natürlich nicht unbemerkt, insbesondere in der Szene selbst – das kulturelle Angebot ist aber einer der großen Anziehungspunkte für unsere Gäste und wird weiter in großer Vielfalt Menschen begeistern, mit gut einer Milliarde Euro Landesförderung im Jahr.“ Giffey gibt zu bedenken: „Ohne die vielen Nicht-Berlinerinnen und -Berliner blieben viele Säle, Museen und Vorführungen leer, denn ein großer Teil der Nachfrage kommt von außen.“ Das sieht auch Robert Rückel so, der Vizepräsident der IHK Berlin: „Zwischen der Tourismus- und der Freizeitwirtschaft gibt es im Grunde kaum einen Unterschied.“ Von den Angeboten für die Gäste der Stadt profitierten auch die Einheimischen: „Die touristische Nachfrage steigert die Attraktivität einer Stadt – ohne Touristen hätte Berlin keine drei Opernhäuser und nicht über 20 Sternerestaurants.“ Der ehrenamtliche IHK-Vizepräsident glaubt, „dass ein gutes Angebot an Freizeit- und Tourismus-Highlights sowohl Berlins Einwohnerschaft als auch die Besucher der Hauptstadt gleichermaßen überzeugen kann“. Zwei dieser Highlights betreibt Rückel selbst: neben dem Deutschen Spionagemuseum das vor zwei Jahren eröffnete Deutschlandmuseum, ein weltweit einzigartiger Mix aus Geschichtsmuseum und Freizeitpark-Elementen (siehe S. 24). Internationaler Leuchtturm der Kultur „Berlin als internationaler Leuchtturm der Kultur“, wie es der Regierende Bürgermeister, Kai Wegner (CDU), formuliert, strahlt nicht nur mit einer Vielzahl von Museen und Theatern, sondern auch mit seinen Kabarett- und Kleinkunst-Bühnen. Die ältesten sind die Ende 1949 gegründeten Stachelschweine, wo einst schon der legendäre Wolfgang Neuss auf die Pauke haute, die Distel, die es seit 1953 im Osten der Stadt gibt, und die Wühlmäuse, die nach fast 65 Jahren immer noch von Dieter Hallervorden geleitet werden. Seinen 40. Geburtstag hat gerade das Mehringhof-Theater (siehe S. 26) gefeiert. Neben weiteren einschlägigen Spielstätten, darunter die Berliner Kabarett 12,7 Mio. Gäste übernachteten 2024 in den 725 Beherbergungsbetrieben Berlins – ein Plus von 5,2 Prozent zum Vorjahr und gut 90 Prozent des Vor-Corona-Niveaus. 70 500 Business-Events zählte visitBerlin im Jahr 2023, mehr als 2019 (66.850) noch vor der Pandemie und ein immenser Zuwachs im Vergleich zu 2020/21 (20.000 jährlich). FOTOS: DBRNJHRJ/STOCK.ADOBE.COM, GETTY IMAGES/THE IMAGE BANK/ BRIAN HAGIWARA, GETTY IMAGES/MASKOT; ARTWORK: ASCS/CLARA NABI FOKUS | Tourismus | 22 Berliner Wirtschaft 06 | 2025
Anstalt BKA oder die Bar jeder Vernunft, strapazieren auch jüngere Etablissements die Lachmuskeln ihres Publikums: der Downstairs Comedy Club in Mitte zum Beispiel oder der Mad Monkey Room in Prenzlauer Berg. Wettbewerbshemmnis City Tax Obwohl er die weitere Entwicklung des Berlin-Tourismus optimistisch sieht, warnt IHK- Vizepräsident Rückel: „Wir müssen die Preise im Blick behalten – nicht nur Flüge sind deutlich teurer geworden, sondern auch Attraktionen, Gaststätten und Hotels, nicht zuletzt durch die City Tax.“ Diese auf nun 7,5 Prozent erhöhte Übernachtungssteuer sei ein klares Wettbewerbshemmnis, sagt Christian Andresen, Präsident des Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga Berlin. „Wenn man davon ausgeht, dass Reisende über ein festes Budget verfügen, bleibt bei spürbaren Teuerungen am Ende weniger Spielraum für Ausgaben in Gastronomie, Kultur oder Handel.“ Das schwäche den gesamten touristischen Wertschöpfungskreislauf in der Stadt. „Die Auswirkungen der lahmenden Konjunktur erfahren unsere Betriebe unmittelbar – vor allem durch eine spürbare Kaufzurückhaltung der Gäste“, so Andresen. „Viele Menschen müssen den Gürtel enger schnallen; spontane Restaurant-Besuche oder Wochenendtrips werden seltener.“ Hinzu kämen die massiv gestiegenen Energie- und Lebensmittelpreise, weiterhin hohe Personalkosten und teils erhebliche Steigerungen bei Mieten und Pachten. Deshalb hofft der Dehoga-Präsident, dass sich Berlin wieder stärker als internationaler Tagungs-, Messe- und Kongress-Standort positionieren kann. „Nach den pandemiebedingten Einbrüchen hat sich die Berliner Veranstaltungsbranche deutlich erholt“, sagt visitBerlin-Geschäftsführerin Sabine Wendt. „Von 20.000 jährlichen Business-Events 2020/21 stieg die Zahl der Veranstaltungen auf 70.500 im Jahr 2023 – deutlich mehr als 2019, als 66.850 Events gezählt wurden.“ Große Medizin-Kongresse mit Tausenden Teilnehmenden tagen wieder in der Stadt, und auch die Digital- und Technologie-Branche trifft sich in Berlin – nach der Gitex Europe mit rund 40.000 Gästen und der re:publica mit 20.000 Besuchern stehen im Juli der WeAreDevelopers World Congress und im September Europas größtes KI-Festival Big Bang an. „Ebenfalls im September bringt unser Klassiker IFA, die Internationale Funkausstellung, wieder mehr als 200.000 Gäste auf das Gelände der Messe Berlin.“ ■ Robert Rückel Vizepräsident IHK Berlin Ohne Touristen hätte Berlin keine drei Opernhäuser und nicht über 20 Sternerestaurants. Simone Blömer, IHK-Key-Account- Managerin Handel, Tourismus und Gastgewerbe Tel.: 030 / 315 10-432 simone.bloemer@ berlin.ihk.de Berliner Wirtschaft 06 | 2025 Tourismus | 23 BYE BYE FESPA BERLIN ES WAR UNS EIN FEST! DANKE FÜR EUREN BESUCH FINDET UNS AUF DEN NÄCHSTEN EVENTS EUROSHOP 2026
Das mehrfach ausgezeichnete Deutschlandmuseum setzt auf immersive Erlebniswelten und gezielt eingesetzte Exponate Eintauchen in die Geschichte Robert Rückel ist Gründer und Geschäftsführer des 2023 eröffneten Deutschland- museums Was er neben seinem Deutschen Spionagemuseum am Leipziger Platz präsentieren wollte, sollte ein Geschichtsmuseum der Superlative werden: einzigartig und spektakulär. Robert Rückels Vorhaben fußte auf einschlägigen Erfahrungen: „Als Museumsfan hatte ich meine Familie schon oft in diverse Geschichtsmuseen geschleppt“, sagt er, „und meistens waren die Kinder sehr schnell gelangweilt, weil die meisten Museen zwar tolle Exponate zeigen, aber keine Geschichten erzählen.“ Ihm sei schnell klar geworden, dass er dafür auf immersive Welten setzen musste – die Besucher des neuen Deutschlandmuseums sollten mit modernster Technik eintauchen können in die historischen Epochen, sollten 2.000 Jahre deutsche Geschichte sehen, hören, fühlen und sogar riechen können. „Das konnte mir kein normaler Museumsgestalter bauen, weshalb ich mich in der Film- und Freizeitpark-Branche umgeschaut habe.“ So stieß Rückel auf Chris Lange vom Creative Studio Berlin, der schon die Wasserwelt Rulantica und andere Attraktionen des Europa-Parks in Rust Robert Rückel Durch automatisiertes Dynamic Pricing erhält jeder Zeit-Slot einen anderen Preis. FOTO: RETO KLAR/FUNKE FOTO SERVICES Berliner Wirtschaft 06 | 2025 FOKUS | Tourismus | 24
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