Berliner Wirtschaft Juni 2022

lie gehörte, lag direkt am Hegelplatz, und an der Fassade war mit großen Buchstaben „H. Windler, Königl. Hoflieferant, Fabrik chirurg. Instrumente, Bandagen, Apparate, Krankenpflege“ zu lesen. Die Firma erhielt auf den Welt- und Gewerbeaus- stellungen in Deutschland und im Ausland viele Medaillen, darunter die Goldene Staatsmedaille von 1879. Anfang der 1890er-Jahrewurde Georg Windler Mitinhaber. Nur ein paar Jahre später leitete die neue Generation mit Georg und M. Windler das Unternehmen. Sie erweiterten nicht nur die Pro- duktpalette, sondern auch den Firmensitz. 1901 wurde das Gebäude am Hegelplatz abgerissen und neu errichtet. Das Wohn- und Geschäfts- haus hatte seine Fassade zur Platzseite, und das Fabrikgebäude entstand in der Bauhofstraße 11. Das Verkaufslager verlegte man in die Friedrich- straße 133 a. Neben den chirurgischen Instrumen- ten stellte H. Windler jetzt auch Operationsmö- bel, Hörrohre, Krankenpflegeapparate und -fahr- stühle her. H. Windler exportierte seine Waren auch ins Ausland und unterhielt ein Zweigge- schäft in St. Petersburg. 1922 wurde das Unternehmen in eine Aktien- gesellschaft und 1941 in eine Kommanditgesell- schaft umgewandelt. Ab 1948 war Alfred Ulbrich persönlich haftender Gesellschafter, die Kom- manditisten waren weiterhin Familienmitglie- der. Der neue Sitz wurde die Genthiner Straße 8. Zudem gab es verschiedene Filialen in Berlin. In den 1950er-Jahren arbeiteten 50 Mitarbeiter für das Unternehmen, es wurden Produkte in die USA, in die Schweiz, nach Holland und nach Süd- westafrika exportiert. Schon in den 1960er-Jahren liefen die Geschäfte schlechter. Es gab immer wieder Beschwerdenwegen Lieferengpässen. 1977 wurde das Unternehmen aufgelöst. ■ M öge das vorliegendeWerk beitragen hel- fen zum erfolgreichen Ringen gegen Krankheit und Gebrechen!“, steht im Vorwort des Haupt-Katalogs des König- lichen Hoflieferanten H. Windler von 1912. In die- sem Katalog finden sich Chirurgie-Instrumente, Krankenhausmöbel, Bandagen, Apparate zur Orthopädie, Sterilisation und Krankenpflege. Der Beginn des Unternehmens liegt im Jahr 1819, in dem der „chirurgische Instrumenten- macher“ J. G. Windler in der Mittelstraße 4 sein Geschäft eröffnete. Wer das Unternehmen nach dessen Tod um 1838 weiter geleitet hat, ist nicht bekannt. Aber 1844 erhielt es bei der Gewerbeaus- stellung die Fortschrittsmedaille. Der Namens- geber des Unternehmens war der chirurgische Instrumentenmacher, Bandagist und private Wundarzt H. Windler. Die Geschäfte schienen gut zu gehen. Ab 1865 war H. Windler Hoflieferant und hatte seinen Sitz in der Dorotheenstraße 3. Das Haus, das der Fami- Das Berliner Unternehmen H. Windler produzierte medizinische Produkte in großem Stil und exportierte seine Waren auch ins Ausland von Tania Estler-Ziegler (BBWA) Operatives Geschäft Zugang zum Wirtschaftsarchiv Die Bestände des Berlin-Brandenburgischen Wirtschaftsarchivs (BBWA) können nach Vereinbarung eingesehen werden. Kontakt und Infos: bb-wa.de 1901 entstand das Fabrikgebäude in der Bauhofstr. 11, im dritten Stock lag der sogenannte Instrumentensaal FOTOS: BBWA 47 IHK BERLIN | BERLINER WIRTSCHAFT 06 | 2022 BRANCHEN | Historie

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