Berliner Wirtschaft Juni 2022

viele Jahre gerne orientierten.“ In den 1980er-Jah- ren wurde dann der Konkurrenzdruck zu groß, 1987 wurde die Firma verkauft. Anschließend blickte Johannes Kamm im zweiten Teil der Veranstaltung auf „750 Jahre Bäcker-Innung Berlin – heute undmorgen“. Dabei spannte der Geschäftsführer der Bäcker-Innung Berlin einen Bogen von der Gründung der Innung durch acht Bäcker im Jahr 1272 über die wech- selvolle Geschichte in Kaiserzeit und National- sozialismus bis in das Jahr 2022. „Pünktlich zum 750. Geburtstag der Berliner Bäcker-Innung feiert Berlin eine Renaissance des Bäcker-Handwerks“, freute sich Johannes Kamm. „In den vergangenen Jahren ist das Interesse der Gesellschaft an hoch- wertigen und regionalen Backprodukten gewach- sen, die Bäckereibetriebe in der Hauptstadt befin- den sich in einem Aufschwung.“ Inzwischen gibt es wieder 145 in der Hand- werksrolle eingetragene backende Betriebe in Berlin. Auch das Interesse an einer Ausbildung wächst stark an. Nicht nur die Zahl der Auszu- bildenden im Bäcker-Handwerk ist in den letz- ten Jahren deutlich gestiegen, vermehrt zieht es auch Menschen mit abgeschlossenem Studium oder Abitur in das Bäcker-Handwerk. So wird Brot auch in Zukunft in aller Munde bleiben.  ■ Johannes Kamm Geschäftsführer Bäcker-Innung Berlin Pünktlich zum 750. Geburtstag der Berliner Bäcker-Innung feiert Berlin eine Renaissance des Bäcker- Handwerks. führte erneut durch den Industriekulturabend, dieses Mal ging es um „Brot aus Berlin – Paech- Brot und die Zukunft des Backens“. Wie Berliner Unternehmer den Transforma- tionsprozess der Brotproduktion von der hand- werklichen zur industriellen Produktionsweise vorantrieben, stand im Mittelpunkt des ersten Veranstaltungsteils. Zu den Taktgebern der Her- stellung von Brot im industriellen Maßstab zählte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts die Ber- liner Wittler GmbH. Gegründet 1898 als Bäckerei, entwickelt sich das Unternehmen durch die Ein- führung industrieller Produktionsweisen bis in die 1920er-Jahre zum zeitweise größten Brotpro- duzenten Europas. Neue Maßstäbe zur industriel- len Erzeugung setzte die Errichtung eines sechs- geschossigen Backhauses in den Jahren 1927/28. In einemvertikalen Arbeitsprozess wurde auf der automatischen Backstraße Mehl aus dem6. Stock- werk vollautomatisch durch die Siebanlagen im 5. Stock, in die Teigmacherei in den 4. Stock, dann in den Gärschrank und Teigteiler im 3. Stock, in die Mammutbacköfen in den 2. Stock, in den Kühl- schrank im 1. Stock und schließlich in die Packe- rei ins Erdgeschoss geleitet und verarbeitet. In der Nachkriegszeit ab 1947 prägte dann Eberhard Paech weit über Berlin hinaus die Entwicklung der industriellen Brotproduktion, berichtet Hart- mut Grahn, Präsident der Verei- nigung der Backbranche, in sei- nem Vortrag „Paech-Brot und die Transformation des Backens“. Paech galt als Pionier und Visio- när des industriellen Backens, und das in einem Weidenkorb geba- ckene Tiefenfurter Bauernbrot entwickelte sich schon Anfang der 1950er-Jahre zum Verkaufs- schlager des Unternehmens, auch wegenWerbesprüchen wie „Kuno sprach zu Kunigunde: Paech-Brot ist in aller Munde!“. Später ver- kaufte der Unternehmer das Brot vom kanadischen Toronto bis ins südafrikanische Johannesburg. „Eberhard Paech war ein welt- weiter Botschafter des Brotes und auf allen Kontinenten unter- wegs“, erzählte Hartmut Grahn. „Über Jahrzehnte zählte er zu den Schrittmachern der Branche, an dem sich die Wettbewerber über FOTOS: BBWA (2), JENS BARTELS BRANCHEN | Industriekultur IHR FIRMENEVENT – MITTEN IN BERLIN INFOS/ BUCHEN: BERLINAMWASSER.DE Eventspot – Hafenküche für 12 – 200 Personen mit Restaurant, Terrasse, Biergarten, Grillplatz Bootsvermietung – Spreeboote führerscheinfrei bis 12/ mit Skipper bis 13 Personen mit Catering Hafen & Hof Service UG | Zur Alten Flussbadeanstalt 5 | 10317 Berlin

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