Berliner Wirtschaft Juni 2022

Open End für Open Data? Berlin will mit einem neuen Anlauf öffentliche Daten verfügbar machen. Aber ohne Umsetzung in den Amtsstuben bleibt die Strategie bloße Theorie O pen Data geistert durch die Amtsstu- ben, und das nicht erst seit gestern. Bereits im Jahr 2011 hat Berlin die erste Open-Data-Strategie veröffentlicht. Sie teilt das Schicksal vieler Strategien des Lan- des – die Umsetzung ist schwierig bis unmög- lich, weil sie ohne breite Beteiligung entwickelt wurde und auf der Meta-Ebene verharrt. Wenn Sie jetzt auch an die Smart-City-Strategie von 2015 denken, treffen sich unsere Gedanken. Wie bei der Smart-City-Strategie hat Berlin erkannt, dass ein zweiter und besserer Anlauf erforderlich ist. Die Open-Data-Stakeholder sind in den gesamten Entwicklungs- prozess eingebunden, sowohl über Online-Betei ligungen als auch Präsenz-Workshops jeweils für die Verwaltung, Wirtschaft, Wissenschaft, Zivilgesellschaft und inter- essierte Öffentlichkeit. Auch die IHK war in diesem Rah- men Ende April aktiv. Die Ergebnisse aus allen Beteili- gungsphasen liegen mittlerweile als Zwischenstand vor, ziehen die letz- ten Runden und werden zum 31. Juli als neue Open-Data-Strategie Berlins veröffentlicht. Diese soll sicherstel- len, dass nicht personenbezogene Daten aus der Verwaltung in verar- beitungsfähigen Formaten zur Verfü- gung gestellt und zur Grundlage für datenba- sierte Entscheidungen in der Verwaltung sowie zukunftsträchtige Geschäftsmodelle der Wirt- schaft werden. So weit, so gut – und wie sieht es mit der Umsetzung in den Amtsstuben aus, bekannter- maßen die größte Herausforderung in Berlin? ZumBeispiel werden alle Verwaltungseinhei- ten mit Open-Data-Beauftragten ausgestattet. Eine Anhörung dazu im April im Abgeordne- tenhaus ergab, dass bis dato 27 Beauftragte bereits in Amt undWürden sind. Das hört sich gut und sinnvoll an. Problematisch ist aber, dass bereits von Beginn an bei vielen Beauf- tragten klar ist, dass sie diese Aufgabe nicht ausfüllen können. Es fehlen die zeitlichen Res- sourcen dafür, was insbesondere bei der Ein- führung und Umsetzung neuer Themen –wie Open Data – schwerwiegend ist. Gerade am Anfang ist ein größerer Aufwand erforderlich, um ein Projekt ins Laufen zu bringen. Greifen nun wieder berlintypische Mecha- nismen, indem die Benennung von Open- Data-Beauftragten nur dazu dient, dann hin- ter das Ziel im Koalitionsvertrag einen Haken setzen zu können – erledigt, fertig? Es wäre tatsächlich schade, wenn sich diese Herange- hensweise auch unter RGR breitmacht. Sie kon- terkariert nicht nur den insgesamt guten Pro- zess der neuen Strategieentwicklung, sondern begräbt auch Hoffnungen, die nicht zuletzt die Wirtschaft mit der neuen Legislatur verbindet. Bitte jetzt umsteuern! ■ Kompetenzteam Wenn Sie sich für unsere Arbeit interessieren, erfahren Sie hier mehr: ihk-berlin.de/kompetenzteam Sebastian Stietzel Vizepräsident der IHK Berlin, Vorsitzender des IHK-Kompetenz­ teams Mittelstand und Geschäfts- führer der Marktflagge GmbH, Management & Investments FOTO: CHRISTIAN KIELMANN 13 IHK BERLIN | BERLINER WIRTSCHAFT 06 | 2022 AGENDA | Mittelstandskolumne

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