Berliner Wirtschaft Juni 2021

D ie Zahl ist ernüchternd: Jährlich werden in Deutschland zwölf Millionen Tonnen hochwertiger Lebensmittel weggewor- fen. Diese Zustände will Alexander Piutti, Gründer und Geschäftsführer des Berliner Start- ups SPRK.global, ändern. „Die enorme Lebens- mittelüberproduktion vonweltweit 30 bis 40 Pro- zent lässt sich langfristig vermeiden, wenn die Lieferkette zwischen Lebensmittelproduzenten, Logistikern, Händlern und Abnehmern effizienter wird“, sagt der Ingenieur für Elektrotechnik und nutzt dafür künstliche Intelligenz. In einem ersten Schritt will Piutti das mit einer besseren Umverteilung schaffen und nennt ein Beispiel: „ Anfang Mai habenwir insgesamt 20 Tonnen Kartoffeln nach Mallorca vermittelt.“ Die lagerten bei Bauern in Nordrhein-Westfalen, weil Gastronomen sie pandemiebedingt nicht abgeru- fen hatten. Ein Logistiker, der die Baleareninsel sowieso beliefert, brachte die Ladung dorthin, wo sie als einwandfreieWare verteilt werden konnte. „Hier kommenwir ins Spiel“, sagt Piutti. „Wir ver- drahten beide Seiten mithilfe unserer Technolo- gie, stellen so die noch nicht vorhandene Effizi- enz der Lieferkette her und senken im Resultat systematisch die Überschüsse.“ Ob es darum geht, das Verschwenden von Lebensmitteln imVorfeld gekonnt zu vermeiden oder später im Produktionsprozess dabei zu hel- fen, stofflich verwertbare Abfälle aufzubereiten: Die Kreislaufwirtschaft hilft dabei, die Umwelt nachhaltig zu schonen. Die Zahl der Unternehmen, die sich aufs Recycling verstehen und gewerblichen Kunden Komplettangebote für ihre Abfälle anbieten, hat merklich zugenommen. Denn viele Geschäfts- leute wollen sich auf ihre Kernaufgabe konzen- trieren und die Abfallbeseitigung lieber delegie- ren. „Das ist mittlerweile der Regelfall für Gewer- betreibende“, sagt Andreas Polzer. Der IHK-Ex- perte für Energie- und Umweltrecht nennt große Entsorger wie Alba, BSR und Remondis, die Ber- liner Unternehmen dabei helfen. Sie beraten ihm zufolge mit Blick aufs gesetzeskonforme Entsor- gen anfallender Abfälle, stellen auf Wunsch die nötigen Container, sorgen für den Abtransport und kümmern sich ums Aufbereiten wie auch Rückgewinnen von Wertstoffen. Daneben ist es Firmen auch möglich, in bestimmten Fällen die IHK-Recyclingbörse kostenlos zu nutzen – etwa, wenn es um Ver- packungsabfälle wie Folien, Euro-Paletten oder Holzkisten geht. Bei der von den Kammern Ob Lebensmittel oder Verpackungsmüll: Wer Produkte und Materialien intelligent weiter nutzt, schont Umwelt und Klima von Rudolf Kahlen Abfälle nicht einfach wegschmeißen Dass viele Lebensmittel weggeworfen werden, hängt auch mit Überproduktion zusammen. Effizientere Lieferketten könnten ein Mittel dagegen sein FOTO: GETTY IMAGES/HALFDARK 56 IHK BERLIN  |  BERLINER WIRTSCHAFT 06 | 2021 VERLAGSSONDERVERÖFFENTLICHUNG | Kreislaufwirtschaft

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