Berliner Wirtschaft Juni 2021

50 100 150 Gastgewerbe Baugewerbe Industrie Handel Dienstleistungen personenbezogene Dienstleistungen unternehmensbezogene Dienstleistungen IT-Dienstleistungen Gastgewerbe Baugewerbe Industrie Handel Dienstleistungen Gastgewerbe Baugewerbe Industrie Handel Dienstleistungen 2018 2019 2020 2021 FS JB JB H JM JB H JM Jahresbeginn Jahresmitte Herbst 60 125 144 116 gut befriedigend schlecht besser gleichbleibend schlechter zunehmend gleichbleibend abnehmend Aktuelle Geschäftslage* Geschäftserwartungen* Beschäftigungspläne* 21 37 42 35 32 33 15 43 42 92 8 3 54 43 9 20 71 14 25 61 55 21 24 15 48 37 42 38 20 13 48 39 18 78 4 12 26 61 14 55 31 19 57 24 10 58 32 11 65 24 8 92 Christian Nestler, IHK-Experte für Konjunktur Tel.: 030 / 315 10-286 christian.nestler@ berlin.ihk.de * Angaben in Prozent Grafiken: BW Quelle: IHK Berlin Lage und Erwartungen in einzelnen Branchen Der Geschäftsklimaindex entwickelt sich gut, aber das sehr differenzierte Bild in den Branchen bleibt bestehen Hier erwarten 18 Prozent der Betriebe schlech- tere Geschäfte, eine Folge der krisenbedingten Auftragszurückhaltung in vielen Branchen. Große Zuversicht herrscht in der Industrie. Die Branche setzt auf die durch Konjunkturprogramme for- cierte Erholung des Weltmarktes und auf nachge- holte Investitionen. Bezogen auf die Geschäftser- wartungen, sind dies die besten Zahlen seit einem Jahr, allerdings weiterhin deutlich entfernt vom Vorkrisenoptimismus, der vor allem zwischen 2015 und Anfang 2020 die Konjunktur bestimmte. Bei aller vorsichtigen Zuversicht bleiben die pandemiebedingten finanziellen Belastungen für viele Unternehmen eine schwere Bürde. Ein Drit- tel der Unternehmen zehrte in der Krise einen erheblichen Anteil des Eigenkapitals auf. ImGast- gewerbe kämpfen 52 Prozent der Unternehmen mit Liquiditätsengpässen, 36 Prozent droht sogar die Insolvenz. Im Dienstleistungssektor, der gut 80 Prozent der Berliner Wirtschaftsleistung aus- macht, sehen sich 15 Prozent der Unternehmen zunehmend mit Forderungsausfällen konfron- tiert, im Handel sind es elf Prozent. Der Pfad zur Erholung ist daher besonders in diesen Branchen mit großen Hürden versehen. Unklar ist, wann der innerstädtische Konsum zu alter Kraft zurückfindet – und ob dies über- haupt der Fall sein wird oder ob die beobachte- ten Strukturveränderungen imHandel von Dauer sind. Noch ist ungewiss, wann und ob die für die Metropolregion wichtige externe Kaufkraft wie- der im Vorkrisenmaßstab in die Region strömt – die Herkunftsländer der wichtigsten Besucher- gruppen wie Italien, Frankreich, Spanien oder Großbritannien haben teils besonders stark unter der Pandemie gelitten. Angesichts der zahlreichen Risiken wirken einige sichere konjunkturelle Anker umsowachs- tumstreibender: Das Konjunkturprogramm der USA wird die Exportwirtschaft der Region stär- ken, auch die bereits wieder dynamisch wach- sende chinesische Wirtschaft setzt positive Impulse. Ohne Zweifel werden das Programm „Next Generation EU“ mit 750 Mrd. Euro und der daraus finanzierte Deutsche Aufbau- und Resili- enzplan Wachstum stimulieren – doch um den Preis, die bereits durch die Rettungspolitik stark gestiegenen Schuldenquoten weiter zu erhöhen, welche die Handlungsspielräume der öffentlichen Haushalte in den kommenden Jahren einzuen- gen drohen. Umso wichtiger ist, dass Investitionen gezielt in Bereichen mit hoher gesellschaftlicher und ökonomischer Rendite getätigt werden. ■ FOTO: FOTOSTUDIO CHARLOTTENBURG 71% der Bauunternehmen geben an, dass ihre Finanzlage unproble- matisch ist. 92% der Befragten im Gastgewerbe berich- ten von schlechten Geschäften. 15% der Dienstleistungs- unternehmen sehen sich mit Forderungs- ausfällen konfrontiert. 80% der Berliner Wirtschaftsleistung entfallen auf den Dienstleistungssektor, der sehr heterogen ist. 15 IHK BERLIN  |  BERLINER WIRTSCHAFT 06 | 2021 AGENDA | Konjunktur

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