menarbeit mit Behörden, Ländern und Kommunen. Im Fokus steht dabei die kritische und verteidigungswichtige Infrastruktur und wer was zum Schutz beitragen kann, sowohl im Bereich der physischen Sicherheit als auch in Bezug auf die Cyberabwehr. Dahinter verbirgt sich die Gewissheit, dass viele Leistungen, die auch schon vor der Schwelle des Spannungs- oder Verteidigungsfalls notwendig wären, allein durch Bundeswehrkräfte nicht zu leisten sind. Grundsätzlich ist die Unterstützung der Streitkräfte eine der vier Säulen der zivilen Verteidigung, und diese Zusammenarbeit bedarf der Abstimmung. Gibt es konkrete Szenarien, mit denen Sie planen, und hätten Sie einige Beispiele für die Einbindung von Unternehmen? Im Falle eines Falles ist Deutschland nicht Frontstaat, sondern Transitstaat für Truppen, die sogenannte Drehscheibe Deutschland. Dazu brauchen wir die zivilen Kräfte, vom Hafenbetreiber über die Betreiber von Straßen- und Eisenbahntransportsystemen (Güterverkehr) bis zu denjenigen, die die Truppen – seien es Briten, Franzosen, Niederländer oder unsere eigenen Kräfte – auf ihrem Marsch durch Deutschland mit Verpflegung, Wasser, Treibstoff oder auch Krankenversorgung unterstützen. Wenn Sie das zu transportierende Material und Personal in Zahlen fassen, lässt sich schnell erkennen, dass eine Einbindung von Unternehmen unabdingbar ist. Was können Unternehmen jetzt tun, um sich einerseits auf einen möglichen Ernstfall vorzubereiten und um andererseits die Bundeswehr dann effektiv unterstützen zu können? Was wirklich hilft, ist, sich die Zeit und Mühe zu machen, solche Szenarien durchzuspielen und dann mögliche Maßnahmen frühzeitig einzuleiten. Ein Beispiel: Sind in meinem Unternehmen Angestellte, die eine osteuropäische Staatsbürgerschaft besitzen, und stehen mir diese Angestellten noch zu Verfügung, wenn in ihren Ländern mobilgemacht wird? Oder: Verfügt mein Unternehmen über eine Autarkie in der Energieversorgung? Unternehmen können außerdem helfen, indem sie die Aktivitäten ihrer Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen bestmöglich unterstützen, zum Beispiel durch Freistellungen für Reservistendienstleistungen. Berlin liegt nicht nur an diversen Hauptverkehrsadern Richtung Osten, sondern ist auch Regierungssitz und Deutschlands größte Metropole. Entstehen daraus spezielle Anforderungen an Behörden und Wirtschaft in Berlin? Aus den regionalen Besonderheiten Berlins leiten sich eine Menge spezieller Anforderungen ab, einige davon haben Sie bereits benannt. Diese zu identifizieren, zu bewerten und dann abgestimmte Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung und zur Operationsfreiheit treffen zu können, ist eine enorme Herausforderung und funktioniert am Ende nur mit einer guten Zivil-Militärischen-Zusammenarbeit. Dieses Thema ist bereits aufgegriffen. Wir stehen in enger Verbindung zu den Berliner Behörden, um diese Szenarien durchzuspielen und gemeinsame Lösungen für die Bevölkerung und die Behörden zu finden. Wie kann die IHK die Zusammenarbeit zwischen Bundeswehr und Wirtschaft fördern? Indem wir den gemeinsamen Austausch suchen, denn nur gemeinsam, mit der notwendigen Ernsthaftigkeit und dem Willen, etwas umzusetzen, lässt sich diese Herausforderung stemmen. Konkret verbirgt sich dahinter etwa das Besprechen und Bewerten von möglichen Szenarien oder das gemeinsame Üben. Die IHK könnte hier sowohl als Bindeglied und Multiplikator wirken, indem sie das Thema auf die Agenda setzt und aktiv für und mit ihren Mitgliedern kommuniziert. Ein gutes Beispiel ist das kürzlich durchgeführte Hausspitzengespräch der Berliner Sicherheitspartnerschaft. Vielen Dank für das Interview. Henrik Holst, IHK-Public-Affairs- Manager Digitalpolitik Tel.: 030 / 315 10-623 henrik.holst@ berlin.ihk.de Zusammenarbeit Das Operative Führungskommando steuert alle Akteure Brigadegeneral Busch Im Falle eines Falles ist Deutschland nicht Frontstaat, sondern Transitstaat für Truppen, die sogenannte Drehscheibe Deutschland. FOTO: FOTOSTUDIO CHARLOTTENBURG; GRAFIK: BUNDESWEHR AGENDA | Zivile Verteidigung | 12 Berliner Wirtschaft 05 | 2025
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