Berliner Wirtschaft Mai 2025

Brigadegeneral horst busch: Die Anzahl und Art der sicherheitsrelevanten Vorkommnisse hat sich in den vergangenen drei Jahren spürbar erhöht und verändert. Vorkommnisse wie Ausspähungen von Bundeswehrliegenschaften, Truppenübungsplätzen oder anderen neuralgischen Punkten mit sich stets verändernden Mitteln, wie zum Beispiel Drohnen, Kfz mit Dashcams, dem Ausgeben von falschen Identitäten oder Eindringversuche in Liegenschaften der Bundeswehr, sind lediglich ein Teil dessen, mit dem sich die Bundeswehr konfrontiert sieht. Vorkommnisse, die nicht nur die Bundeswehr betreffen, sind etwa die versuchte Einflussnahme auf unsere Gesellschaft. Die Verbreitung von Desinformationen, Diskriminierung bestimmter Gruppen oder Drohungen über soziale Medien rütteln massiv an unseren Wertevorstellungen und machen es notwendiger denn je, sich mit seinem Umfeld, sei es beruflich oder privat, auszutauschen und in den Diskurs zu gehen. Besonders betroffen ist natürlich auch die Wirtschaft, insbesondere mit Blick auf die bereits stattgefundenen Vorkommnisse, vor allem die erhöhte Anzahl von Cyberattacken. Gemäß einer Umfrage eines großen Digitalverbands wurden mehr als 80 Prozent der deutschen Unternehmen in den letzten zwölf Monaten Opfer von Datenlöschung, Datendiebstahl, Wirtschaftsspionage oder Sabotage. Das ist ein Anstieg von fast 30 Prozent zum Vorjahr, und auch die Bundeswehr wird davon nicht verschont. In den vergangenen Monaten ist die Bundeswehr gerade auch in Berlin immer wieder Ziel von Brandanschlägen geworden, sei es auf die Infrastruktur des Bundeswehrkrankenhaus oder auf Militärfahrzeuge, die sich zur Wartung in zivilen Werkstätten befanden. Viele dieser Herausforderungen begleiten uns schon länger. Was war der Anlass für die Entwicklung des „Operationsplans Deutschland“? Die Bedrohungslage in Mitteleuropa hat sich seit dem völkerrechtswidrigen Überfall Russlands auf die Ukraine massiv verändert. Als Reaktion erarbeitete das Territoriale Führungskommando der Bundeswehr – jetzt das Operative Führungskommando der Bundeswehr – den „Operationsplan Deutschland“. Er umfasst den operativen Einsatz der Bundeswehr in Deutschland in Frieden, Krise und Krieg und zeigt Bereiche auf, die einer noch stärkeren Zusammenarbeit mit Behörden, Wirtschaft und Gesellschaft bedürfen. Denn um es klar zu sagen, Russland wartet nicht, bis wir bereit sind. Was wir sehen, ist eine massive Umgestaltung der russischen Wirtschaft und Gesellschaft in Bezug auf Krieg sowie der Fähigkeiten, die dazu nötig sind, Krieg zu führen. Erst vor Kurzem, kurz vor dem dritten Jahrestag des Überfalls auf die Ukraine, hat Kremlchef Putin den russischen Streitkräften modernere Waffen und Technik in Aussicht gestellt, gepaart mit den Äußerungen, den Aufrüstungskurs der letzten Jahre weiter voranzutreiben. Der Operationsplan hebt besonders die Bedeutung von Zivil-Militärischer Zusammenarbeit hervor. Was verbirgt sich dahinter? Für die Landeskommandos bedeutet das vor allem das Erstellen eines Lagebildes in ZusamDenn um es klar zu sagen: Russland wartet nicht, bis wir bereit sind. Brigadegeneral Horst Busch Seit September 2024 ist Brigadegeneral Busch Kommandeur des Landeskommandos Berlin. Zuvor war er unter anderem Leiter des Militärattaché-Referats im Verteidigungsministerium sowie Chef des Corona-Krisenstabs im Kanzleramt. Neben zwei Einsätzen in Afghanistan diente er mehrere Jahre als Heeresattaché in Washington. » FOTOS: BUNDESWEHR/ANNE WEINRICH, BUNDESWEHR/NICLAS BARONSKY Zivile Verteidigung | 11 Berliner Wirtschaft 05 | 2025

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