Berliner Wirtschaft Mai 2024

Susann Liepe Geschäftsführende Gesellschafterin Seit 25 Jahren arbeitet Susann Liepe als Diplom-Ingenieurin für Stadt- und Regionalplanung im Bereich der Standortentwicklung. Torsten Wiemken Geschäftsführender Gesellschafter Als Diplom-Ingenieur Raumplanung hat Torsten Wiemken seit zehn Jahren seinen Schwerpunkt in der gewerblichen Flächenentwicklung und -sicherung. Susann Liepe und Torsten Wiemken haben Lokation:S im Jahr 2012 als klassisches Stadtplanungsbüro gegründet L okation:S entwickelt unter anderem für die öffentliche Hand Wirtschaftsflächenkonzepte, Machbarkeitsstudien und Profile für Gewerbegebiete und -standorte, insbesondere in Berlin und Brandenburg. Die Gründer Susann Liepe und Torsten Wiemken müssen dabei stets sehr komplexe Interessenlagen berücksichtigen. Berliner Wirtschaft: Für wie problematisch halten Sie die knappen Gewerbeflächen in Berlin? Torsten Wiemken: Da muss man differenzieren. Schwierig ist die Situation für kleinere Unternehmen, Handwerksbetriebe oder auch bestimmte Dienstleister, die keine so hohen Mieten zahlen können, aber nah bei ihren Kunden sein müssen. Die werden zunehmend in die äußeren Ortsteile oder aus der Stadt herausgedrängt. Das heißt: In innerstädtischen Lagen droht die Versorgungslage mit diesen Dienstleistungen immer schlechter zu werden. Darin sehe ich das größte Problem. Wer nutzt stattdessen diese Flächen? Susann Liepe: Sie werden stattdessen oft als Büros genutzt, obwohl sie aufgrund der Traglasten auch für anderen Nutzungen infrage kommen. Aber in Büros kann pro Fläche mehr erwirtschaftet werden. Startups, die aufgrund ihres Risikokapitals höhere Mieten zahlen können und sich in innerstädtischen Lagen ansiedeln wollen, erhöhen zum Beispiel den Druck und den Handlungsbedarf. Und als Stadtplaner suchen Sie neue Flächen, die den betroffenen Gewerbebetrieben offenstehen? Torsten Wiemken: So einfach ist es nicht. Die kleinen Betriebe, über die wir hier reden, suchen meistens nicht einfach eine Gewerbefläche, die sie dann selbst baulich entwickeln. Sie benötigen vielmehr eine Immobilie, in die sie direkt einziehen können. Die etwas größeren Unternehmen des produzierenden Gewerbes, die Flächen selbst entwickeln, haben es etwas einfacher. Für sie kommen in der Regel auch Standorte am Stadtrand infrage, und die gibt es zumindest teilweise noch. Aber vor allem, wenn baureife Gewerbeflächen sehr verkehrsgünstig gelegen sind, ist die Konkurrenz groß, und die Flächen sind häufig schnell vergeben. Susann Liepe: Und dann gibt es noch die sogenannten Zukunftsorte, die jedoch immer eine bestimmte Branchenprägung haben. Da kommt nicht jeder Standort für jedes Unternehmen infrage. Im Rahmen der Erstellung der bezirklichen Wirtschaftsflächenkonzepte ist jedoch deutlich geworden, dass es grundsätzlich Gewerbeflächenpotenziale gibt. Die Rahmenbedingungen zur Ansiedlung von Gewerbebetrieben sind jedoch sehr unterschiedlich und oft durch Eigentumsverhältnisse und Vorstellungen der Projektentwickler, immissionsschutzrechtliche Herausforderungen, Erschließungsprobleme oder Nutzungskonflikte nur eingeschränkt erschließbar. Torsten Wiemken: Wobei für die ganz großen Industrieproduktionsstätten und große Logis- „Es ist ein Kampf um Prioritäten“ Susann Liepe und Torsten Wiemken planen mit ihrer Firma Gewerbestandorte. Unter anderem wollen sie die Verdrängung kleiner Betriebe aus zentralen Lagen verhindern von Michael Gneuss » Die Konkurrenz zwischen den verschiedenen Nutzungsmöglichkeiten ist groß Susann Liepe FOTO: AMIN AKHTAR FOKUS | Interview | 28 Berliner Wirtschaft 05 | 2024

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