Berliner Wirtschaft Mai 2023

Das Seeger Gesundheitshaus schaut auf eine 85-jährige Geschichte und Werte, die weiterhin kultiviert werden. Sie sichtbar zu machen, ist Teil des Ausbildungsmarketings von Gregor Wendler Die Kraft der Empathie Wer ins Gesundheitshaus Seeger kommt, braucht meist Produkte, die sie oder ihn im Alltag unterstützen: Schuheinlagen, Bandagen, Orthesen oder Prothesen. Für die Kundinnen und Kunden ist die Qualität der medizinischen Hilfsmittel maßgeblich. Wichtig ist aber auch, dass sie sich in der Beratungssituation gut aufgehoben und verstanden fühlen. Das bedeutet: Die Mitarbeitenden bei Seeger müssen empathisch sein und sich in die Bedürfnisse ihres Gegenübers hineinversetzen können. Genau darauf legt der Traditionsbetrieb besonderen Wert. Fachliche sowie emotionale Kompetenzen musste schon Kurt Seeger an den Tag legen, als er sein „Unternehmen für Krankenpflegeartikel“ am 11. April 1938 in einem Hinterhof in Berlin-Pankow gründete. Während des Zweiten Weltkriegs stellte er bis spät in die Nacht hinein Prothesen aus Holz her, um Kriegsversehrte zu versorgen. Nach dem Krieg und mit Gründung der DDR änderten sich die Rahmenbedingungen. 1949 wurde Seeger dazu aufgefordert, sich in den volkseigenen Betrieb einzugliedern, das Unternehmen blieb aber mit Auflagen in privater Hand. Der Gründer machte sich im Folgenden mit seinem Schwiegersohn Franz Peste und sieben Mitarbeitenden einen Namen in Ost-Berlin. Nach der Wende dann der Neuanfang – mit einer Filialeröffnung und drei Mitarbeitenden. Als Pionier im Bereich Orthopädie- und Reha-Technik wuchs das Unternehmen, in das Gründerenkel André Peste eingestiegen war, in den 1990er-Jahren rasant. 1996 waren bereits acht Standorte mit 59 Mitarbeitern entstanden. Heute hat das inhabergeführte Unternehmen über 70 Filialen. Und ist dabei ein Familienunternehmen geblieben. Neben André Peste gehören Felix Peste, der Urenkel von Gründer Kurt Seeger, und Sebastian Aman zur Geschäftsleitung. Fachhandel und Gesundheitshandwerk arbeiten bei Seeger Hand in Hand. Die Verkäuferinnen und Verkäufer in den Gesundheitshäusern müssen die speziell angefertigten Produkte genau kennen und wissen, welchen Effekt sie auf die Mobilität der Kundinnen und Kunden haben. Dank des nachhaltigen Wachstums kann die Qualität und die damit verbundene hohe Kundenzufriedenheit gehalten werden. Um den Standard aufrechtzuerhalten, setzt das Unternehmen auf eine funktionierende Firmenkultur. Laut Sebastian Aman trägt eine transparente strategische und operative Führung zur Mitarbeiterzufriedenheit bei. Zudem wird die Eigenverantwortung der Mitarbeitenden gesteigert, indem ihnen Mut gemacht wird, Entscheidungen zu treffen. Mit dem Wachstum steigt der Bedarf an kompetentem Nachwuchs. Zur Fachkräftesicherung unterstützt das Unternehmen daher die Berufsorientierung an Schulen. Seeger organisiert zum Beispiel Betriebserkundungen, zudem sind Schüler- und Schnupperpraktika möglich. Außerdem nimmt das Unternehmen an mehreren Berufsorientierungstagen von Schulen teil und zeigt sich auf Ausbildungsmessen. Mit auf den Veranstaltungen sind neben Teamleitung und Meistern auch immer Azubis, um authentische Einblicke in die Ausbildung zu geben. „Wir müssen uns im Recruiting mit kreativen, erschwinglichen und digitalen Marketing-Maßnahmen aus der Deckung wagen und überall den Kontakt zu potenziellen Bewerbern suchen“, fasst Felix Peste zusammen. Seegers Firmenkultur ist in vielerlei Hinsicht wegweisend für zeitgemäßes Unternehmertum. Besonders die Werteorientierung ist ein entscheidender Faktor für die beruflichen Entscheidungen der Generation Z. Deswegen trifft das traditionelle Familienunternehmen bei der heutigen Ausbildungsgeneration ins Schwarze. Wie Seeger können auch andere Unternehmen eine Geschichte erzählen, die sinnstiftend für Mitarbeitende ist und die Fachkräfte anzieht. Der Betrieb vermittelt Verkäufern und Einzelhandelskaufleuten ein Profil – bei anderen Unternehmen ist es womöglich ein ganz anderer einzigartiger Faktor, der es besonders macht. Wichtig ist, diesen jeweils herauszuarbeiten und sichtbar zu machen. ■ Gregor Wendler, IHK-Ausbildungs- marketing Tel.: 030 / 315 10-334 gregor.wendler@ berlin.ihk.de FOTOS: DIRK MATHESIUS, MARKUS ALTMANN (3) Recruiting | 45 Berliner Wirtschaft 05 | 2023

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