Berliner Wirtschaft Mai 2023

Welche Risiken sind Sie eingegangen? Wir haben in dem Projekt sowohl Chancen als auch Risiken gesehen. Um keine Zeit zu verlieren, haben wir ohne Verträge mit der Arbeit begonnen. Es war auch noch gar nicht klar, ob der Impfstoff wirklich zugelassen wird. Wir wussten auch nicht, ob es wirklich gelingen würde, die Geräte so schnell zu entwickeln. Es folgte dann eine superspannende Zeit. Wir haben unsere besten Leute ins Rennen geschickt, und das Projekt hatte bei uns allerhöchste Priorität. Unser großes Ziel war es, mit unseren Anlagen einen Beitrag im Kampf gegen die Pandemie zu leisten. Wir haben es dann auch in weniger als einem halben Jahr vollbracht, die Anlagen zu entwickeln und die ersten bereitzustellen. Wie groß war der Sprung, den Knauer damit gemacht hat? Das war für uns ein enormer Sprung. Der Umsatz ist im vergangenen Jahr um 30 Prozent auf 44 Millionen Euro gestiegen. Seit Ende 2019 ist auch die Zahl der Mitarbeitenden um rund 30 Prozent auf jetzt 180 geklettert. Wir haben Platzprobleme, die wir aber bald lindern können, weil wir ein weiteres Gebäude in unserer Straße kaufen konnten. Wir haben auch mehr Aufmerksamkeit bekommen. Die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel hat uns im September 2021 besucht und uns als ein Juwel des deutschen Mittelstands bezeichnet. Zu unserer großen Freude sind wir Ende April 2022 mit dem Deutschen Innovationspreis ausgezeichnet worden. Jetzt wird aber nicht mehr so viel Impfstoff gegen das Coronavirus benötigt. Ist der Boom schon vorbei? Die Nachfrage nach den ganz großen Anlagen, die wir für die Produktion von Comirnaty gebaut haben, hat inzwischen natürlich nachgelassen. Aber für die mRNA-Technologie ist das ja erst der Anfang gewesen. Es werden sicher weitere Medikamente und Impfstoffe auf mRNA-Basis folgen, und deswegen halten wir dieses neue Geschäftsfeld für hochinteressant. Wir bleiben auf jeden Fall am Ball. Auf der Produktseite haben wir jetzt schon diversifiziert. Wir bieten auch deutlich kleinere Anlagen an, wie sie in der pharmazeutischen Forschung benötigt werden. Wenn das neue Geschäftsfeld so interessant ist: Haben Sie die Sorge, dass sich die großen Konzerne darauf stürzen werden? Eine Sorge ist es schon, aber wir sind Konkurrenzsituationen gewohnt und stellen uns ihnen. Bei den Flüssigkeitschromatografen stehen wir auch im Wettbewerb mit weltweit aktiven Konzernen. Und trotzdem kaufen sehr viele Kunden bei uns. Bei den Anlagen für die Produktion von Lipid-Nanopartikeln hatten wir einen guten Start und einen Vorsprung im neuen Geschäftsfeld, den wir so weit wie möglich noch ausbauen wollen. Wie schaffen Sie es, innovativ zu bleiben? Für uns ist immer sehr wichtig, dass wir einen engen Kontakt zu Kunden haben und sehr gut zuhören, wenn sie über ihre Bedürfnisse sprechen. Wir besuchen auch viele internationale Symposien, Kongresse und Messen, um Trends frühzeitig aufzunehmen. Ich denke, entscheidend ist aber vor allem unser herausragendes Team mit breiter Expertise, zum Beispiel in den Bereichen Chemie, Physik, Verfahrenstechnik oder Maschinenbau und Mechatronik. Sind Sie auch in der Flüssigkeitschromatografie Marktführer? Nein, um in einem solchen Weltmarkt ganz oben zu stehen, sind wir schlicht und einfach zu klein. Das Besondere an dieser Analysentechnik ist ja, dass sie eine unglaubliche Vielfalt an Anwendungsmöglichkeiten hat. Damit kann in der Qualitätskontrolle geprüft werden, ob ein Hustensaft die beschriebenen Wirkstoffe wirklich enthält. Es kann auch in Oben: Mit den Produktions- anlagen für Lipid- Nanopartikel wird auch Corona- Impfstoff hergestellt Rechts: Alexandra Knauer im Gespräch mit einem Mitarbeiter Gut vernetzt Kontakt zu Alexandra Knauer auf LinkedIn über den QR-Code: FOTOS: AMIN AKHTAR Berliner Wirtschaft 05 | 2023

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