Berliner Wirtschaft Mai 2023

Alexandra Knauer Geschäftsführende Gesellschafterin Ihr Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Freien Universität Berlin schloss Alexandra Knauer 1994 ab. Seit Februar 1995 arbeitet sie für das Unternehmen, das ihre Eltern Dr. Herbert und Roswitha Knauer im Jahr 1962 gegründet haben. Alexandra Knauer ist seit 2000 Alleineigentümerin. 2010 wurde sie mit dem „Prix Veuve Clicquot“ als Unternehmerin des Jahres in Deutschland ausgezeichnet Knauer hat während der Pandemie innerhalb weniger Monate große Anlagen für die Einkapselung von mRNA, die für die Produktion von Impfstoff gegen das Coronavirus benötigt werden, entwickelt. Mit den neuartigen Geräten wurden inzwischen 3,7 Milliarden Dosen des Biontech-Vakzins Comirnaty hergestellt. Der Mittelständler aus Zehlendorf ist mit seiner Technologie Weltspitze in einem zukunftsträchtigen Markt. Berliner Wirtschaft: Frau Knauer, Ihr Unternehmen wird als Hidden Champion bezeichnet. Sehen Sie es selbst auch in einer solchen Rolle? Alexandra Knauer: Ja, irgendwie schon. Ich würde sagen, wir sind ein Hightech-Familienunternehmen mit weltweit sehr gefragten Produkten. Trotzdem sind wir nicht sehr bekannt. Die Firma wurde von meinen Eltern gegründet, ich bin seit 1995 als Geschäftsführerin dabei und seit dem Jahr 2000 die Eigentümerin. Uns gibt es seit 60 Jahren, und wir produzieren erfolgreicher denn je hochpräzise Laborgeräte für unsere Kunden. Um ein Hidden Champion zu sein, müssen Sie aber auch eine herausragende Stellung auf dem Weltmarkt haben oder Marktführer in Europa sein. Als Mittelständler sind wir sehr auf unsere Kernkompetenzen fokussiert. Das sind bei uns die Hochdruck-Pumpentechnologie und beispielsweise das extrem präzise Mischen von Flüssigkeiten. Traditionell bringen wir dieses Know-how in der Flüssigkeits- chromatografie zum Einsatz. Damit können Flüssigkeiten zum Beispiel auf Schad- oder Wirkstoffe untersucht werden. Wir setzen unsere Expertise nun auch im Bereich der Herstellung von Lipid-Nanopartikeln zur Verkapselung von Wirkstoffen ein. Das ist ein junger Markt, in dem es bislang wenig Anbieter gibt. Wir sind in diesem Geschäftsfeld führend in Europa und gehören zur Weltspitze. Sind diese Geräte jetzt erst mit dem Aufbau der Corona-Impfstoffproduktion entstanden? Ja, diese Geräte zur Herstellung so großer Mengen von Lipid-Nanopartikeln gab es in dieser Form noch gar nicht. Da mRNA sehr empfindlich ist, muss sie zur Produktion eines mRNA-Vakzins mit einer Lipidhülle ummantelt werden. Diesen Prozess übernehmen unsere Anlagen. Wir sind sehr stolz darauf, dass uns diese innovative Leistung gelungen ist. Wie kommt es, dass eine mittelständische Firma aus Zehlendorf diese Geräte geliefert hat und kein großer Medizintechnik-Konzern? Die Pharmaindustrie hatte die Herausforderung, erstmalig einen mRNA-Impfstoff herzustellen. Die Frage war, mit welchen Komponenten die Produktion so großer Mengen des Vakzins nach der Zulassung so schnell wie möglich hochgefahren werden könnte. Es musste sehr schnell gehen. Wir hatten das passende Know-how, die notwendige Flexibilität und ein hoch motiviertes Team. Damit waren wir der richtige Partner. Wir waren bereit, ins Risiko zu gehen, um solche Anlagen mit höchster Priorität zu entwickeln und herzustellen. Es war klar: Sobald der Impfstoff zugelassen wird, musste alles funktionieren. „Ein enormer Sprung“ Die Knauer Wissenschaftliche Geräte GmbH ist mittlerweile 60 Jahre alt. Alexandra Knauer hat in zweiter Generation einen Hidden Champion aus ihr gemacht von Michael Gneuss » Wir sind ein HightechFamilienunternehmen mit weltweit sehr gefragten Produkten. Alexandra Knauer FOTO: AMIN AKHTAR FOKUS | Interview | 28 Berliner Wirtschaft 05 | 2023

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