Berliner Wirtschaft Mai 2023

Damit Satelliten im Orbit ihre Lage verändern können, braucht es intelligente Reaktionsräder – einer der Exportschlager der Astro- und Feinwerktechnik Adlershof Der richtige Dreh Der Geschäftsführer der Astro- und Feinwerktechnik Adlershof GmbH, Sebastian Scheiding Sebastian Scheiding Erst wenn die verschiedenen Umwelttests bestanden sind, darf ein System ins Weltall fliegen. T ausende Satelliten kreisen im Weltall um die Erde und liefern Alltagshilfe und eine Vielzahl von Daten – beispielsweise für Navigationssysteme oder Wettervorhersagen. Gedreht werden die Trabanten über intelligente Reaktionsräder, die meist aus Berlin kommen: Denn die Astro- und Feinwerktechnik Adlershof GmbH (Astrofein) ist einer der Weltmarktführer in der Entwicklung und Produktion von Reaction Wheels. „Die werden zur sogenannten Lageregelung eines Satelliten eingesetzt“, sagt Astrofein-Geschäftsführer Dr.-Ing. Sebastian Scheiding, „sie bestehen unter anderem aus einem Motor, einer Schwungmasse, hochzuverlässiger Elektronik und smarter Software.“ Durch Beschleunigen oder Abbremsen der Schwungmasse könne ein Satellit in Drehungen versetzt werden. „Im schwerelosen Raum erhält der Trabant also den Drehimpuls von unserem Reaktionsrad.“ Würden drei Räder eingebaut, könne ein Satellit um alle Achsen drehen. 1993, also vor genau 30 Jahren, wurde Astrofein aus dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt ausgegründet. Das Unternehmen, dessen Aufträge zu 90 Prozent aus dem Ausland stammen, hat im Portfolio eine ganze Familie von Reaction Wheels – die kommen in Kleinstsatellliten in der Größe eines Schuhkartons, aber auch in Telekommunikationssatelliten mit einer Masse von bis zu sechs Tonnen zum Einsatz. Im Angebot haben die Adlershofer auch eine ganze Palette von PicoSatellite Launchern. „Das sind Auswurfcontainer, die den sicheren Transport und Auswurf von Kleinsatelliten ermöglichen“, erläutert Scheiding. „Beim Raketenstart wird der Satellit durch den Container geschützt, im Orbit werden bei Öffnung der Klappe das Trudeln und die Gefahr der Beschädigung durch patentierte Lösungen vermieden.“ Und in seinem Labor für Umweltsimulation prüft das Unternehmen, wie Raumfahrtkomponenten auf Erschütterungen, Vibrationen, Schwingungen oder extreme Temperaturwechsel reagieren. „Erst wenn die verschiedenen Umwelttests bestanden sind, darf ein Gerät oder System ins Weltall fliegen.“ Zudem entwickelt und fertigt Astrofein eingenhändig Kleinsatelliten – zum Beispiel TET und BIROS für Erdbeobachtung und Feuerfern- erkundung. „Daten, die von TET und BIROS erfasst wurden, trugen dazu bei, auch unterirdische Brände frühzeitig zu erkennen, wodurch größere Umweltkatastrophen verhindert werden konnten“, sagt Sebastian Scheiding. Mittlerweile habe TET seine Dienstzeit beendet. „Ende 2022 trat er kontrolliert in die Erdatmosphäre ein und verglühte vollständig.“ ■ Gut vernetzt Über den QR-Code geht es zum Unter- nehmen bei LinkedIn: Hidden Champions | 27

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