Berliner Wirtschaft Mai 2023

Nach dem Zusammenbruch der DDR lernten sich in Berlin zwei Männer mit unterschiedlichen Talenten kennen. Der eine hatte im Westen der Stadt als Journalist gearbeitet und war danach für die Vereinten Nationen in New York tätig, der andere hatte als Physiker am Zentralinstitut für Isotopenforschung am Campus Buch im Osten der Stadt radiologische Verfahren gegen Prostatakrebs und Augentumore entwickelt. Der Wessi Andreas Eckert unterstützte nach der Wende sogenannte „Notgründer“ auf dem Weg in die Selbstständigkeit, der Ossi Jürgen Ziegler nahm Eckerts Dienste an und bat ihn um weitergehende Hilfe – das war 1991, Eckert war 31, Ziegler 48 Jahre alt. Andreas Eckert und Jürgen Ziegler wurden schließlich Partner und gründeten 1992 in Buch die BEBIG Isotopentechnik und Umweltdiagnostik GmbH, die Keimzelle der heutigen Eckert & Ziegler Strahlen- und Medizintechnik AG. Ziegler kümmerte sich um Entwicklung und Produktion, Eckert um Finanzen und Marketing. Konkurrenzlos war das Einstiegsprodukt der jungen Firma: Kalotten zur Behandlung von Augentumoren – schalenförmige radioaktive Plättchen, die der Form des Augapfels angepasst sind und auf dem befallenen Gewebe fixiert werden; sie bestrahlen den Tumor innerhalb weniger Tage mit genau dosierter Energie und stoppen die Wucherung. Von 1999 an, nach erfolgreichem Gang an die Börse, expandierte Eckert & Ziegler rasant, mit zahlreichen Übernahmen und Beteiligungen wuchs das Unternehmen immer weiter und gehört heute zu den weltweit größten Herstellern von radioaktiven Komponenten für medizinische, wissenschaftliche und messtechnische Zwecke. Inzwischen hat Eckert & Ziegler 41 Tochtergesellschaften rund um den Globus, neun davon sind gleichzeitig Produktionsstandorte, und beschäftigt weltweit knapp 1.000 Mitarbeitende. Rund 80 Prozent seines Umsatzes – im vergangenen Jahr waren es 222,3 Mio. Euro – erwirtschaftet das Unternehmen im Ausland. Nach mehr als 30 Jahren an der Spitze des Unternehmens wird CEO Dr. Andreas Eckert Mitte des Jahres aus dem Vorstand ausscheiden, um in den Aufsichtsrat zu wechseln. Dr. Harald Hasselmann, derzeit im Vorstand verantwortlich für das Segment Medical, soll sein Nachfolger werden. Neben dem Segment Medical gibt es noch das Segment Isotope Products. „Im Segment Medical produzieren wir isotopentechnische Komponenten für den Einsatz in Nuklearmedizin und Strahlentherapie“, sagt Harald Hasselmann. „Hier geht es um Krebsdiagnostik und -therapie. Insbesondere große Pharmakonzerne und Krankenhäuser sind an sogenannten Radiopharmazeutika und Radioisotopen interessiert, die zur gezielten Tumorbekämpfung mittels Präzisionsonkologie verwendet werden.“ Und im Segment Isotope Products würden radioaktive Komponenten für die industrielle Messtechnik hergestellt, beispielsweise für die Detektion von Sprengstoffen oder radiometrische Füllstandsmessungen. Therapie mit Radiopharmazeutika „Da das Segment Medical im Wachstumsmarkt Nuklearmedizin positioniert ist, wird es, mittelfristig gesehen, voraussichtlich stärker zulegen als das Segment Isotope Products. Zurzeit“, so Hasselmann, „erleben wir einen regelrechten Nachfrageschub.“ Radioaktivität werde vor allem bei der Krebsdiagnostik und -therapie eingesetzt. „In der Radionuklidtherapie beispielsweise wird dem Patienten ein schnell zerfallendes Isotop in den Körper injiziert, ein sogenanntes Radiopharmazeutikum – die strahlenden Substanzen reichern sich selektiv im Tumorgewebe an und können sowohl zur Erkennung des Tumors als auch für die Therapie verwendet werden, indem sie die Krebszellen zerstören.“ In Berlin-Buch hat Eckert & Ziegler noch immer seinen Sitz. „Inzwischen ist hier ein führender Biotech-Campus entstanden“, sagt Harald Hasselmann. „Wir sind hier sehr glücklich, und unsere Mitarbeiter genießen die vielen Vorteile des Campus.“ ■ Eckert & Ziegler ist weltweit erfolgreich mit Komponenten für Strahlentherapie und Nuklearmedizin sowie industrielle Messtechnik Präzise gegen den Krebs 41 Tochtergesellschaften hat Eckert & Ziegler rund um den Globus, neun davon sind auch Produktions- standorte. Harald Hasselmann, Vorstand für das Segment Medical, soll CEO des Unternehmens werden Harald Hasselmann Das Segment Medical ist im Wachstums- markt Nuklear- medizin positioniert. Zurzeit erleben wir einen regelrechten Nachfrage- schub. Gut vernetzt Der QR-Code führt zum Unternehmen auf LinkedIn: FOTO: AMIN AKHTAR FOKUS | Hidden Champions | 24 Berliner Wirtschaft 05 | 2023

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