Berliner Wirtschaft Mai 2021
Dr. Lutz Kaden, IHK-Experte für Verkehr Tel.: 030 / 315 10-415 lutz.kaden@ berlin.ihk.de gekommen. Jeder KEP-Dienstleister besteht darauf, dass seine Sendungen nicht mit denen von Konkur- renten vermischt werden. Die Sorge ist groß, dass Kundendaten an Wettbewerber gelangen. Aber wir haben viel über vorgelagerte Arbeitsprozesse – zum Beispiel die Vorsortierungen – gelernt. Man kann nur sinnvoll vorsortieren, wenn Daten zu denMaßen und zum Gewicht vorliegen. Wann lohnt sich Fahrradlogistik? Fahrradlogistik ist sinnvoll, wenn dieWege zwischen den Stopps kurz sind und wenige Sendungen pro Stopp ausgeliefert werden. Dann ist der Vorteil gegen- über Autos besonders groß. Vorteilhaft sind natürlich auch leichtere Sendungenmit geringeremVolumen. Wenn andererseits sehr viele Sendungen an eine ein- zige Adresse geliefert werden, spricht man von einer logistischen Senke. Dabei ist das Auto im Vorteil. Warum wollen die KEP-Dienste Fahrradlogistik? Weil sie zunehmend auf Schwierigkeiten in Ballungs- gebieten stoßen. Das fängt schon an, wenn im Som- mer mal einen Tag lang aufgrund eines Feinstaub- alarms nicht in der Umweltzone gefahren werden darf. Steht die Flotte einen Tag lang, baut sich eine Riesenwelle auf. Sie haben am nächsten Tag ja nicht doppelt so viele Autos und doppelt so viele Menschen, um alles zuzustellen. Hinzu kommen die Diskussi- onen um das Parken in der zweiten Reihe und die Belastungen durch die Emissionen des Dieselan- triebs. Wir brauchen eine nachhaltige Stadtlogistik. Was wünschen Sie sich vordringlich, um die Bedingungen für Fahrradlogistik zu verbessern? Ich wünsche mir mehr Verkehrsflächen für Fahr- räder. Damit meine ich Radwege, aber auch Abstell- flächen. Aktuell sind die Radwege fast überall zu schlecht und zu schmal. Begeistert bin ich von den Pop-up-Radwegen. Wir brauchen Fahrradwege, die so breit wie eine Autospur sind – also zwei Meter fünfzig –, damit wir mit Cargobikes auch überholen und überholt werden können. ■ Linke Seite, oben: Martin Schmidt sortiert im Depot die Sendungen für die nächste Tour. Unten: der Akku für ein E-Cargobike SCHWERPUNKT | Interview
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