Berliner Wirtschaft Mai 2021
haben wird, betont auch das Berliner Mobilitäts- gesetz. Bei der Erarbeitung des Gesetzes hat die IHK Berlin imGesamtinteresse der Berliner Wirt- schaft viele Ideen eingebracht. „Zugleich haben wir immer darauf gedrängt, dass auch der Wirt- schaftsverkehr entsprechend seiner Bedeutung für die Stadt berücksichtigt wird“, erläutert Dr. Lutz Kaden. „Zwar finden sich mittlerweile viele Anforderungen eines nachhaltigen Wirt- schaftsverkehrs wieder“, so der Mobilitätsexperte bei der IHK Berlin. „Allerdings fehlen immer noch wichtige Regelungen, um die Funktions- fähigkeit und die Effizienz des Wirtschaftsver- kehr auch zukünftig zu gewährleisten.“ Dazu gehört die Frage, wie ein sicheres Neben- und Miteinander von Rad- und Liefer- verkehrs in den belebten Hauptstraßen Berlins gelingen kann. Die Grundidee: Hauptverkehrs- FOTO: PRIVAT straßen sollen in Zukunft für alle Ver- kehrsteilnehmenden leiser, sauberer, stadtverträglicher und sicherer wer- den. Dafür sind häufig ein Umbau und eine Neuaufteilung des Straßenraums notwendig. Berlin steht damit vor der Herausforderung, auf heterogenem Straßenraum auch für die komplexen Lieferbedürfnisse der Unternehmen ausgewogene, kompromissfähige und integrierte Lösungsansätze zu finden. Gemeinsam mit Stakeholdern hat die IHK dafür das Pilotprojekt „Lade- zone“ gestartet (siehe Seite 24). Dabei werden belieferte Unternehmen und die Lieferanten eines Innenstadt-Stra- ßenzugs nach ihren räumlichen und zeitlichen Bedarfen in den jeweiligen Straßenabschnitten gefragt. Die Ergeb- nisse der Umfrage fließen anschließend in die konkrete Umplanung des Stra- ßenraums. „Es gilt den wenigen Platz in der Stadt möglichst effizient und auch zur richtigen Zeit zu nutzen“, so Kaden. „Dafür ist es notwendig, den Bedarf in der öffentlichen Planung auch zu berücksichtigen.“. Das Thema ist hochaktuell. Viele Experten gehen davon aus, dass schon in wenigen Jahren in Berlin ein Dreiklang aus Mikro-Hubs, E-Lastenrä- dern und intelligenter Ladeinfrastruk- tur bei der Lieferung auf der letzten Meile, also demWeg von den regionalen Depots zum Kunden, zum Lieferalltag gehören werden. Grundsätzlich gilt, dass die drei Komponenten erst im Zusammenspiel zu echten Effizienzsteigerungen führen können. Mikro-Hubs und Lastenräder Unter Mikro-Hubs versteht man Zwischenla- ger, in die Versandunternehmen Fracht liefern, die anschließend mit Lastenrädern zum End- kunden gebracht wird. Die Hauptstadt nimmt hier eine Vorreiterrolle ein, insbesondere durch das Modellprojekt „Kooperative Nutzung von Mikro-Depots durch die Kurier-, Express- und Paket-Branche für den nachhaltigen Ein- satz von Lastenrädern in Berlin“, kurz KoMoDo (siehe Interview, Seite 26). Nach erfolgreichem Start im Prenzlauer Berg geht das Projekt nun an neuen Standorten und mit längerer Laufzeit in die nächste Runde. Auch hier mischt die Ber- Fabian Wirth Vorstandsreferent Havelländische Eisenbahn AG Das Bahnunterneh- men mit Anlagen in Spandau und im brandenburgischen Wustermark setzt auf nachhaltige Güter- transporte zwischen Logistikstandorten außerhalb der Stadt und den zentralen Bereichen Berlins. 20 IHK BERLIN | BERLINER WIRTSCHAFT 05 | 2021
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