Berliner Wirtschaft April 2022

Die Automatisierung von Prozessen kann auch gegen den Fachkräftemangel helfen – einige Berliner Unternehmen haben den Trend erkannt und bieten interessante Lösungen an von Julia Knack Robotik-Branche auf Erfolgskurs I n der Industrie sind Roboter keine neue Technologie – doch in anderen Branchen sind die Einsatzmöglichkeiten bisher vielleicht nicht so offensichtlich. Dass es bundesweit Zeit ist für eine stärker sichtbare Robotik-Branche, unterstreichen die Gründer des neuen Deutschen Robotik Verbands (DRV). „Sehr stark ist die Robotik in deutschen Großunternehmen vertreten. Nachholbedarf besteht bei kleinen Unternehmen“, berichtet Olaf Gehrels, Vorstand des DRV. Arbeitsplätze attraktiver gestalten Mit Blick auf Berlin sieht der DRV für die Robotik vor allem Chancen bei der Reduzierung des Fachkräftemangels: „Wenn es gelingt, Arbeitsplätze attraktiv zu gestalten, indem schwere und monotone Tätigkeiten automatisiert werden, umMenschen zu entlasten und für anspruchsvolle Aufgaben zu qualifizieren, kann die Robotik auch in Berlin ein Anziehungspunkt für junge und kreative Köpfe werden“, sagt Gehrels. So sieht es auch der Geschäftsführer der Adolf Neuendorf GmbH in Marienfelde, Karsten Kaminski: „Während der Cobot monotone Aufgaben übernimmt, können die Mitarbeitenden verantwortungsvollere Tätigkeiten ausführen – eineWin-win-Situation für alle.“ Das Familienunternehmen vertreibt flexible kollaborierende Roboter – Cobots –, die unter bestimmten Bedingungen mit Menschen zusammenarbeiten dürfen. Auch ein weiteres Berliner Unternehmen, die KleRo GmbH Roboterautomation in Lichtenberg, sieht hier Potenzial. „Aus dem Fachkräftemangel entstehen Impulse für die Automation, insbesondere imBauwesen sehen wir dabei neue Einsatzmöglichkeiten“, berichtet Geschäftsführer Holger Klempnow. Hervorragender Standort Berlin Die Corona-Krise hat einige Chancen deutlicher sichtbar gemacht: Viele potenzielle Kunden müssten ihre Lieferketten anpassen, stärker auf Automatisierung setzen und zusätzlich begehrte Fachkräfte finden und halten, erläutert Gehrels vomDRV. „Das haben, neben den großen Roboterherstellern, insbesondere die agilen Newcomer und Start-ups mit einfach zu programmierenden Leichtbaurobotern erkannt und entsprechende Lösungen entwickelt.“ In Berlin haben bei Adolf Neuendorf bereits ein großer Hersteller und ein agiler Newcomer zusammengefunden. Hersteller der Cobots ist der Branchenriese Universal Robots, aber auch ein Start-up gehört zu den Kooperationspartnern, berichtet Thoralf Thimian, Leiter der Abteilung Automation: „Mit seiner lebendigen Gründerszene und einer guten Infrastruktur bietet Berlin einen hervorragenden Standort für die Entwicklung innovativer Technologien – und großes Potenzial für die Robotik. Beispielhaft ist unser Partner Micropsi Industries, der eine selbstlernende KI-Software für Industrieroboter entwickelt hat.“ So aufgestellt sei Adolf Neuendorf nach wie vor auf Wachstumskurs. KleRo in Lichtenberg hat in den letzten Jahren einenWandel vollzogen, so Holger Klempnow: „In der Vergangenheit waren unsere Aktivitäten sehr eng mit der Automotiv–Indus- trie imBerliner Raum verbunden.“ Durch den Strukturwandel und den Generationswechsel in der Industrie sowie die Umstellung auf die Elektromobilität habe sich das geändert. Auch mit Blick auf die Coronakrise habe sich neues Potenzial für die Integration der Robotik ergeben, zum Beispiel im Gesundheitswesen. ■ IHK-Service ihk-berlin.de/ digitalisierung Julia Knack, IHK-Fachberaterin Digitalisierung Tel.: 030 / 315 10-846 julia.knack@berlin.ihk.de Tobias Rühmann, IHK-Branchenmanager Industrie Tel.: 030 / 315 10-621 tobias.ruehmann@berlin. ihk.de FOTO: GETTY IMAGES/YUICHIRO CHINO 58 IHK BERLIN | BERLINER WIRTSCHAFT 04 | 2022 SERVICE | Digitalisierung

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