Berliner Wirtschaft April 2022

ist. Vielen geht dabei die Transformation hin zu einer nachhaltigen Wirtschaft nicht schnell genug. Ein wesentlicher Grund dafür ist der Mangel an Fachkräften. Mit einer dualen Ausbildung in einem der vielen Klimaberufe könnten junge Schulabgänger direkt und wirksam etwas für die Rettung unseres Planeten tun. Zur nachhaltigen Wirtschaft gehört auch das Wohl der Mitarbeitenden. Was raten Sie Unternehmern: Wie können sie sich attraktiv für Fachkräfte machen? Der Schlüssel sind partizipativer Führungsstil und eine exzellente Firmenkultur. Mit Bonuspaketen allein wird man die Fachkräfte von morgen nicht gewinnen können. Viele Unternehmer setzen bei der Fachkräftesicherung verstärkt auf die duale Ausbildung, wünschen sich aber mehr Unterstützung vom Senat. Bessere Schulen, mehr Berufsorientierung – um nur Welchen Stellenwert hat das Thema Nachhaltigkeit für Sie? Privat – und als Wirtschaftssenator? Für Nachhaltigkeit tragen wir alle Verantwortung. Deswegen kann ich das gar nicht nur von einemprivaten Standpunkt aus betrachten. Gerade als Wirtschaftssenator liegt mir Nachhaltigkeit am Herzen, da wir unserWachstumund unseren Ressourcenverbrauch nur durch nachhaltigesWirtschaften voneinander entkoppeln können. Das ist ein entscheidendes Kriterium für die Zukunftsfähigkeit unserer Wirtschaft und damit unseres Wohlstandes. In diesen besonderen Zeitenwird uns allen aber auch bewusst, dass nachhaltigesWirtschaften auch Unabhängigkeit und Freiheit bedeutet. Erneuerbare Energie können wir selbst erzeugen, ohne Abhängigkeiten einzugehen. Deswegen freue ich mich umso mehr, dass wir den Berliner Unternehmenmit der erst kürzlich eingerichteten Koordinierungsstelle für Energieeffizienz und Klimaschutz im Betrieb, kurz KEK, konkrete Hilfe in diesem Bereich anbieten können. Die KEK soll die Unternehmen kostenfrei, neutral und ganz konkret in Sachen Energieeffizienz und Klimaschutz beraten, sodass eine Win-win-Situation für Unternehmen und Klimaschutz entsteht. So wird Nachhaltigkeit zum natürlichen Bestandteil in der Unternehmenskultur. Haben Sie ein Lieblingsbeispiel von nachhaltigem Unternehmertum? Auf der Pressekonferenz zur Eröffnung der Koordinierungsstelle für Energieeffizienz und Klimaschutz im Betrieb habe ich mit dem Geschäftsführer von Moll Marzipan, Herr Dr. Seitz, sprechen können. Er schilderte eindrücklich, wie sich Entscheidungen für mehr Nachhaltigkeit im Unternehmen rechnen und wie konsequenter Klimaschutz im Betrieb sich auch positiv auf das Betriebsklima und das Anwerben von Fachkräften auswirkt. AmEndemüssen sich Investitionen in Nachhaltigkeit natürlich aus Unternehmenssicht rechnen; das ist nachvollziehbar. Ein weiteres Lieblingsbeispiel ist „Original Unverpackt“. Dieser Ohne-Verpackung-Ladenwar einer der ersten in Deutschland und hat nicht nur die Art undWeise, wie der Lebensmittel- und Einzelhandel seinen Einkauf gestalten kann, verändert, sondern auch Veränderungen bei den Kundinnen und Kunden angestoßen. Auf so vielen Ebenen Veränderungen zu bewirken, finde ich bemerkenswert. … und ein Beispiel, das vielleicht selbst für Umwelt- aktivisten überraschend wäre? Wir erleben gerade, dass für sehr viele junge Menschen der Klimaschutz von überragender Bedeutung » Stephan Schwarz Mit Bonus- paketen allein wird man die Fachkräfte von morgen nicht gewinnen können. » SCHWERPUNKT | Interview

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