Berliner Wirtschaft April 2022

Stephan Schwarz Wirtschaftssenator Nach dem Studium der Geschichtswissenschaften in Berlin und Paris hat Stephan Schwarz erste Berufserfahrungen im Paris Verlag L’arche Éditeur gesammelt. Seit 1990 war er in dem 1920 gegründeten Familienunternehmen GRG tätig. Von 1996 bis 2021 war er geschäftsführender Gesellschafter der Gebäudereinigung. Stephan Schwarz ist Ehrenvorsitzender der Handwerkskammer Berlin. Von 2012 bis 2014 amtierte er als Vizepräsident der IHK Berlin S tephan Schwarz trat das Amt des Wirtschaftssenators in außerordentlich schweren Zeiten an. Den Klimawandel, die Digitalisierung und die Fachkräftesicherung hält er für die größten aktuellen Herausforderungen. Gerade bei Letzterem kann die IHK, getragen von der Vollversammlung, seiner Ansicht nach eine ganz wichtige Rolle spielen. Berliner Wirtschaft: Wenn dieses Interview erscheint, sind die berühmten ersten 100 Tage schon vorbei: Wie war’s? Stephan Schwarz: Die Zeit ist rasant vergangen. Eine Schonfrist von 100 Tagen gab es leider nicht. Denn der Senat war krisengetrieben, erst von Corona, nun vomKrieg in der Ukraine. Trotzdem haben wir es geschafft, unser 100-Tage-Programm durchzusetzen. Die Zusammenarbeit im Senat habe ich als äußerst kollegial wahrgenommen – getragen von dem gemeinsamen Wunsch, unsere ambitionierten Ziele gemeinsam durchzusetzen. Wenn Sie an Ihren ersten Arbeitstag als Senator in der Martin-Luther-Straße zurückdenken – was fällt Ihnen da als Erstes ein? Die Bedeutung des grünen Stiftes. Den hat mir meine Vorgängerin Ramona Pop bei der Übergabe geschenkt. Das ist die Senatorenfarbe, die vieles möglich macht. Und ganz ehrlich: Worüber haben Sie sich am meisten gewundert? Gewundert habe ich mich, wie stark digitalisiert diese Verwaltung schon ist – mitsamt E-Akte und einer gut funktionierenden digitalen Infrastruktur. Quereinsteiger in der Politik sind in Deutschland ja immer noch sehr selten, was denken Sie: Woran liegt das? Das System Politik lässt wenig Möglichkeiten zu wechseln – und zwar in beide Richtungen. In anderen Ländern wie in England und den USA ist der Wechsel zwischen Politik undWirtschaft viel selbstverständlicher, und die Sphären sind durchlässiger. In Deutschland ist diese Form des Rollenwechsels noch nicht so anerkannt. Welche Vorteile sehen Sie darin, dass ein Unternehmer jetzt an der Spitze der Senatsverwaltung für Wirtschaft steht? Aus Sicht der Unternehmen ist es gut, wenn auf der anderen Seite jemand die Sprache der Wirtschaft spricht und sie versteht. Ich kenne die Themen der Wirtschaft aus eigener Anschauung, daher kann es passieren, dass zuweilen Entscheidungen auch wirtschaftsnah entschieden werden. Welche Schwerpunkte möchten Sie in den nächsten fünf Jahren setzen? Dieser Senat ist mit der klaren Vorstellung an den Start gegangen, diese Stadt in Partnerschaft mit den Unternehmen voranzubringen und sie lebenswert und zukunftsfähig zu machen. Deshalb wird ein Schwerpunkt meiner Arbeit darin liegen, engen » Die Sprache der Wirtschaft verstehen Stephan Schwarz, Senator für Wirtschaft, Energie und Betriebe des Landes Berlin, weiß als ehemaliger Unternehmer und aus seinen Ehrenämtern bei Kammern, was Firmen bewegt von Claudia Engfeld Ich kenne die Themen der Wirtschaft aus eigener Anschauung. Stephan Schwarz FOTO: PA/DPA/ANNETTE RIEDL SCHWERPUNKT | Interview 24 IHK BERLIN | BERLINER WIRTSCHAFT 04 | 2022

RkJQdWJsaXNoZXIy ODUxMjI4