Berliner Wirtschaft April 2022

Der Krieg in der Ukraine hat auch für die Berliner Wirtschaft teils gravierende Folgen: Knapp jedes fünfte Unternehmen ist direkt von Sanktionen betroffen. Indirekt bekommen 55 Prozent der Berliner Unternehmen die Folgen des Krieges zu spüren, etwa durch steigende Preise. Nur 28 Prozent der Betriebe sehen noch keinen Einfluss des Krieges auf ihr Geschäft – doch auch diese erwarten zumeist, dass sich dies in naher Zukunft ändern wird. Energiekosten betreffen fast alle Der Krieg verstärkt den bereits zu Jahresbeginn deutlichen konjunkturellen Gegenwind erheblich: Drei von vier Befragten spüren oder erwarten weiter steigende Kosten für Energie, 50 Prozent der Unternehmen müssen mit verteuerten Rohstoffen und Vorleistungen sowie gestörten Lieferketten umgehen. Ein Drittel der Unternehmen kommt überhaupt nicht mehr an benötigte Rohstoffe oder erwartet dies in den kommenden Wochen, ebenfalls ein Drittel fürchtet den Verlust von Geschäftspartnern oder erlebt diesen bereits. Besonders hart ist hier die Industrie getroffen, wo 43 Prozent der Betriebe Geschäftspartner verlieren oder dies in nächster Zukunft fürchten; bei den Dienstleistungsunternehmen ist jedes dritte Unternehmen betroffen. Jedes fünfte Unternehmen muss seine Geschäfte wegen der zunehmenden Handelshemmnisse einschränken oder wird dies demnächst tun. Immerhin 15 Prozent befürchten, dass die Rechtsunsicherheit zunehmen wird, und dass es im Zahlungsverkehr zu Hindernissen kommen könnte, sehen elf Prozent als mögliche Gefahr. Auch für die Kunden wird es teurer Mehr als die Hälfte der Unternehmen sieht keine andere Möglichkeit, die Steigerungen der Einkaufspreise zu verkraften, als diese an die Kunden weiterzugeben. Die bereits hohe Inflation wird einen neuen Schub erhalten. Ein Viertel der Verkehrsunternehmen plant oder setzt Preis- erhöhungen bereits um, in der Industrie sind es 72 Prozent der Betriebe. Jedes vierte Unternehmen hält Investitionen zurück, jedes fünfte denkt über Personalanpassungen nach, ebenso viele werden ihre Lagerhaltung erhöhen. 17 Prozent machen sich auf die Suche nach neuen Lieferanten. Immerhin 15 Prozent wollen verstärkt auf erneuerbare Energie setzen, umweniger abhängig von Gas und Öl zu werden. Alle Ergebnisse finden sich auf der IHK-Website: ihk-berlin.de/wiz ■ Fast drei Viertel der Berliner Unternehmen sind laut aktueller IHK-Umfrage vom Krieg betroffen. Durch die höheren Kosten werden die Preise weiter steigen von Christian Nestler Neuer Preisschub belastet Betriebe Grafiken: BW Quelle: IHK Berlin Wirtschaftliche Folgen des Krieges Die Unternehmen erwarten in erster Linie höhere Energiekosten (Angaben in Prozent, Mehrfachnennungen) 76 50 49 32 31 20 11 10 8 5 11 15 14 Keine Zahlungsausfall von bereits gelieferter Ware Deutlich schlechtere Finanzlage Sonstiges Hindernisse im Zahlungsverkehr Produktionsstopp / geringere Produktion Erhöhte Rechtsunsicherheit Zunahme von Handelshemmnissen Verlust von Geschäftspartnern Fehlende Rohsto e und Vorleistungen Störungen in der Lieferkette und Logistik Höhere Kosten für Rohsto e / Vorleistungen Höhere Energiekosten Betroffenheit Krieg und Sanktionen wirken sich direkt oder indirekt auf 72 Prozent der befragten Berliner Unternehmen aus Unternehmerische Maßnahmen Preissteigerungen werden großenteils an die Kunden weitergegeben (Angaben in Prozent, Mehrfachnennungen) Verstärkte Investitionen in erneuerbare Energien Suche nach neuen Lieferanten Erhöhung der Lagerhaltung Personalanpassung (z. B. Kurzarbeit) Keine Maßnahmen geplant oder umgesetzt Streichung / Verschiebung von Investitionen Weitergabe von Preissteigerungen an Kunden 53 25 21 19 19 17 15 17 55 28 Nein Ja, indirekt Ja, direkt AGENDA | Ukraine 12 IHK BERLIN | BERLINER WIRTSCHAFT 04 | 2022

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