Berliner Wirtschaft April 2022

Beschäftigte aus dembeschossenen Charkiw evakuierte. Weitere Unternehmen engagierten sich bei der Rettung bedrohter Mitarbeiter und Partner. Die IHK Berlinwar eine der ersten Adressen, die einen Überblick über die wirtschaftlichen Auswirkungen (s. S. 12), aber auch über Möglichkeiten der Unterstützung bieten konnten. Was den Außenhandel angeht, spielen die Handelsbeziehungen in die Ukraine für die Berliner Wirtschaft eine untergeordnete Rolle. Im Jahr 2020 gingen Exporte im Wert von 87 Mio. Euro in das Land am Dnjepr, hauptsächlich pharmazeutische und ähnliche Erzeugnisse (40 Prozent aller Ausfuhren); die Importe betrugen 15 Mio. Euro. Der Stellenwert von Russland als Handelspartner sinkt seit Jahren, zuletzt belegte das Land Platz 11 der Exportmärkte mit 385 Mio. Euro Handelsvolumen beziehungsweise Platz 32 im Ranking der bedeutendsten Berliner Importmärkte (2020: 59 Mio. Euro). Vom ersten Moment an war die Hilfsbereitschaft der Berliner Wirtschaft groß, im Verbund mit Solidaritätsaktionen in allen gesellschaftlichen Bereichen. Der Lichterfelder Fachhändler Tietz Baustoffe GmbH brachte nicht nur Hilfsgüter an die ukrainische Grenze, sondern nahm auf dem Rückweg 36 Frauen, Kinder und Menschen mit Behinderung sowie einen Hund nach Berlin mit. Das Transportunternehmen Flixbus fuhr am 10. März mit 25 Tonnen Hilfsgütern ins polnische Przemyśl und kam mit 50 Geflüchteten zurück. Hilfe von Clubbetreibern und Dehoga Neben Geld- und Sachspenden sind Unterstützungsaktionen von Branchen hervorzuheben, die stark unter der Corona-Pandemie gelitten haben. Unter dem Motto „Club Culture United – Stand Up for Ukraine“ haben Berliner Clubbetreiber einen Teil der Einnahmen vom ersten Wochenende nach Aufhebung der Beschränkungen (4.–6. März) gespendet. Auch der Berliner Dehoga koordinierte kurzfristig Hilfsaktionen vonseiten der Gastronomen und Hoteliers: Verpflegung und Übernachtungsmöglichkeiten für geflüchtete Menschen aus der Ukraine, meist Frauenmit ihren Kindern. Der Sterne-Gastronom TimRaue organisierte kurzerhand eine große Spendenaktion seiner Mitarbeiter. In der Ukraine und ihren Nachbarländern tätige deutsche Handelsunternehmen wie Rewe, dm, Rossmann, Edeka und die Schwarz-Gruppe organisierten Geld- oder Sachspenden. Die Industrie- und Handelskammern und der DIHK unterstützten all diese Maßnahmen imRahmen der gemeinsamen Aktion #WirtschaftHilft. ImMärz wurden in Berlin immer mehr ankommende Flüchtlinge aus demKriegsgebiet registriert – in einer Woche waren es schätzungsweise mehr als 70.000. Dabei konnte die Stadt auf etablierte Netzwerke von Freiwilligen und Hilfsorganisationen zurückgreifen, die seit 2015 aufgebaut worden waren. Eine große Rolle spielten dabei private Initiativen, auch vonseiten der Wirtschaft. Dazu zählt vor allem das Arrivo-Servicebüro als zentrale Anlauf- und Koordinierungsstelle für alle Berliner Unternehmen, die Geflüchtete in Arbeit und Ausbildung integrieren wollen. Eine schnelle Integration in den Arbeitsmarkt ist wichtiger Baustein einer Eingliederung der Ankommenden. Die Voraussetzungen scheinen gut: Zahlreiche Firmen nutzten die Ukraine-Hotline der IHK Berlin, um aufenthaltsrechtliche Fragen zu klären. ■ FOTOS: GETTY IMAGES/SIMPLEIMAGES, IHK BERLIN Medizinisches Material Um den Menschen in der Ukraine dringend benötigte Medizinprodukte zur Verfügung stellen zu können, hat der Ausschuss Gesundheitswirtschaft unter seinen Mitgliedern eine Spendenaktion initiiert. Verein Ukraine-Hilfe Berlin „Wir arbeiten dabei mit dem Verein Ukraine-Hilfe Berlin zusammen. Von dort kommen die aktuellen Bedarfslisten, wir geben die Bedarfe an unsere Ausschussmitglieder weiter und unterstützen bei der Koordinierung“, so der Ausschussvorsitzende Günther Pätz. Es sind bereits mehrere Großlieferungen mit medizinischen Produkten zusammengekommen. Beteiligte Unternehmen Beteiligt haben sich Berlin Heart GmbH, Praxisklinik Charlottenburg GmbH, Knauer Wissenschaftliche Geräte GmbH, Eckert & Ziegler Strahlen- und Medizintechnik AG, CentroMed Therapie GmbH. Und der Betreiber eines Gesundheitshotels in Spandau bietet 35 Geflüchteten eine Unterkunft. Im Laufe des März wurde die Ausweitung der Spendenaktion vorbereitet. moel Ehrenamt hilft Der Ausschuss Gesundheitswirtschaft der IHK Berlin hat gezielte Spendenaktion ins Leben gerufen Außenhandel Infos zu den Folgen des Krieges und Hilfsangebote: ihk-berlin.de/ukraine Aufenthaltsrecht Informationen zu Einreise- und Arbeitsmöglichkeiten für Ukrainer: ihk-berlin.de/ einreise-aufenthalt Initiative der IHK Berlin: Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter folgten dem Aufruf einer Kollegin und sammelten Sachspenden, die dann an die polnisch-ukrainische Grenze gebracht wurden Euro betrug das Exportvolumen in die Ukraine 2020, bei den Importen waren es 15 Mio. Euro. 87 Mio. Euro beträgt der Wert der Berlin-Exporte nach Russland, das damit Platz 11 belegt. Bei den Importen sind es 59 Mio. Euro. 385 Mio. 11 IHK BERLIN | BERLINER WIRTSCHAFT 04 | 2022 AGENDA | Ukraine

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