Berliner Wirtschaft April 2021

ßische Kalender-Deputation gab klein bei und überließ Trowitzsch das Kalendergeschäft. Die Einführung des praktischen Taschenkalenders 1845 – mit Themenschwerpunkten für Land- wirtschaft oder Militär – sicherte Trowitzsch das Geschäft, das überdies durch Bibeln im Auftrag der Preußischen Haupt-Bibelgesellschaft (ab 1845) und das Berliner Gesangbuch im Auftrag der Kreissynode zu Berlin (ab 1878) ausgewei- tet wurde. Prominente Autorin des Verlags war Bettina von Arnim. Carl Trowitzsch starb 1830 im Alter von 33 Jahren, sein Sohn Eugen 1867 mit 40. Beider minderjährige Nachkommen wurden von den Verlagsgeschäftsführern Wilhelm und Gustav Mütterlein (auch Vater und Sohn) als Vormunde vertreten. Sie erweiterten die Geschäftstätigkeit und führten 1844 die auf der Berliner Industrie- ausstellung erworbene Schnellpresse ein. Eugen Trowitzsch, der 1851 nur den Berliner Zweig des Unternehmens übernahm, verlegte den Verlag in den Neubau in der Leipziger Straße 112, wo ab 1854 auch die „Preußische Zeitung“ gedruckt wurde. Eugens Kinder ließen das Geschäft an den Buchhändler Edmund Mangelsdorf verkau- fen. Das Programm wurde nach dem Zweiten Weltkrieg vom Verlag M. &H. Schaper aus Hanno- ver fortgeführt. Der druckte noch bis 1960 die „Trowitzsch-Ka- lender“. Am 12. Juni 1969 wurde die Ber- liner Niederlassung gelöscht.  ■ Großes Bild: Die Leipziger Straße 112 war ab 1851 Standort des Berliner Verlags Kleines Bild: Carl Ferdinand Trowitzsch punktete mit dem „Trowitzsch- Kalender“ Pünktlich, besser, versandkostenfrei: Der Verlag Trowitzsch&Sohn kannte schon im frühen 19. Jahrhundert die Tricks der Kundenbindung von Björn Berghausen (BBWA) Vom Kalender bis zur Bibel D er Verlag Trowitzsch & Sohn war schon 110 Jahre alt, als er 1821 nach Berlin in der Jägerstraße 43 bei der jüngst erworbenen Ungerschen Druckerei einzog. Gegründet 1711 in Küstrin, lag die vor allemmit Regierungs- drucksachen befasste Unternehmung ab 1769 in den Händen der Familie Trowitzsch. Richtigen Aufschwung nahm Trowitzsch & Sohn aber erst nach Einführung der Gewerbefreiheit und Auf- hebung des staatlichen Kalendermonopols. Carl Ferdinand Trowitzsch (der „Sohn“) brachte – nun in Frankfurt an der Oder – den „Alten und Neuen Haus- und Geschichtska- lender für das Königreich Preußen“ heraus und bedrängte sogleich die zuvor staatliche Konkurrenz: Nach Errichtung eines „Kalen- der-Debit-Comptoirs“ in Berlin setzte sich der „Trowitzsch-Kalender“ durch, weil er pünktli- cher herauskam, besseren Druck und Papier hatte und versandkostenfrei geliefert wurde. Die Preu- Zugang zum Wirtschaftsarchiv Der Publikumsverkehr im Berlin-Brandenburgischen Wirtschaftsarchiv (BBWA) ist pandemie- bedingt zurzeit eingestellt. Kontakt und Infos: bb-wa.de FOTOS: BBWA 45 IHK BERLIN  |  BERLINER WIRTSCHAFT 04 | 2021 BRANCHEN | Historie

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