Berliner Wirtschaft April 2021

Gesundheitsdienstleister Sutter Health. Über des- sen App oder Website können sich Patienten bei Beschwerden aller Art eine erste Einschätzung geben lassen. Je nach Befund verweist die App an Praxen in der Nähe oder an Krankenhäuser. Willigt der Patient ein, gehen die ermittelten Daten direkt an den Arzt. „Das spart enormviel Zeit“, so Nathrath. Auch in Deutschland werde aktuell mit Partnern verhandelt. Mag Corona das zurzeit alles beherrschende Thema sein, wird dennoch gleichzeitig das Pro- fil des Standorts weiter geschärft. So soll noch im ersten Halbjahr in Marzahn-Hellersdorf auf dem Gesundheitscampus des Unfallkrankenhauses Berlin ein „Smart Living & Health Center“ eröff- nen. Betreiber ist ein 2018 gegründeter gemein- nütziger Verein mit Mitgliedern unter anderem aus der Gesundheits- und Wohnungswirtschaft. Die Vision, die in diesem Haus der Gesundheits- wirtschaft in einer Wohnung greifbare Realität wird: „Jeder Mensch soll mithilfe von bezahlbarer, modernster und sinnvoller Technologie selbstbe- stimmt so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden leben können.“ Auf einer Ausstellungs- fläche wird über Lösungen und neue Entwicklun- gen bei der Behandlung informiert. Auch einen Pflegestützpunkt und ein Ausbildungszentrum für medizinisches Personal gibt es. Trotz aller Standortstärken und -chancen sieht die IHK Berlin durchaus noch Luft nach oben und hat sieben Kernforderungen der Ber- liner Gesundheitswirtschaft zusammengestellt. Es müssten schnellstmöglich die internationalen Mindeststandards und Maßstäbe des digitalisier- ten Datenaustausches software- und hardware- seitig erfüllt werden. Damit die Digitalisierung in der Gesundheitswirtschaft gelinge, sollten zudem für alle Akteure der Branche bis Ende 2022 die erforderlichen Voraussetzungen für ausreichen- des IT-Personal finanziert und umgesetzt werden. Weiter heißt es in demPapier, dass Berlin Voraus- setzungen schaffen solle, dass Berliner Kranken- und Pflegeeinrichtungen bis Ende 2022 ein digital- technisch-assistiertes Hygienekonzept betreiben. „Die Digitalisierung der Branche vorantrei- ben“, das ist auch für Kai Bindseil vom Cluster HealthCapital Berlin Brandenburg ein Kernthema. 2020 wurden dafür Projekte mit einem Volumen von mehr als 90 Mio. Euro initiiert. Im laufenden Jahr sollen weiterhin Vorhaben an der Nahtstelle zwischenWirtschaft undWissenschaft gefördert werden. Vor allem aber, so Bindseil, „müssen wir die Pandemie überwinden“.  ■ Zulassung und plant, danach im deutschen und europäischen Markt zu skalieren. Die biochemi- schen Teile des Geräts will MidgeMedical in Berlin oder Brandenburg produzieren. Davon profitiert auch der Arbeitsmarkt. Von 48 Mitarbeitern Ende 2020 soll die Belegschaft bis Ende des Jahres auf zirka 100 wachsen. Neben Corona eignet sich die Technologie laut Diebold auch für andere Infek- tionen wie HIV, Hepatitis oder Influenza. Die kurz vor Ausbruch der Pandemie gegrün- dete Neomento GmbH hat eine Virtual-Reali- ty-Therapie entwickelt, mit der Therapeuten und Kliniken Sozialphobiker trotz Corona-Abstands- regeln behandeln können – im virtuellen Raum. Ein neues Produkt soll bei Abhängigkeitserkran- kungen wie Alkoholismus angewendet werden können. Gestartet als Ausgründung des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen in Magdeburg, zog das Start-up rasch in die Nähe seines hauptstädtischen Kooperationspartners Charité, um einen besseren Zugang zu Forschung und Patienten zu haben. Gründer Jens Klaubert sieht imeuropäischen Start-up- und VR-Hub Ber- lin zudem bessere Chancen als in Sachsen-An- halt, qualifizierte Mitarbeiter zu gewinnen. Fünf Beschäftigte hat Neomento, bis Jahresende könn- ten es im Idealfall 20 sein. Fokus auf Partnerschaften Für das forschungsintensive Geschäft der Digital- Health-Start-ups sind Partnerschaften unerläss- lich. Das gilt auch für Ada Health. Das Geschäfts- modell war zunächst auf B2C ausgerichtet, imver- gangenen Jahr verlagerte sich der Schwerpunkt auf B2B mit Fokus auf Partnerschaften. „Wir kooperierenmit Krankenversicherungen, Regie- rungen und Gesundheitsversorgern“, erklärt CEO Daniel Nathrath. Als ein Beispiel nennt der ehe- malige Unternehmensberater den kalifornischen Stefan Oelrich Vorstandsmitglied Bayer AG Der Leiter der Pharmadivision des Konzerns mit ihrem Hauptquartier in Berlin sieht durch die Corona-Pandemie ein neues Bewusstsein für die Relevanz der Gesundheitswirt- schaft. Deren Cluster mache die Hauptstadt international konkurrenzfähig. Lars Mölbitz, Key Account Manager Gesundheitswirtschaft Tel.: 030 / 315 10-439 lars.moelbitz@berlin. ihk.de FOTO: BAYER AG/NICOLE SCHNITTFINCKE 28 IHK BERLIN  |  BERLINER WIRTSCHAFT 04 | 2021

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