Berliner Wirtschaft April 2021

Infos und Service zur Gesundheitswirtschaft Kernforderungen der IHK Berlin zur Gesund- heitswirtschaft in der Hauptstadt: ihk-berlin.de/wps- inno-wissenschaft Die Leistungen der IHK Berlin zur Branche auf einen Blick: ihk-berlin.de/service- gesundheit Der IHK-Branchen- ausschuss Gesund- heitswirtschaft arbeitet 2021 in drei Arbeitsgruppen zu den Themen „Effizienterer Datenaustausch – Modellprojekt Virtuelles Kranken- haus“, „Gesundheit als Aufklärungsprozess“ und „Nachhaltigkeit in der Gesundheitswirt- schaft“. Beim Thema Datenaustausch will die Gesund- heitswirtschaft mit dem Ausschuss IKT zusammenarbeiten. Erste Ergebnisse der Arbeitsgruppen werden im September erwartet. ihk-berlin.de/aus- schuss-gesundheits- wirtschaft Vivantes: „Nach Ausbruch der Pandemie wurden in den Testzentren alle Papiere noch per Hand aus- gefüllt, was zu langen Wartezeiten führte. Mit einem von uns entwickelten Tool haben wir den Prozess digitalisiert, die Ergebnisse waren dann zum Beispiel über eine Art QR-Code abrufbar.“ Kaum ein Tag vergeht seit Ausbruch der Pan- demie, an dem nicht Personen oder Einrichtun- gen aus der Hauptstadtregion in den Medien mit ihren Expertisen für Aufmerksamkeit sorgen, allen voran das Robert Koch-Institut mit seinem Direktor, Prof. Lothar Wieler, die Charité - Uni- versitätsmedizin Berlinmit demVorstandsvorsit- zenden Prof. Heyo Kroemer und schließlich dem omnipräsenten Virologen Prof. Christian Drosten. Sie alle sind Teil eines dynamischen Ökosystems aus Unternehmen, Wissenschaftlern, Technolo- gieparks und Kliniken, darunter mit der Charité eine der größten in Europa. Corona rückt Gesundheit in den Fokus Für Stefan Oelrich, Vorstandsmitglied der Bayer AG und Leiter der Pharmadivision, ist mit Aus- bruch der Pandemie Gesundheit als wichtiges Gut in den Fokus der gesellschaftlichen Debatte gerückt. „Es eröffnet sich erstmals seit Langem eine wichtige Möglichkeit, Einverständnis darü- ber herzustellen, dass alle amGesundheitswesen Beteiligten viel enger zusammenarbeiten müs- sen, um die medizinischen Herausforderungen der Zukunft – über die Pandemie hinaus – zu bewerkstelligen.“ Insbesondere werde jetzt das Verständnis dafür aufgebracht, dass Innovatio- nen im Gesundheitsbereich essenziell für Wohl- stand und Wohlfahrt seien und verstärkt unter- stützt werden müssten. Für Oelrich steht fest: „Berlin hat mit seinem besonderen Gesundheits- cluster jetzt die Möglichkeit, zu Standorten wie beispielsweise Boston aufzuschließen.“ Um alle Akteure aus der Gesundheitswirt- schaft an der Schnittstelle zwischen Wissen- schaft, Klinik, Wirtschaft und Politik zu vernet- zen, etablierten Berlin und Brandenburg im Jahr 2007 als unabhängige Kommunikationsplatt- form das Cluster HealthCapital Berlin Branden- burg. Mit einem ambitionierten Ziel: „Wir wol- len Berlin-Brandenburg zu einem internationa- len Spitzenstandort für Life Sciences machen. Um die ,Zukunft der Gesundheit‘ zu gestalten, ent- wickeln wir den Standort als Versorgungs-, Wis- senschafts-, Ausbildungs- undWirtschaftsstand- ort für Gesundheit weiter, immer unter der Prä- misse, dass vor allemdie Bürgerinnen und Bürger von diesen Entwicklungen durch Zugang zu einer erstklassigen Versorgung in der Region profitie- ren“, heißt es im2020 veröffentlichtenMasterplan „Berlin-Brandenburg – Zukunft der Gesundheit“. Woran es noch fehlt, erklärt Clustermanager Dr. Kai Bindseil. „Berlin und Brandenburg sind schon jetzt in der Gesundheitswirtschaft die am besten vernetzte Region in Europa, aber wir müs- sen dies noch viel stärker international kommuni- zieren.“ Die Exzellenz in der Wissenschaft müsse zudem weiter ausgebaut und in den Life Scien- ces müssten Start-ups sowie Ausgründungen von Hochschulen stärker gefördert werden. „Gerade in den Lebenswissenschaften muss bereits sehr früh stark investiert werden“, sagt Bindseil, der bei der Berlin Partner fürWirtschaft und Technologie GmbH die Abteilung Gesundheitswirtschaft lei- tet. Verglichenmit London oder den USA, fehle es aber an starken Finanzquellen. Eine große Heraus- forderung sei zudemder Fachkräftemangel. Vom Pfleger im Krankenhaus bis zum KI-Experten in der Pharmaindustrie werde qualifiziertes Perso- nal gebraucht, um das Ziel zu erreichen. Laut Berlin Partner arbeiten rund 400.000 Beschäftigte in der Gesundheitswirtschaft in Ber- lin und Brandenburg. Mehr als 20.000 Unterneh- menerwirtschaftenetwa 30Mrd. EuroUmsatz. Das Spektrum reicht von Pharma, Biotech, Medizin- technik, Digital Health über Kliniken, Reha-Ein- richtungen, dem größten Kliniklabor Europas – Labor Berlin – bis zu acht Technologieparks. Branchengrößen wie B. Braun Melsungen, Bayer, Berlin-Chemie, Pfizer Deutschland, Eckert&Zieg- ler und Carl Zeiss Meditec sitzen in der Haupt- stadtregion. Daneben sind rund 40 wissenschaft- liche Einrichtungen mit Life-Science-Bezug vertreten, darunter das Deutsche Herzzentrum, Helmholtz-, Leibniz- und Max-Planck-Institute. Etwa 30 Universitäten und Hochschulen bieten mehr als 200 Studiengänge im Bereich Gesund- heit und Lebenswissenschaften an. Unternehmen aus dem Cluster, vom Start- up bis zur Pharmaindustrie, waren frühzeitig in den Kampf gegen das neue Virus involviert: Sie beschafften Desinfektionsmittel, bauten Test- kapazitäten auf und statteten das Behandlungs- zentrum auf dem Messegelände aus. Auch beim Top-Thema Impfen steuert die BerlinerWirtschaft Expertise bei, darunter Konzerne wie Pfizer (siehe InterviewSeite 30) und Bayer, die bei der Entwick- lung eines Vakzins mit der Tübinger Biotechfirma CureVac kooperieren. „Zusätzlich zur Unterstüt- zung des Unternehmens bei der Zulassung eines Daniel Nathrath CEO Ada Health GmbH Das Start-up mit Sitz am Alexanderplatz und 200 Mitarbeitern hat sich auf die Entwicklung von Gesundheits-Apps spezialisiert. Zunächst stärker im B2C-Sektor engagiert, verschob nicht zuletzt die Corona-Pandemie den Fokus auf B2B mit vielen neuen Partnerschaften. SCHWERPUNKT | Gesundheitswirtschaft 24 IHK BERLIN  |  BERLINER WIRTSCHAFT 04 | 2021

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