Beispiel dafür ist der Brexit: Unternehmen, die mit Großbritannien Handel treiben, mussten innerhalb kurzer Zeit neue Zollprozesse implementieren. Allein die Reform des EU-Zollrechts zeigt, dass die Digitalisierung nun allmählich in die Außenwirtschaft einzieht. Im Jahr 2025 werden Dokumente im internationalen Handelsverkehr wie zum Beispiel Bankakkreditive immer noch in Papierform rund um den Globus geschickt. Gut etabliert hingegen hat sich das elektronische Ursprungszeugnis (eUZ), das alle deutschen IHKs anwenden. Bei der IHK Berlin wird das eUZ zu 75 Prozent von den Unternehmen genutzt. „Mit der Online-Anwendung eUZ ermöglichen die IHKs den Unternehmen, UZs und Bescheinigungen von Außenwirtschaftsdokumenten wie Handelsrechnungen oder IHK-Lieferantenerklärungen via Internet zu beantragen“, sagt Mahshid Daryabegi, Referentin Außenwirtschaft bei der IHK Berlin. Doch das ist nur der Anfang. Startups entwickeln längst IoT-basierte Lösungen für eine nahtlose Zusammenarbeit im gesamten Prozess. Unternehmen, die sich mit ihnen auseinandersetzen, haben einen klaren Wettbewerbsvorteil, zumal die technischen Lösungen die gesamte Lieferkette transparenter machen. Letzteres ist seit Inkrafttreten des Lieferkettengesetzes Pflicht: Unternehmen ab einer gewissen Größenordnung müssen darlegen, wie sie Risiken in ihren Lieferketten minimieren, und wie sie entlang der Ketten für die Einhaltung von Menschenrechten oder Umweltstandards sorgen. Saubere Lieferketten sind Pflicht Für die Berliner Seilfabrik ist das aktuell kein Thema: „Als Unternehmen mit 150 Mitarbeitern sind wir vom Gesetz noch nicht betroffen“, sagt David Köhler. „Dennoch achten wir auf saubere Lieferketten“, sagt er. Als Hersteller von Spielgeräten für Kinder sei es logisch, dass man Kinderarbeit bei den Lieferanten ausschließen möchte. Hinzu kommt, dass Vorprodukte wie Garne über Zwischenhändler von asiatischen Firmen importiert werden, die wiederum so umsatzstark sind, dass sie unter das Gesetz fallen. Somit sind die Berliner auf der sicheren Seite. Gleichzeitig setzt die Seilfabrik auf den regionalen Bezug von Vorprodukten. „Die Pandemie hat die Schattenseiten des Outsourcing gezeigt“, sagt David Köhler. Sie hat gezeigt, was die Abhängigkeit von wenigen Lieferanten anrichten kann. Die Lösungen lauten Lieferkettenoptimierung sowie Diversifizierung von Beschaffungs- und Absatzmärkten. Unternehmen mit Weitblick setzen daher vermehrt auf Nearshoring, um sich weniger abhängig von weit entfernten Lieferanten zu machen. Auch Lagerhaltung rückt wieder stärker in den Fokus. Auch die Absatzseite muss von exportorientierten Unternehmen regelmäßig unter die Lupe genommen werden, um sich vor möglichen Risiken wie politischer Instabilität, Handelskonflikten oder wirtschaftlichen Abschwüngen zu schützen. Und natürlich auch, um die Märkte mit dem größten Umsatzpotenzial zu identifizieren. Die Berliner Seilfabrik, die in diesem Jahr ihr 160-jähriges Jubiläum feiert, konzentriert sich beispielsweise auf Kanada, Australien oder Chile. Der Grund: Dort wird Qualität made in Germany geschätzt. ■ Ferry Girra, David Köhler und Karl Heinz Köhler leiten das Familienunternehmen Berliner Seilfabrik David Köhler Co-Geschäftsführer Berliner Seilfabrik Die Heraus- forderungen sind vielfältig. Sollte Trump Importzölle erheben, müssen wir eventuell mehr in den USA produzieren. ILLUSTRATION: GETTYI MAGES/DIGITALVISION/HIROSHIWATANABE; FOTO: BERLINER SEILFABRIK Außenwirtschaft | 57 Berliner Wirtschaft 03 | 2025
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