Berliner Wirtschaft März 2025

Als Nimmich auf dem Laufband im Fitnessstudio einen Podcast über im Verband deutscher Unternehmerinnen organisierte Unternehmerinnen hören wollte, fand sie genau: nichts. So kam sie auf die Idee, selbst eine Plattform für Business-Frauen zu schaffen. In Budinstein, die sie beim Netzwerken kennengelernt hatte, fand sie schnell eine Gleichgesinnte. Das Duo legte los, anfangs mit Frauen, die sie kannten. Mehr und mehr fanden sie Entrepreneurinnen außerhalb ihres engeren Zirkels. „Wir wählen die Unternehmerinnen danach aus, ob wir sie interessant finden, achten aber immer auch auf Diversität bezüglich Alter, Hintergrund, Branche etcetera“, sagt Budinstein. Ungeschminkt über Erfahrungen sprechen Sie erzählen, dass sie sich selbstständig gemacht haben, weil sie keinen passenden Job fanden. Bei Budinstein war es nach dem Studium, bei Nimmich, nachdem sie 2015 mit ihrem Mann nach Nigeria gegangen war. Vor allem durch den Podcast haben sie gelernt, dass es vielen Frauen ähnlich ging und geht. Das ist eine Stärke des Talks, den die Frauen trotz Doppelbelastung aus Selbstständigkeit und Muttersein stemmen. Hier sprechen Unternehmerinnen, die „noch nicht seit 20 Jahren etabliert sind“, ganz „ungeschminkt“ von ihren Erfahrungen. „Ungeschminkt“ war auch der Arbeitstitel des Podcasts. „Unsere Gäste berichten nicht nur von ihren Erfolgen, sondern auch von den Rückschlägen“, sagt Nimmich. Sie tun das auf erfrischende Weise. Die Zuhörerinnen identifizieren sich mit den Selbstständigen und ihren Herausforderungen, die zwangsläufig auftauchen. Die Frauen sprechen außerdem an, was sie von Männern in ähnlichen Positionen unterscheidet: „Frauen sind weniger risikobereit, sie stellen ihr Licht eher unter den Scheffel, fordern weniger“, sagt Budinstein. Das ist bekannt. Dennoch tut es gut, die spezifischen Probleme von Business-Frauen in einem entspannten Format aufgeschlüsselt zu bekommen. Der Name des Podcasts „Businesszyklen, wenn Mut anklopft“ ist schließlich Programm, Budinstein und Nimmich haben ihn nach langem Hin und Her gewählt. Businesszyklen deutet an, dass eine Unternehmung nie linear verläuft, es gibt gute und schlechte Zeiten. Die guten sollte man genießen, aus den schlechten lernen. Noch wichtiger ist den Macherinnen der zweite Part des Titels: „Wenn Mut anklopft“. Der klopft, sagen beide unisono, oft unvorbereitet an. „Viele unserer Gesprächspartnerinnen hatten gar nicht vor, ein Unternehmen zu gründen“, sagt Nimmich. „Sie kamen wegen Scheidung, Erbe oder aus anderen Gründen in die Situation, sich selbstständig zu machen. Der Mut klopfte von heute auf morgen bei ihnen an. Und sie mussten sich entscheiden: Was mache ich damit?“ Die Chance wahrnehmen oder kneifen? Kraftvolle Botschaften senden Die 24 Frauen, die bislang ihre Geschichten offengelegt haben, haben im entscheidenden Moment Ja gesagt. Trotz ihrer Zweifel. Somit sind sie Vorbilder für alle, die noch hadern, wenn sich eine Gelegenheit ergibt, sie gefordert sind. Und je mehr Unternehmerinnen frank und frei ins Mikrofon sprechen, Gastronominnen, Buchautorinnen, KI-Spezialistinnen, desto mehr Hörerinnen den Geschichten folgen, desto stärker entfaltet sich die weibliche Kraft, desto mehr Frauen trauen sich den Schritt in die Selbstständigkeit. Sie müssen nicht mehr in Selbstzweifel verfallen, wenn mal etwas schiefläuft. Sie wissen: Das war bei den meisten Unternehmerinnen nicht anders. Das ist die vielleicht kraftvollste Botschaft, die die beiden Wahlberlinerinnen und ihre Gäste ausstrahlen: Geh’ deinen Weg, sobald der Mut anklopft. Mit Selbstvertrauen, einem starken Netzwerk und Nerven ab und zu wirst du es schaffen. Und: Du bist nicht allein. ■ Justyna Nimmich Viele unserer Gesprächspartnerinnen hatten gar nicht vor, ein Unternehmen zu gründen. Elena Budinstein Wir wählen die Unternehmerinnen danach aus, ob wir sie interessant finden. FOTO: TANJA BRÜCKNER Gründerinnen | 37 Berliner Wirtschaft 03 | 2025

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