Berliner Wirtschaft März 2023

ehesten gefallen dürften. Ein Mitglied des Stylisten-Teams macht dann auf dieser Basis Vorschläge, die der Kunde oder die Kundin noch einmal anpassen kann, bevor die Box versandt wird. „Mit jedem neuen Kunden auf unserer Plattform verbessert sich der Algorithmus und damit der Service für alle“, resümiert die Diplom-Kauffrau. Immer mehr Unternehmen nutzen die Chancen künstlicher Intelligenz (KI), um betriebliche Prozesse zu optimieren, den Kundenservice mithilfe automatisierter Dialogsysteme (Chatbots) von Routineaufgaben zu befreien und Empfehlungssysteme zu entwickeln, die einen gezielteren Einsatz von Budgets und Arbeitskräften erlauben. KI kommt allmählich in der Breite an In einer aktuellen Umfrage der IHK haben 14 Prozent der Unternehmen angegeben, KI-Technologien bereits einzusetzen. 25 Prozent planen das innerhalb der kommenden drei Jahre. Henrik Holst, Public Affairs Manager Digitalpolitik bei der IHK, wertet das als positives Zeichen: „Auchwenn sich der gezielte Einsatz von KI häufig noch auf die digitalen Vorreiter begrenzt, sehen wir, dass das Thema immer mehr in der Breite ankommt.“ Holst rechnet damit, dass der Anteil der IHK-Mitglieder, die KI-basierte Technologien nutzen, in den nächsten Jahren erheblich steigen wird. Outfittery hat die Softwarelösungen für die eigene Technologieplattform größtenteils selbst entwickelt, nutzt dafür aber auch Komponenten, die auf demMarkt erhältlich sind. Dazu der klare Rat von Julia Bösch: Interessierte Unternehmen sollten öffentlich zugängliche Algorithmen nutzen, soweit die fürs jeweilige Geschäft anwendbar sind. Und dabei seien zwei Aspekte entscheidende: Zum einen brauche es eine einzigartige Datenquelle. „Das sind in unserem Fall die wertvollen Hinweise, die wir von unseren Kundinnen und Kunden bekommen“, sagt die Geschäftsfrau, außerdem ist es ihrer Ansicht nach erfolgsentscheidend, die KI firmenintern laufend zu trainieren: „Bei Outfittery lernt der Algorithmus ständig von unseren Stylistinnen und Stylisten. Das macht unsere Tech-Plattform einzigartig, selbst wenn wir teils Open-Source-Software nutzen, deren Quelltext öffentlich ist.“ Aus Sicht von Nadine Jüdes, Abteilungsleiterin Digitale Wirtschaft und Start-ups bei der Wirtschaftsförderung Berlin Partner, ist der Einsatz von KI für Unternehmen aller Branchen erfolgsentscheidend: „Oft geht es darum, neben den innerbetrieblichen Informationen auch große Datenmengen des jeweiligen Markts auszuwerten, um nützliche Hinweise zum Optimieren firmeneigener Prozesse zu bekommen.“ Dafür sei die entsprechende Technologie notwendig. Doch auch wenn in Berlin die ganze Bandbreite der Anwendungen zu finden sei, würden sie von vielen Betrieben nur zögerlich genutzt. Ihr Angebot: „Auf Wunsch helfen wir Unternehmen dabei, das zu ändern und von solchen Lösungen zu profitieren.“ Bei der Umsetzung solch eines Investments helfen Spezialisten ihrer Abteilung: „Unsere Innovationsmanager stellen auf Wunsch Informationen zum Thema bereit und vermitteln die nötigen Ansprechpartner – gerne auch zu Wissenschaftseinrichtungen.“ Diese Beratung ist für Unternehmen kostenlos. Hilfreich kann beispielsweise der Kontakt zu einem der Start-ups sein, die vom „Künstliche Intelligenz Entrepreneurship Zentrum“ (K.I.E.Z.) in Berlin gefördert werden. Dazu zählt Levity AI. Die Gründer des Unternehmens, Gero Keil und Thilo Hüllmann, haben eine Plattform ent- wickelt, die Firmen dabei unterstützt, betriebsinterne Prozesse mithilfe künstlicher Intelligenz zu automatisieren. Der Vorteil ihres Tools: Es funktioniert nach dem Prinzip eines Baukastens und hilft besonders all jenen, die wenig Vorkenntnisse im Programmieren haben. ■ Julia Bösch Geschäftsführerin Outfittery Mit jedem neuen Kunden auf unserer Plattform verbessert sich der Algorithmus. Einstiegskurs Wer sich im eigenen Tempo dem Thema nähern möchte, findet ein ansprechendes Angebot über die Plattform www.elementsofai.de unter der Rubrik „Einführung in die KI“. Webinare Das Mittelstand-Digital Zentrum Berlin bietet online „Workshops & Veranstaltungen“ an: So steht am 27. April ein „Digitalcheck Mittelstand“ auf dem Programm, in dem Interessierte erfahren können, wie gut ihr Betrieb bereits den Erfordernissen der Digitalisierung gerecht wird und wo es noch Potenzial geben dürfte. Förderung Unterstützung für die Digitalisierung des Unternehmens mit Hilfe von KI bietet die IHK-Website unter ihk.de/berlin/digitalisierung – inklusive wichtiger Details zu den Förderprogrammen des Bundes und des Landes Berlin Geldwertes Wissen zu künstlicher Intelligenz Workshops zu KI sowie Übersichten passender Fördermöglichkeiten können Interessierte über die IHK-Website finden: ihk-berlin.de Henrik Holst, IHK-Geschäftsfeld Wirtschaft & Politik Tel.: 030 / 315 10-623 henrik.holst@berlin. ihk.de Sun-Young Kim, IHK-Beraterin Finanzierung und Förderung Tel.: 030 / 315 10-584 sun-young.kim@berlin. ihk.de ILLUSTRATION: GETTY IMAGES/ISTOCK/ZIRCONICUSSO; FOTO: JESSICA SIDENROS Künstliche Intelligenz | 59 Berliner Wirtschaft 03 | 2023

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