Berliner Wirtschaft März 2023

4,8% des Bruttoinlands- produktes betragen die direkten und indirekten Kosten für psychische Erkrankungen. Julian Algner, IHK-Geschäftsfeld Wirtschaft & Politik Tel.: 030 / 315 10-373 julian.algner@ berlin.ihk.de Mentale Gesundheit am Arbeitsplatz ist für die Wirtschaft wichtiger denn je. Wie können Unternehmen mit dem Thema gut umgehen? von Dorothea Jäckel Erfolgsfaktor Psyche P sychische Erkrankungen sind häufiger, als allgemein angenommen: Rund ein Drittel der Bevölkerung weisen aufs Jahr gerechnet laut Fehlzeitenreport 2021 eine oder mehrere klinisch bedeutsame psychische Störung, wie etwa Depression, Substanzabhängigkeit oder Angststörung, auf. Neben dem individuellen Leid führen psychische Erkrankungen zu hohen direkten und indirekten Kosten, die in Deutschland 4,8 Prozent des Bruttoinlandprodukts betragen. Dieser Trend markiert problematische Entwicklungen nicht nur für den Unternehmenserfolg, sondern ebenso für den sich abzeichnenden massiven Fachkräftemangel. Was können Unternehmen dem entgegensetzen, und wie kann ein Beitrag zu gesunden Unternehmen geleistet werden? Die Prävention und die Förderung psychischer Gesundheit, sprich die Optimierung der Resilienz, sowie eine professionelle Begleitung beim Return-to-Work nach psychischer Krise tragen nachgewiesenermaßen effektiv zur Beschäftigungssicherung der Mitarbeitenden und zu einem gesunden Unternehmen bei. Psychische Probleme und Erkrankungen sind heute weniger stigmatisiert, die Betroffenen eher bereit, professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen, und in den sozialen Medien sind Mental Health-Themen populär. ImArbeitsalltag hingegen ist die offene Kommunikation über psychische Probleme weniger einfach. Hier bestehen noch oft Unsicherheiten und Tabuisierung gerade bei Fragen, wie man betroffene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter anspricht oder welche konkreten Angebote gemacht werden können, die über den Tipp, sich psychologische Unterstützung zu organisieren, hinausgehen. Eine Herausforderung liegt zudem in der langen Wartezeit auf einen psychotherapeutischen Behandlungsplatz. Dabei sind psychische Erkrankungen mehrheitlich gut behandelbar – je früher eine Behandlung begonnen wird, desto besser. In der Kooperation zwischen Unternehmen und den medizinisch-psychotherapeutischen Hilfesystemen liegt eine große Chance, psychisch-bedingte Arbeitsthemen, wie etwa Anzeichen auf eine Erkrankung, früh zu erkennen, Vorurteile abzubauen und Probleme wirksam anzugehen. Da resiliente Unternehmen resiliente Mitarbeitende haben, kommt den Führungskräften hier eine Schlüsselrolle zu. Sie nehmen das Thema psychische Gesundheitskompetenz strategisch in den Blick und können es nachhaltig im Unternehmen verankern, indem sie – in Abhängigkeit von der Betriebsgröße – betriebliches Gesundheitsmanagement implementieren, Workshops/Webinare durchführen, Diversität und soziale Unterstützung in der Belegschaft stärken, kompetent Gespräche mit psychisch belasteten Mitarbeitenden führen und die kurzfristige Verfügbarkeit von psychologischem Support organisieren.  ■ Die Autorin Diplom-Psychologin Dorothea Jäckel leitet den Bereich Individual Placement and Support am Vivantes Klinikum Am Urban ILLUSTRATION: GETTY IMAGES/MARTIN WIMMER; FOTO: VIVANTES, NETZWERK FÜR GESUNDHEIT Gesundheit | 51 Berliner Wirtschaft 03 | 2023

RkJQdWJsaXNoZXIy MTcxNDM4Mw==