Berliner Wirtschaft März 2023

zu Vorreitern bei der Dekarbonisierung und dem nachhaltigen Wandel unserer Wirtschaft macht“, sagt Lubomila Jordanova, Gründerin von Plan A. „Dabei ist unsere SaaS-Plattform modular aufgebaut. So können unsere Kunden je nach Branche, Unternehmensgröße, Anzahl der Tochtergesellschaften, Regionen, verfügbaren Daten und abzudeckenden Emissionsbereichen – den sogenannten Scopes 1, 2 und 3 – flexibel Plug-and-Play-Module hinzubuchen.“ Nach Überzeugung von Jordanova spielen die Innovationen sowie das antizipierende und teils wagemutige Agieren von Start-ups eine zentrale Rolle, um die Herausforderungen des Klimawandels und die Lösungen dafür auf Unternehmens- ebene zusammenzubringen. Dies ist auch deswegen wichtig, weil der Druck auf Unternehmen jeder Größe zunimmt, ihre eigene Dekarbonisierung voranzutreiben. Dafür sorgt unter anderem die Europäische Union (EU). Die EU-Kommission verpflichtet im Rahmen der EU-Taxonomie-Richtlinie Unternehmen mit mehr als 40 Mio. Euro Umsatz und 250 Mitarbeitern seit diesem Jahr dazu, Informationen zur Nachhaltigkeit zu veröffentlichen. Ab dem 1. Januar 2026 sollen auch kleine und mittlere Unternehmen dazu verpflichtet werden. „Wer zum Beispiel Kapital von Banken oder Investoren erhalten möchte, sollte sich schon heute mit dem Thema Nachhaltigkeitsreporting auseinandersetzen“, rät Melina Hanisch, Fachreferentin Start-ups und Finanzierung bei der IHK Berlin. „Perspektivisch ist es aber für alle kleinen und mittleren Unternehmen empfehlenswert, sich rechtzeitig an Fragen rund um dieses Thema heranzutasten, um vorbereitet zu sein, wenn es gesetzliche Regelungen verlangen.“ Viele Unternehmenslenker werden überrascht sein, wie viele smarte Softwarelösungen Berliner Start-ups aus dem Bereich Climate Tech mittlerweile für die unterschiedlichsten Anwendungszwecke entwickelt haben. Die Bandbreite ist riesig, angefangen bei einer nachhaltigen Letzte-Meile- Logistik und der dazugehörigen Software für die optimale Routenplanung über unterschiedliche Soft- und Hardwarelösungen zur Erhöhung der Energie- effizienz in der Produktion bis hin zur Messung des CO2-Fußabdrucks von Einzelhändlern. Nachhaltigkeit in alle Prozesse einbeziehen So setzt etwa das im Jahr 2020 gegründete Berliner Start-up Vaayu Tech auf künstliche Intelligenz und Machine Learning, um aus einer Vielzahl von Datenpunkten aus Produktion, Vertrieb und Logistik den CO2-Fußabdruck von Einzelhändlern zu berechnen, zu bewerten und Möglichkeiten für die Reduktion von Emissionen aufzuzeigen. Dagegen möchte das Berliner Start-up mit dem Namen Clime Unternehmen unabhängig von ihrem Kundenstammmit ihrer Software dabei unterstützen, eine nachhaltige Betriebskultur aufzubauen, indem es den CO2-Fußabdruck aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter misst, reduziert und kompensiert. „Eine Klimatransformation innerhalb eines Unternehmens zu erreichen, ist schwierig: Unternehmen müssen ihren Kern und ihre Kultur so umgestalten, dass Nachhaltigkeit in alle Entscheidungen und Prozesse einbezogen wird“, weiß Jannis Possekel, einer der Gründer des Berliner Start-ups. „Tatsächlich scheitern 70 Prozent aller gescheiterten Transformationsprozesse aber an der mangelnden Einbeziehung der Belegschaft.“ Auch diesen Aspekt dürfen Berliner Unternehmen auf ihrem Weg zu mehr Nachhaltigkeit also nicht vergessen. ■ Jannis Possekel, Mitgründer von Clime, setzt den Schwerpunkt auf mehr Nachhaltigkeit innerhalb der Belegschaft Lubomila Jordanova gründete Plan A. Das Start-up betreut inzwischen mehr als 20 Kunden Andreas Kubala, Public Affairs Manager Energie-, Umwelt- und Klimaschutzpolitik Tel.: 030 / 315 10-758 andreas.kubala@berlin.ihk.de FOTOS: CLIME, PLAN A BRANCHEN | Climate Tech | 38

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