Berliner Wirtschaft März 2023

Amin Seitz Geschäftsführer Der Diplomkaufmann kam 2006 als Geschäftsführer zu Moll Marzipan. Im Zuge eines Management-Buyouts wurde er 2008 zum geschäftsführenden Gesellschafter. Mittlerweile hat er im Zuge der Nachfolge den größten Teil seiner Anteile verkauft. Mandeln sind für Moll Marzipan der wichtigste Rohstoff und größte Kostenfaktor. Geschäftsführer Armin Seitz (links) versucht ständig, effizienter mit dem Lebensmittel umzugehen Gerade für Mittelständler sind intensive Kontakte zu den Geschäftspartnern wichtig, meint Moll-Marzipan-Geschäftsführer Armin Seitz. Denn aus den Gesprächen mit Kunden, Lieferanten und Mitarbeitenden erhält er wichtige Informationen, die ihm mitunter auch als Signale für bevorstehende Krisen dienen. Berliner Wirtschaft: In den vergangenen Jahren wurden Unternehmen immer wieder mit neuen Notsituationen konfrontiert. Was macht Ihnen im Moment die größten Sorgen? Dr. Armin Seitz: Die größte Sorge habe ich davor, dass wir vor lauter Krisen die eine oder andere Entwicklung amMarkt nicht erkennen. Die Krisen selbst muss man managen, wenn sie sich ankündigen. Es bringt meiner Ansicht nach wenig, für alle Eventualitäten Notfallpläne in der Schublade zu haben. Ich habe in meinem Leben schon so viele Notfallpläne gemacht, und die haben nie funktioniert, weil doch alles anders kommt, als man es erwartet. Wichtiger ist, dass man flexibel bleibt und schnell Maßnahmen trifft – und natürlich, dass man sein Geschäft im Griff und die Marktentwicklungen im Blick hat. Welche Krise hat Ihnen zuletzt ammeisten zu schaffen gemacht? Wir sind schon mit unserem tagtäglichen Geschäft sehr gefordert, weil wir in einem sehr hart umkämpftenMarkt tätig sind. Als Unternehmen aus der Lebensmittelindustrie standen wir auch nie so im Brennpunkt einer der jüngsten Krisen. Wir sind also recht gut durch die Zeit gekommen. Aber um Ihre Frage konkreter zu beantworten: Mit der Corona-Krise war natürlich nicht zu rechnen. Wir mussten zwar keine Kurzarbeit einführen, aber die Pandemie war ein Beschleuniger für Entwicklungen, für die wir sonst vielleicht zehn Jahre Zeit gehabt hätten. Was meinen Sie? Insbesondere denke ich an die Arbeit imHomeoffice. Wir sind ein eher konservativer Betrieb, aber irgendwann hätten wir uns mit modernen Arbeitsformen beschäftigen müssen. Durch Corona sind wir von heute auf morgen in dieses Thema hineingezwungen worden. Das war schwierig. Ich selbst bin kein großer Freund von Homeoffice. Ich schätze, ich habe in den vergangenen drei Jahren vielleicht drei Mal von zu Hause aus gearbeitet. Aber während der Pandemie musstenwir es natürlich ermöglichen, und viele unserer Mitarbeitenden wollen das auch. Hat Sie nicht auch die Energiekrise schwer getroffen? Sie brauchen schließlich hohe Temperaturen. Ja, die brauchenwir, sonst schmilzt der Zucker nicht. Aber von den hohen Energiepreisen bin ich nicht überrascht worden. Das hat sich angekündigt. Auch ist uns schon lange klar, dass Unternehmen klimaneutral werden müssen. Wir haben uns schon 2020 das Erreichen der Klimaneutralität für 2023 vorgenommen. Das schaffenwir auch. Aufgrund der höheren Energiepreise rechnen sich unsere energiebezogenen Investitionen besser. Deshalb habenwir Pläne vorgezogen und 2022 noch einmal 15 Prozent unseres Energiebedarfs eingespart. Also haben Sie sich frühzeitig auf hohe Energiepreise vorbereitet. Dr. Armin Seitz ist mit der Moll Marzipan GmbH gut durch die jüngsten Krisenjahre gekommen – auch weil er sich meist früh auf die Probleme einstellen konnte von Michael Gneuss » FOTOS: AMIN AKHTAR Berliner Wirtschaft 03 | 2023

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