Berliner Wirtschaft März 2023

B ekannt wurde das vor über zehn Jahren gegründete FinTech-Unternehmen Raisin durch seine Geldanlage-Platt- formWeltSparen: Über die können Kunden ihr Erspartes bei Banken im europäischen Ausland anlegen, die für Tages- oder Festgeld mehr Zinsen zahlen als deutsche Institute. Das Geschäftsmodell überzeugte schnell Investoren wie den Wagniskapitalgeber und PayPal-Mitgründer Peter Thiel, die Deutsche Bank oder das US-Finanzinstitut Goldman Sachs, die dem Start-up mit zig Millionen Euro unter die Arme griffen. Damit konnte Raisin ein rasantes Wachstum hinlegen. Eine eigene Bank Heute hat das Unternehmen über 850.000 Kunden und arbeitet in rund 30 Ländernmit etwa 400 Partnerbanken zusammen. „Ende des vergangenen Jahres haben wir die Marke von 30 Milliarden Euro in vermittelten Spareinlagen überschritten“, sagt Raisin-CFO und -Mitgründer Dr. Frank Freund. 2019 übernahm Raisin die Frankfurter MHB-Bank, die seitdem als Raisin Bank AG firmiert und eine hundertprozentige Tochter der Raisin GmbH ist. „Mit der Übernahme haben wir unsere Wertschöpfungskette umfassend erweitert, indem wir die Infrastruktur für das Kerngeschäft durch unsere eigene Bank abdecken können“, erläutert Geschäftsführer Freund. „Wir sind damit in diesem Bereich nicht weiter auf externe Partner angewiesen – zusätzlich bietet die Bank diese Infrastruktur und damit verbun400 Partnerbanken in 30 Ländern hat Raisin. Insgesamt betreut das FinTech 30 Mrd. Euro von 850.000 Kunden. Dr. Frank Freund Aktuell profitieren wir im Kern unseres Geschäfts von der Zinswende. Gut vernetzt Sie finden Dr. Frank Freund auf LinkedIn über den QR-Code: FOTO: RAISIN/LUKAS SCHRAMM dene Dienstleistungen auch anderen Technologie-Unternehmen an.“ Schlagzeilenmachte 2021 die Fusionmit dem Hamburger Konkurrenten Deposit Solutions, der damit die Anlageplattform Zinspilot einbrachte. „Die Integration von Deposit Solutions in Raisin war ein logischer Schritt, denn während Raisin Vorreiter im B2C-Bereich der Sparprodukte war, lag die Stärke von Deposit Solutions primär auf der B2B-Seite“, sagt Frank Freund. Die Fusion der beiden eigenständigen Unternehmen zu einem der größten Open-Banking-FinTechs in Europa sei also die Fusion zweier komplementärer Unternehmen gewesen. „Neben der Konsolidierung eines Wettbewerbers war für die Beschleunigung unseres Wachstums aber vor allem die Zinswende von Bedeutung, durch die wir gegenüber dem Gehalts- und Girokonto, auf dem Verbraucherinnen und Verbraucher den größten Teil ihres Geldes unverzinst liegen lassen, ein langfristiges, nachhaltiges und konkurrenzfähiges Angebot anbieten können.“ Das Angebot beschränkt sich schon lange nicht mehr auf die Vermittlung von Tages- oder Festgeldern, sondern ist ausgeweitet worden auf ETF-basierte Investment- und Vorsorgeprodukte. Auch Finanzinstitute nutzen inzwischen die Raisin-Plattform für eigene Marktplätze, wie beispielsweise die Deutsche Bank mit ihrem Deutsche Bank Zinsmarkt. „Wir sind durch die breite Aufstellung des Unternehmens und die stetige Erweiterung der Wertschöpfung sehr resilient gegen Krisen“, sagt Geschäftsführer Freund. „Aktuell profitieren wir in der Produktkategorie, die den Kern unseres Geschäfts ausmacht, von der Zinswende.“ Sparprodukte wie Tages- und Festgelder hätten seit dem Ansteigen der Zinsen durch die Leitzinserhöhungen stark an Attraktivität in allenMärkten gewonnen. „Auch imB2B-Geschäft, also auf der Seite der Banken, die ihre Produkte auf unserer Plattform anbieten oder Kundengelder über diese einsammelnmöchten, sehen wir eine konstant steigende Nachfrage.“ Dass sein Unternehmen so gut durch die Krisen kommt, führt Raisin-CFO Frank Freund nicht nur auf das Wachstum und die Diversifikation über verschiedene Produkte, Dienstleistungen und Märkte zurück, sondern auch auf seine Beschäftigten: „Unser engagiertes Team schafft es, sich schnell jeder Marktsituation anzupassen und stetig das Produkt und die Marke zu optimieren – das alles festigt unsere Stellung im Markt und beschert unserem Geschäftsmodell eine starke Resilienz.“ ■ Das FinTech Raisin ist auch in schwierigen Zeiten gewachsen – durch Kapitalgeber, Fusionen und Übernahmen. Diversifikation und Schnelligkeit sind gefragt Agil am Markt FOKUS | Resilienz | 24 Berliner Wirtschaft 03 | 2023

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