Berliner Wirtschaft März 2022

FOTOS: SEBASTIAN RUNGE, AMELIE GRAF, TIMOTHEUS THEISEN liner Unternehmen. Sie wurden im letzten Jahr für ihren Ideen- reichtum als Kultur- und Kreativpiloten des Bundes ausgezeichnet. Michelle Reed und Philip Bondulich von der SendMe- Pack GmbH retten Versand- kartons und treiben den Wan- del in eine grünere Zukunft in der Logistik- und Verpackungsbranche voran. Allein in Deutschland werden pro Jahr 3,7 Mrd. Pakete versendet – und 99 Prozent davon anschließend weggeworfen. SendMe- Pack entwickelt die erste Kreislaufwirtschaft für bereits existierende Versandkartons. Das Start-up arbeitet mit großen Logistik- partnern zusammen, um intakte Versandver- packungen zu recyceln, die sie anschließend als SendMePack und als eine kostengünstige und grüne Versandalternative für Unternehmen anbieten. Das Angebot richtet sich an Online- shops, Marken und Logistiker, die sinnvoll und sparsam verschicken möchten, ohne gleich ihre gesamte Logistik umstellen zu müssen. Aktuell hat das Start-up Anfragen für 1,2 Mio. Kartons und sucht neben Personal noch Investoren. Eine weitere spannende Lösung kommt aus dem Food-Bereich. Die gute Nachricht auch hier: Wir müssen nicht verzichten, sondern wir bekommen – in diesem Fall – sogar noch mehr zu essen! So kann man bei Amelie Graf auch die Lebensmittelverpackung verzehren. ImRahmen ihrer Produktdesign-Masterarbeit an der Uni- versität der Künste Berlin entwickelte sie eine Verpackung aus Cellulose und Stärke. Diese ist Bestandteil der Mahlzeit, denn Cellulose ist ein reiner Ballaststoff und liefert sogar noch Ener- gie. Wer die Verpackung nicht essen mag, kann sie einfach im Bioabfall oder Kompost entsor- gen. Das Material verwittert schnell und lässt sich sogar recyceln. In Zukunft will Graf die Meal Bag zur Super- markt-Superinnovation bringen und die Ver- packungsindustrie revolutionieren. Ihre Vision ist eine funktionierende, transparente und dezentrale Kreislaufwirtschaft im Sinne der Bio-Ökonomie. Das dritte Beispiel für visionäres Unterneh- mertum ist Nulight, gegründet von Mareen Paap und Sebastian Mähler. Das junge Start-up ent- wickelt und fertigt nachhaltige, plexiglasbasierte Lichtsysteme – und das auf sehr stilvolle Weise. Bei herkömmlichen Leuchtre- klamen wird das Licht durch giftige Edelgase und Queck- silber erzeugt, ein Recycling der Röhren ist nicht möglich. Die Leuchten von Nulight kommen ohne Chemie aus und sind energiesparend. Die tritt- und bruchfesten Systeme sind zudem aus recycelbaren Materialien. Dabei verpflichtet sich das Start-up demHuman Centric Ligh- ting (HCL). Das Resultat sind echte Lichtfarben, und es können verschiedendste Lichttöne ein- gestellt werden, sodass naturinspirierte Verhält- nisse entstehen. Das Unternehmen hat bereits für das Fusion Festival und den Berliner Holzmarkt Beleuchtung entwickelt. An innovativen Ideen aus der Hauptstadt fehlt es also nicht, und auf unsere lieb gewonnenen Dinge müssen wir glücklicherweise auch nicht verzichten, sondern können diese mit kreativen Lösungen schon heute nachhaltiger machen.  ■ Katrin Dröse, IHK-Branchenmanagerin Kultur- und Kreativ- wirtschaft Tel.: 030 / 315 10-210 katrin.droese@berlin. ihk.de Links: Das Nulight- Gründerteam Mareen Paap und Sebastian Mähler setzt auf nachhaltige Leuchten Oben: Die von Amelie Graf entwickelten Lebensmittel- verpackungen sind essbar Unten: Michelle Reed und Philip Bondulich, Gründer von SendMe- Pack, recyceln intakte Versandkartons BRANCHEN | Nachhaltigkeit

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