Berliner Wirtschaft März 2022

Tijen Onaran CEO Neben der Gründung der Global Digital Women GmbH hat Tijen Onaran sich auch als Investorin und Bestseller-Autorin einen Namen gemacht. Zudem ist sie Initiatorin des Digital Female Leader Awards und des FemBizSwiss Awards, die Innovationsführe- rinnen der Digitalbran- che sichtbar machen. V or fünf Jahren hat Tijen Onaran die GDW Global Digital Women GmbH gegründet. Ihre Mission: Sie will die Welt diverser machen und die Gleichstellung der Geschlechter beschleunigen. Mit der Gründungsidee hat sie einen Nerv der Zeit getroffen. Viele Unternehmen suchen ihren Rat, um zum Beispiel mehr Frauen in Füh- rungspositionen zu bringen oder die Generationen- vielfalt zu erhöhen. Berliner Wirtschaft: Mit welchem Ziel lassen sich Unternehmen von Ihnen beraten? Tijen Onaran: Oft stoßen Investoren oder Aufsichts- räte den Prozess an, indem sie von den Vorständen fordern, das Unternehmen diverser zu machen. Danach kommt das Management auf uns zu, weil es manchmal gar nicht genau weiß, wie es vorgehen soll. Mitunter gibt es auch schon klare Zielvorstellun- gen. Zum Beispiel sollen mehr Frauen in Führungs- positionen eingesetzt oder generell mehr Menschen mit unterschiedlicher Herkunft eingestellt werden. Doch dann stellen Unternehmen fest, dass sie die Zielgruppen gar nicht erreichen. Wie helfen Sie ihnen dabei? Wir schauen uns an, wie bislang der Recruiting-Pro- zess verläuft, undmachen Verbesserungsvorschläge. Oft müssen die Stellen in den Ausschreibungen anders beschrieben werden. Mitunter werden die Stellen nicht dort ausgeschrieben, wo die Zielgrup- pen zu erreichen sind. Wir begleiten dann auch die Maßnahmen, die beschlossen werden. Aber es gibt auch grundlegendere Probleme, die nicht so einfach zu lösen sind. Welche zum Beispiel? Manchmal fängt es schon bei der Einstellung der Unternehmensspitze an. Ich stelle immer wieder fest, dass sich nur etwas verändert, wenn die Vorstände oder Geschäftsführer wirklich von der Notwendig- keit der Vielfalt im Unternehmen überzeugt sind. Denn es ist längst erwiesen: Diversity macht Unter- nehmen erfolgreicher. Sie werden auch innovativer und digitaler. Das ist mehrfach in Studien belegt wor- den. Aber Studien nützen nichts, wenn das Manage- ment diesen Punkt nicht fühlt, sich nicht commit- tet und keine Begeisterung für die Idee entwickelt. Aberwenn Investorenmehr Vielfalt fordern, müssen Vorstände sich der Aufgabe stellen, oder? Ja, durch den Druck von außen verfallen viele Unter- nehmen in einen blinden Aktionismus und beschlie- ßen Maßnahmen, die nicht sehr zielgerichtet sind. Sie gründen zum Beispiel interne Frauennetz- » „Firmen brauchen Ziele für mehr Vielfalt“ Tijen Onaran berät Unternehmen, die mehr Diversität in der Belegschaft wollen. Oft merkt sie dabei, dass Führungsgremien das Thema nicht richtig verstehen von Michael Gneuss Tijen Onaran berät Firmen in puncto Vielfalt: Viele Anfragen kommen von Hidden Cham- pions und aus dem traditionellen Mittelstand Es ist längst erwiesen: Diversity macht Firmen erfolgreicher, innovativer und digitaler. Tijen Onaran FOTO: AMIN AKHTAR SCHWERPUNKT | Interview 28 IHK BERLIN  |  BERLINER WIRTSCHAFT 03 | 2022

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