Berliner Wirtschaft März 2021

41 IHK BERLIN  |  BERLINER WIRTSCHAFT 03 | 2021 FACHKRÄFTE | Arbeitsmarkt der relativ gesehen stärkste Beschäftigungsauf- bau (+1,6 Prozent) im Bundesvergleich erwartet. Damit wäre das Wachstum für 2021 im Durch- schnitt deutlich geringer als in den Jahren zuvor. So wird davon ausgegangen, dass in den Betrie- ben zunächst Kurzarbeit abgebaut werde und die Zahl der Neueinstellungen gering bleiben dürfte. Bei der Arbeitslosigkeit, die im Zeitraum von 2016 bis 2019 durchschnittlich um 5,9 Prozent gesunken ist, wird für das Jahr 2021 nur ein Rück- gang um 1,2 Prozent prognostiziert. Ein Grund hierfür ist, dass sich in Berlin im Zeitraum von März bis August 2020 vor allem die Arbeitslosig- keit nach dem Sozialgesetzbuch (SGB) II deutlich erhöht hat. Diese Personen – zu denen auch der Kern verfestigter Arbeitslosigkeit gehört – haben im Gegensatz zu SGB-III-Arbeitslosen, die erst kürzlich ihren Job verloren haben, weniger gute Chancen, schnell eine neue Beschäftigung zu finden. Hinzu kommt, dass während der Krise viele arbeitsmarktpolitische Maßnahmen nicht zur Verfügung standen. Sollte der Regelbetrieb imLaufe des Jahres wieder anlaufen, ist mit einer Reduzierung der Arbeitslosenzahlen in beiden Rechtskreisen zu rechnen. Digitalisierung notwendiger denn je Ein weiterer Corona-Effekt ist die Beschleuni- gung der Digitalisierung: Somelden laut aktueller IHK-Umfrage mehr als 40 Prozent der Betriebe eine gestiegene Notwendigkeit zur Digitalisierung in ihrem Betrieb. Wenn Unternehmen hier auf das Gaspedal drücken, verändern sich auch die Anforderungen an Beschäftigte. Arbeitsinhalte werden vielfältiger und komplexer, die Relevanz des kontinuierlichen Lernens wächst. Das erhöht die Notwendigkeit einer konsistenten Weiterbil- dungsstrategie für Berlin. Zudem ist davon aus- zugehen, dass rund zwei Drittel der arbeitslos gewordenen Personen eine Anschlussbeschäf- tigung in einem anderen Beruf anstreben wer- den. Daher müssen Umschulungen und Querein- stiege stärker als in den Jahren zuvor in den Fokus rücken. Für die boomenden Innovationsbranchen wie den IT-Sektor oder den E-Commerce spielt dennoch die Einwanderung qualifizierter Fach- kräfte aus demAusland weiter eine zentrale Rolle. Berlin hat in der Vergangenheit bereits gezeigt, dass es zur Erneuerung imstande ist. Damit auch diesmal eine Aufbruchsstimmung erfolgen kann, muss die Politik nun die Weichen für den Weg aus der Krise stellen. Hierfür ist eine landessei- tige Gesamtstrategie notwendig.  ■ Deutschland Berlin Gastgewerbe sonst. wirtschaftl. Dienstleistungen Landverkehr und Transport Arbeitnehmerüberlassung (Zeitarbeit) Großhandel Verw., Unternehmensführung/-beratung Gebäudebetreuung Einzelhandel (ohne Kfz) ö entliche Verwaltung alle Branchen Gesundheitswesen Rechts-, Steuer-, Wirtschaftsprüfung Baugewerbe Architektur-, Ingenieurbüros, Labore Erziehung u. Unterricht Lagerei, Post- und Kurierdienste Kommunikationsdienstleistungen* * Telekommunikation, Internet 6,5 3,8 1,7 2,1 2,4 1,6 1,8 2,1 1,0 1,5 0,5 2,6 2,3 0,6 -6,3 1,4 2,0 -0,3 4,0 3,7 3,7 2,0 2,0 1,8 1,6 1,5 1,0 1,0 1,0 0,8 0,2 -0,5 -1,5 -3,0 Prognostizierte Beschäftigungsentwicklung für 2021 Kriesengewinner sind die Kommunikationsdienstleistungen, voraussichtlich wird die Anzahl der Beschäftigten in dieser Branche weiter zulegen, Angaben in Prozent Grafiken: BW Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Regionaldirektion Berlin-Brandenburg Information und Kommunikation Ö entl. Verwaltung, Verteidigung, Sozialvers., Ext.Orga. Erbringen von Finanz- u. Versicherungsdienstleistungen Erziehung und Unterricht Gesundheitswesen Bergbau, Energie- u. Wasserversorg., Entsorgungswirtschaft Baugewerbe Immobilien, freiberufl., wissenschaftl. u. techn. Dienstleistungen Insgesamt Handel, Instandhaltung, Reparatur von Kfz Verkehr und Lagerei Verarbeitendes Gewerbe sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen Arbeitnehmerüberlassung Gastgewerbe -14,6 -10,3 -4,1 -3,0 -0,4 0,3 0,3 1,3 1,4 2,3 3,1 4,4 4,4 5,0 5,3 Berliner Beschäftigungsentwicklung im Corona-Jahr Von November 2019 bis November 2020 nahm die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten besonders stark im Gastgewerbe ab, Angaben in Prozent Julian Algner, IHK-Geschäftsfeld Wirtschaft & Politik Tel.: 030 / 315 10-373, julian.algner@berlin.ihk.de Handlungsempfehlungen der IHK Berlin unter: ihk-berlin.de/arbeitsmarktausblick2021

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