Berliner Wirtschaft März 2021
haben die Personalberatung Kien- baum und die Online-Jobplattform Stepstone bei einer Befragung von rund 13.500 Fach- und Führungs- kräften zur „Kunst des Führens in der Digitalen Revolution“ vor der Pandemie ermittelt. Ihr Fazit: Was die Belegschaft wünscht und was Chefs glauben, zu bieten, das weicht stark voneinander ab. „Führungskräfte schätzen sich bei allen Fragen zu ihrem Verhalten deutlich günstiger ein, als es Fach- kräfte wahrnehmen“, so die Stu- die. Mit 54 Prozent gab die Mehrheit der Fachkräfte an, dass sie direktiv geführt werde. Und genau das wol- len sie nicht. Sie wünschen sich viel- mehr einen Chef, der charismatisch ist, als Vorbild fungiert, eine Vision vermittelt und motiviert. 94 Prozent votierten für diesen transformationa- len Stil, der Selbstbestimmung fördert und Vertrauen in die Leistungsstärke beinhaltet. Glaubwürdigkeit zählt Experten raten deshalb, dass Vorge- setzte regelmäßig bei ihren Mitarbei- tern ein Feedback einholen sollten, um zu erfahren, wie ihr Stil wahr- genommen wird. In ihrem jüngst erschienenen Buch „True Leader- ship: Führung in Extremsituationen“ kommen die Autoren Ingo Hamm und Wolf-Bertram von Bismarck zu dem Schluss, dass eine Krise nur mit einem echten, einem glaubwürdigen Führungs- stil gemeistert werden könne. Trotz Personalabbaus bei vielen von Corona stark betroffenen Branchen bleibt die Nach- frage nach Führungskräften hoch. Jürgen Below, Geschäftsführer der Berliner Below Tippmann & Compagnie Personalberatung GmbH: „Die Unter- nehmen suchen aktuell vor allemGeneral Mana- ger, die neue Geschäftsmodelle aufsetzen kön- nen oder Transformation beherrschen.“ Gefragt seien auch Personalchefs, die mit Blick auf die vielen neuen Arbeitsschutzvorschriften für rei- bungslose betriebliche Abläufe in den Betrieben sorgen könnten. Betriebliches Gesundheitsma- nagement wird aus Belows Sicht auch nach der Krise ein Top-Thema für Führungskräfte bleiben. tag an“, nennt der Chef ein Beispiel und empfin- det diese Flexibilität auch als entscheidend, um als attraktiver Arbeitgeber zu punkten. Hinzu komme die Wertschätzung der Beschäftigten, die sich auch in Zusatzleistungen zeige wie einer eigenen Kantine, einem Parkplatz oder umsatz- abhängigen Boni. Seinen Führungsstil beschreibt Ahlberg als „konsequent und freiheitsliebend“, wobei er als Kaufmann niemals den Ertrag aus den Augen ver- liere. Offizielle Feedbacks zumStil der Führungs- kräfte holt das Unternehmen zwar nicht ein. Aber die geringe Fluktuation wertet der Chef als einen Beweis dafür, dass die Richtung stimmt. Wie Eigenwahrnehmung und Fremdwahr- nehmung der Chefs auseinanderdriften, das FOTO: AMIN AKHTAR 22 IHK BERLIN | BERLINER WIRTSCHAFT 03 | 2021 Mario Ahlberg Geschäftsführer Ahlberg Metalltechnik GmbH Der Mittelständler aus Adlershof, dessen Chef Mitglied im IHK-Branchenaus- schuss Industrie ist, belieferte vor Corona zu 60 Prozent die Autoindustrie. Mit der Pandemie verlagerte sich das Geschäft, etwa zur Medizin technik.
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