Berliner Wirtschaft 3/2020
Dabei könnte der IPG-Chef gut Gas geben. „Wir bekommen pro Woche mindestens eine Anfrage und könnten 50weitere Hektar Fläche entwickeln und vermarkten.“ Global denkende Investoren würden bereits nach Sachsen, Sachsen-Anhalt und Richtung Polen ausweichen, weil sie nicht auf freie Flächen warten wollten. Der Kölner Projekt- entwickler Alcaro Invest GmbH etwa, der auch in Großbeeren investiert hat, kaufte 2019 ein gut 34 Hektar großes Grundstück imGüterverkehrszen- trum Frankfurt/Oder, um dort einen Logistik- park zu entwickeln. „Wegen der Flächenknapp- heit geht der Trend künftig zu einer Verdich- tung, sprich, Gebäude werden aufgestockt oder noch einmal neu und höher gebaut“, weiß Hage. Für IHK-Bereichsleiter Brückmann wird gerade bei der Logistik klar, wie eng Berlin und Brandenburg wirtschaftlich und funktional miteinander verwoben sind. „Umso wichtiger ist, dass beide Bundesländer gemeinsam planen und entscheiden, etwa bei der Aus- weisung von Gewerbeflächen oder bei Sanierung und Ausbau von Straßen und Schienen. Schon die Festlegung unterschiedlicher Feiertage sorgt für Probleme bei den Logistikern.“ Neben Flächen- und Arbeitskräf- temangel in der mit einem schlech- ten Image kämpfenden Branche sieht IPG-Chef Hage als dritte Herausforde- rung und gleichzeitig als Chance die Digitalisierung. Wenn etwa die Droge- riemarktkette dm voraussichtlich im April 2020 ihr neues Logistikzentrum in Wustermark eröffne, könne man gut sehen, wie Roboter immer stär- ker die Bewegung der Waren über- nehmen würden. Damit die Produkte beimKunden ankommen, sind auch die Speditionen gefordert. Eine große Herausforde- rung in Berlin sei die Unpaarigkeit der Güterströme, sagt Carsten Rutkowski, für Berlin und Brandenburg zustän- diger Geschäftsleiter bei DB Schenker. Sprich: Es kommt deutlichmehrWare in die Stadt als herausgeht. Grund sei die vergleichsweise schwache Indus- trie und die Folge, dass Transporte in die Hauptstadt teuer seien und viel Verkehr verursachten, so der Mana- ger. Einweiterer Haken: „Wirtschafts- verkehr bleibt in den Planungen zu oft außen vor. ÖPNV, Radzonen und Grünanlagen bekommen zulasten von Ladezonen immer mehr Raum. Das macht den Lieferverkehr unproduktiver und führt dann zu mehr Verkehr und nicht wie gewollt zu weniger“, kritisiert er. Ausgezahlt hat sich für die Bahntochter, dass sie neben ihrem Standort imGüterverkehrszent- rumGroßbeeren den City-Hub in Charlottenburg behalten hat. Nachts wird dieser über freie Straßen beliefert, und tagsüber sind die Fahrer schnell bei den Kunden aus Handel und Industrie. „Je kür- zer die letzte Meile, desto weniger Lkws müssen wir fahren lassen“, so Rutkowski. Nur die kurzen Strecken ermöglichen zudemden sinnvollen Ein- satz von emissionsarmen Fahrzeugen wie Elek- Carsten Rutkowski Geschäftsleiter DB Schenker Bei der Bahntoch- ter verantwortet Rutkowski in Berlin und Brandenburg den Landverkehr und die Kontrakt- logistik. Insgesamt beschäftigt der Logistikdienstleister in der Region 350 Mitarbeiter, weltweit sind es fast 80.000. FOTOS: CHRISTIAN KIELMANN, IPG/GEORGIOS ANASTASIADES 22 IHK BERLIN | BERLINER WIRTSCHAFT 03 | 2020
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