Berliner Wirtschaft Februar 2022

Partnerin und Niederlassungsleiterin Berlin bei Art-Invest Real Estate. „Wir gehen davon aus, dass zunächst eine absolute Transparenz bei den Ver- brauchsdaten von Gebäuden sowohl bei Errichtung als auch im Betrieb erforderlich wird, bevor eine drasti- sche Reduzierung der CO2-Emissio- nen durch alle Marktteilnehmer und in allen Immobiliensegmenten erfol- gen kann“, fügt sie hinzu. „Aber auch die Schaffung von lebendigen Quar- tieren trägt zur Nachhaltigkeit bei, denn ein urbanes Quartier mit einer ausgewogenen Mischung aus Woh- nen, Arbeiten und Gewerbe bietet vielfältige Angebote und langfristige Aufenthaltsqualität für Mieter, Nutzer und Besucher.“ Beide Projekte, das Karstadt-Ge- bäude am Hermannplatz und der Komplex am Halleschen Ufer, ver- deutlichen, welche Kriterien beim Bau von neuen Quartieren in dieser Dekade zunehmend in den Fokus rücken. Weniger deutlich ist hin- gegen, wie der steigende Bedarf an Wohnungen und Gewerbeflächen in der wachsenden Stadt Berlin insge- samt gedeckt werden kann. Die Lage bleibt angespannt. Zwar plant die neue Koalition unter der Regierenden Bürgermeisterin Franziska Giffey, bis 2030 insgesamt 200.000 neue Woh- nungen zu errichten. Allerdings mel- den Experten Zweifel an, ob dieses Ziel erreicht werden kann. „Insgesamt kann diese Aufgabe nur gelingen, wenn Politik und Wirt- schaft gemeinsam denWohnungsneubau gestal- ten und dabei den gesamten Instrumentenkas- ten, angefangen bei der Novellierung der Bau- ordnung über die Nachverdichtung im Bestand etwa durch Supermarktüberbauungen bis zu der Umsetzung neuer Wohnraumkonzepte, nutzen“, betont Christof Deitmar. „Gleichzeitig muss das Angebot an Gewerbeflächen und Infrastruktur mitwachsen, denn auch gewerbliche Nutzungen finden in Zentrumsnähe kaum noch bezahlbare Flächen“, fügt der Experte von der IHK Berlin hinzu. „Für diese dringliche Aufgabe sollte eine moderne Metropole bei Fragen rund um die The- men Wohnungsbau und Gewerbe alle Beschleu- nigungspotenziale nutzen.“ „M50 – Der Design-Tower“ ökologisch revitali- siert wird. Auch für die angrenzenden Neubau- ten gelten hohe Nachhaltigkeitsanforderungen: „M40 – Das Holz-Carré“ wird bei der Fertigstel- lung Deutschlands flächengrößtes Holzhybrid- gebäude sein, und „M60 – Das Zero-CO2-Haus“ ermöglicht dank der Photovoltaikanlagen im Quartier einen bilanziell klimaneutralen Betrieb. Die Fertigstellung des Gesamtprojekts ist für das Jahr 2024 geplant. Quartiere mit der richtigen Mischung „Das Thema Nachhaltigkeit ist und bleibt ein gro- ßer Faktor bei der Realisierung von Neubauten und auch im Bestandsmanagement, denn die Immobilienwirtschaft zählt zu den Branchenmit den höchsten CO2-Emissionen“, sagt Lena Brühne, Thibault Chavanat Projektleiter Signa-Gruppe Der österreichische Immobilienkonzern will das Karstadt- Haus am Hermann- platz auf der Grenze von Kreuzberg und Neukölln wieder im alten Glanz erstrahlen lassen. Umbau und Sanierung sollen dabei möglichst nachhaltig vonstattengehen. FOTO: FELIX SEHR 20 IHK BERLIN  |  BERLINER WIRTSCHAFT 02 | 2022

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