Berliner Wirtschaft Februar 2021

Jeder fünfte Betrieb ist mit der Arbeit des Berliner Senats unzufrieden, so das Ergebnis einer IHK-Umfrage vom Ende vergangenen Jahres von Christian Nestler Leichter Vorsprung für den Bund Z wischen Weihnachten und Neujahr befragte die IHK Berlin ihre Mitglieder, wie zufrieden sie mit der wirtschaftspoli- tischen Arbeit des Senats und der Bundes- regierung in der Corona-Krise sind. Das Ergeb- nis darf als ausgeglichen gelten: Etwa 68 Prozent der Unternehmen bewerten das wirtschaftspo- litische Wirken des Berliner Senats in der Krise als zufriedenstellend – neun Prozent sind sogar sehr zufrieden. Zu einem Panegyrikus auf den Senat freilich hebt die Wirtschaft dann doch nicht an, denn jedes fünfte Unternehmen ist mit der Krisenar- beit des Senats unzufrieden. Besonders perso- nen- und unternehmensbezogene Dienstleister äußern ihren Unmut, während sich das Gastge- werbe bei kritischen Einschätzungen zurückhält. Dessen Betriebe litten zwar besonders unter den Schließungen, standen aber – anders als manche Dienstleistungsbranchen – auch bei Hilfen und Unterstützungsmaßnahmen im Fokus. Etwas besser schneidet aus Sicht der Unter- nehmen die Bundesregierung ab. Mit deren Han- deln zeigen sich 17 Prozent der Befragten sehr zufrieden, während ein Fünftel der Unternehmen meint, dass der Bund entweder zu viel oder zu wenig getan hat – sie sind jedenfalls unzufrieden. Die übrigen 62 Prozent ordnen sich denmehr oder weniger Zufriedengestellten zu. Dass der Bund etwas besser bewertet wird, dürfte daran liegen, dass er weniger mit konkreten Einschränkungen und dem stockenden Procedere der Hilfsauszah- lungen assoziiert wird, sondern mit dem umfas- senden, milliardenschweren Hilfsregime an sich. Möglich, dass diese Bewertung angesichts stockender Hilfsauszahlungen zu Jahresbeginn schlechter ausgefallen wäre – denn dass dies rasch geschehe, ist für 63 Prozent der Unterneh- men ein prioritäres Anliegen. Auf Platz zwei der wichtigen Forderungen kommt bei 58 Prozent flächendeckendes Impfen, und 38 Prozent wün- schen, dass die Politik einen transparenten Stu- fenplan zur Lockerung der Einschränkungen zur Anwendung bringt. Vor allemdie Unternehmen des Gastgewerbes und Kreativwirtschaftsbetriebe drängen dahin gehend, auf dass sie endlich wieder mit einer gewissen Sicherheit planen können. Weniger Resonanz erfährt der Vorschlag eines KMU-Be- teiligungsfonds der öffentlichen Hand – die eige- nen Beteiligungsstrukturen mit denen des Staa- tes enger zu verweben, scheint den Unternehmen nicht nötig oder nicht wünschenswert. ■ Christian Nestler, IHK-Experte für Konjunktur Tel.: 030 / 315 10-286 christian.nestler@berlin. ihk.de schlecht Berliner Senat Bundesregierung zufriedenstellend gut 20,4 62,4 17,2 22,7 68,6 8,7 Bewertung der Corona-Politik in Land und Bund Wie Berliner Unternehmer Ende des Jahres die Regierungsarbeit beurteilten, in Prozent der Unternehmer beurteilten die Arbeit des Berliner Senats als zufriedenstellend. der Befragten betrachten die rasche Auszahlung der Über- brückungshilfen als wichtigste Maßnahme. Grafik: BW Quelle: IHK Berlin Rasche Auszahlung der Überbrückungshilfen 63,3 Zügig umgesetzte flächendeckende Impfung 57,7 Transparenter Stufenplan zur Lockerung 37,9 Gewerbemietzuschuss für Unternehmen ohne Anspruch auf Überbrückungshilfen 33,4 Konsequentere Umsetzung der Infektionsschutzmaßnahmen 33,2 Zuschussprogramm für Investitionen zur Einhaltung verschärfter Hygienemaßnahmen 12,6 Beteiligungsfonds für KMU zur Stärkung der Eigenkapitalquote 8,9 So soll die Politik die Pandemie und ihre Folgen bekämpfen Schnelle Hilfen und Impfung sind wichtigste Unternehmeranliegen, in Prozent 68,6% 63,3% 15 IHK BERLIN  |  BERLINER WIRTSCHAFT 02 | 2021 AGENDA | Neujahrsumfrage

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