Berliner Wirtschaft Januar/Februar 2023

Wenn Fachkräfte nicht zu uns kommen, gehen wir zu ihnen: Mobilfunkanlagenbauer Mobil-Line expandierte dafür in den Libanon. Mit Hürden, aber auch mit Erfolg Neues Büro in Beirut Mobil-Line-Chef Matthias Teßmer beschreitet neue Wege, um den Fachkräftemangel zu kompensieren Matthias Teßmer Geschäftsführer Schon am ersten Tag haben wir 80 Bewerbungen bekommen. W enn die Fachkräfte nicht zu ihm kom- men, dann geht er eben zu den Fach- kräften, dachte sich Matthias Teßmer. Mit großem unternehmerischem Mut, Durchhaltevermögen und Optimismus setzte der Geschäftsführer der Berliner Mobil-Line GmbH einen kühnen Plan um. Künftig werden in Bei- rut, der Hauptstadt des Libanons, acht einheimi- sche Ingenieure Mobilfunkanlagen für deutsche Kunden planen. Auf die Idee hatte ihn ein libane- sischer Kollege gebracht, der seit vier Jahren für Mobil-Line als Planungs-Ingenieur arbeitet und beratend zur Seite stand. Unter- stützung kam von zwei Anwäl- ten. Über Interesse an den Jobs in Beirut konnte Teßmer nicht kla- gen. „Schon am ersten Tag haben wir 80 Bewerbungen bekom- men“, sagt der Chef, der am Standort Berlin-Hohenschön- hausen 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. Konkurrenz der Großen Von dieser Resonanz kann der Mittelständler in Deutschland nur träumen. „Der Mobilfunk- markt boomt. Es ist viel schwie- riger geworden, Hochschulab- solventen zu rekrutieren, weil wir auch mit großen Unterneh- men und ihren höheren Gehäl- tern konkurrieren“, sagt Teßmer, der unter anderem die Berliner U-Bahn und die Tesla Gigafactory zu seinen Pro- jekten zählt. Die Qualität der libanesischen Bewer- ber sei sehr gut, die Universitäten würden im internationalen Vergleich teils besser abschneiden als die deutschen. Sein neues Projekt lässt der Fir- menchef auch wissenschaftlich begleiten. Mobil- Line arbeitet eng mit der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin (HTW) zusammen, ein Werkstudent schreibt seine Diplomarbeit über die Gründung des Planungsbüros. Außerdem beglei- tet das Unternehmen einen Kurs an der HTW, der sichmit diversen Aspekten des Projekts befasst, sei es ökonomischen, finanziellen oder interkulturel- len. „So wollen wir die Lösung weiter ausfeilen.“ Geduld brauchte Teßmer allemal. „Die büro- kratischen Hürden rund umDokumente, Firmen- konto, Eigentümerstruktur sind auch imLibanon hoch. Bis zur finalen Realisierung ist ein Jahr ver- gangen.“ Zwei Werkstudenten, die das Projekt als Assistenten begleiten, waren bereits vor Ort. In Kürze will auch der Chef nach Beirut fliegen, um sich einen Eindruck zu verschaffen. Das neue Ingenieurbüro im Nahen Osten ist nur ein Baustein in Teßmers Fachkräftestrategie. Regelmäßige Präsenz in den sozialenMedienwie Instagram soll das Unternehmen noch bekann- ter machen. Eine Agentur sucht Montagekräfte. Und auch das Sponsoring der Jugendmann- schaft der Reinickendorfer Füchse soll Interesse an der Firma generieren. Last but not least sind vier Auszubildende ein unverzichtbarer Teil von Teßmers Team. ■ Gut vernetzt Den Kontakt zu Mobil-Line bei LinkedIn finden Sie mit dem QR-Code:

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