Berliner Wirtschaft Januar/Februar 2023

Chancen nutzen für Verbesserungen in der Bildung: Berliner Wirtschaft stellt Forderungen an Astrid-Sabine Busse als Präsidentin der Kultusministerkonferenz von Claudia Engfeld Standards und Lehrer gefragt A us Sicht der Berliner Wirtschaft sollte Berlins Bildungssenatorin Astrid-Sa- bine Busse (SPD) ihre neue Aufgabe als Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK) dazu nutzen, länderübergreifende Lösun- gen für den Lehrermangel zu finden, endlich ver- bindliche Mindeststandards an Schulen einzu- führen und eine verlässliche Gesamtstrategie für die schulische Berufsorientierung zu erarbeiten. „Wir gratulieren Senatorin Busse zur Über- nahme der diesjährigen Präsidentschaft der Kul- tusministerkonferenz und wünschen ihr für die anstehenden Aufgaben viel Erfolg“, sagt Stefan Spieker, Vizepräsident der IHK Berlin. „Nicht nur, aber gerade in Berlin sehen wir, wie sehr die Zeit drängt, mit massiven, gemeinsamen Anstrengun- gen Bildungsstandards endlich wieder anzuhe- ben. Wenn ein Drittel aller Viertklässler nicht ein- mal die Mindestanforderungen in Deutsch und Mathematik erfüllt, ist das dramatisch. Diese Kinder haben kaum eine Chance, die massiven Rückstände jemals wieder aufzuholen. Das kön- nen und dürfen wir uns nicht leisten.“ Eine der Kernforderungen der IHK ist die Ein- führung von verbindlichen Mindeststandards in den Kernfächern, ohne die keine Schülerin und kein Schüler die jeweilige Bildungsstufe verlässt. Hierzu liegen entsprechende Vorschläge der Stän- digenWissenschaftlichen Kommission (SWK) der KMK vor. Diese schließen die frühe Bildung aus- drücklich mit ein. Insbesondere für die sprach- liche Bildung ist ein Besuch der Kita wichtig, vor allem für Kinder, die zu Hause nicht regelmäßig mit der deutschen Sprache in Kontakt kommen. „Frau Busse und die KMK sollten genau hin- schauen, in welchen Bundesländern gute Modelle erfolgreich umgesetzt werden. Diese sollten zügig in die Anwendung kommen, damit möglichst viele Kinder schnell davon profitieren. Das gilt für die schulische Bildung genauso wie für die frühe Bildung“, erläutert Stefan Spieker. „In Ber- lin hängen wichtige und dringliche Projekte zur Sprachförderung wie BeoKiz viel zu lange in der Warteschleife. Hier muss dringend investiert und beschleunigt werden.“ Auch der dramatische Lehrkräftemangel muss im Fokus der Berliner KMK-Präsident- schaft stehen. In Berlin haben lediglich 45 Studen- ten das Studium und den schulischen Vorberei- tungsdienst für die Berufsschule abgeschlossen. Notwendig ist deshalb eine länderübergreifende Initiative zumAusbau der Studienplätze und zum Vorbereitungsdienst. Notwendig ist aus Sicht der Wirtschaft auch eine gemeinsame Gesamtstra- tegie zur Berufsorientierung an den Schulen, die sich an Best-Practice-Beispielen orientiert und einMindestangebot vonMaßnahmen zur berufli- chen Orientierung enthält. Eine weitere Baustelle ist die Digitalisierung der Schulen, die dringend richtige Impulse braucht. Wie Spieker betont, sei die IHK Berlin gern bereit, „an der Lösung der gro- ßen Herausforderungen für eine wirksame Bil- dung mitzuwirken, um eine bessere Zukunft für Berlins Fachkräftenachwuchs zu schaffen“. ■ Sandra Theede, IHK-Geschäftsfeld Wirtschaft & Politik Tel.: 030 / 315 10-829 sandra.theede@berlin. ihk.de IHK-Businessplan Weitere Vorschläge für wirksame Bildung: ihk.de/berlin/ wirksame-bildung Berlins Bildungssenatorin Astrid-Sabine Busse leitet turnusgemäß die Kultusministerkonferenz FOTO: PA/DPA/CHRISTOPHE GATEAU AGENDA | Bildung | 18 Berliner Wirtschaft 01-02 | 2023

RkJQdWJsaXNoZXIy MTcxNDM4Mw==