Berliner Wirtschaft Januar/Februar 2023

Schnell. Mutig. Machen. Berlin! Die Hauptstadt verliert sich zu oft im ideologischen Klein-Klein. Wir brauchen pragmatische Strukturen, die dringend nötige Veränderungen ermöglichen S o herausfordernd war es schon lange nicht mehr für die Berliner Wirtschaft. Viele Unternehmen stehen vor gewalti- gen Veränderungen. Inflation, Fachkräf- temangel, lähmende Genehmigungsverfahren und die Kosten für die Energiewende belas- ten alle Branchen in der Stadt gleichermaßen. Gerade für produzierende Unternehmen geht es um die Wurst. Die Wettbewerbsfähigkeit ihrer Produkte mit allen dazugehörigen Konsequen- zen steht auf dem Spiel. Das Bild der drohenden Deindustrialisierung macht die Runde. Große Krisen und die dadurch ausgelös- ten Transformationsprozesse haben einiges gemein. Zunächst bergen sie neben hohen Risi- ken enorme Chancen. Wer die Chancen nut- zen will, muss zügig und entschlossen handeln. Warten ist die schlechteste Option. Schnelligkeit ist König, weil Berlin mit anderen Metropolen der Welt im ständigenWettbewerb um die bes- ten Konzepte steht. Und gerade hier offenbart sich eine hausgemachte Kernschwäche Berlins. Wir verlieren uns zu oft im ideologischen Klein- Klein, statt endlich pragmatische Strukturen zu schaffen, die dringend nötige Veränderungen ermöglichen. Berlin ist reich an mutigen und motivierten Menschen, die Veränderungen vor- anbringen wollen. Die müssen dann aber auch machen dürfen, anstatt permanent mit überbor- dender Bürokratie und Dokumentationspflich- ten demoralisiert zu werden. Was gilt es nun zu tun? Berlin braucht ein deutlich verbessertes staatliches Schulsystem, eine geringere Schulabbrecherquote sowiemehr Tempo bei der Verbesserung des dualen Aus- bildungssystems. Die drei Spitzenuniversitäten müssen noch stärker mit Start-ups und Indus- trie vernetzt werden. Ferner gilt es die Förde- rung von Innovationen und universitären Aus- gründungen weiter in den Fokus zu rücken. Die schon lange versprochene behördliche Digita- lisierungsinitiative ist essenziell. Beim Ausbau der Infrastruktur für die Erneuerbaren bedarf es eines Masterplans unter Berücksichtigung von Grundlast und Kosten. Ein kurzer Blick in die Berliner Geschichte zeigt deutlich: Die Stadt ist ein Transforma- tions-Champion. Die IHK Berlin trägt diese transformatorische DNA tief in sich. Mit ihren rund 320.000 Mitglie- dern und den neu aufgesetzten Themenausschüssen beweist sie das einmal mehr eindrucks- voll. Die daraus erwachsene Verantwortung, die Stadt voranzubringen, ist gewal- tig. Persönlich freue ich mich, unter der Führung von Sebastian Stietzel und Jan Eder hier in Zukunft noch aktiver mitwirken zu können. Packen wir es alle gemeinsam an. Den Mutigen gehört die Welt. ■ Meinung In der Kolumne „Auf den Punkt“ positionieren sich im monatlichen Wechsel Mitglieder des Präsidiums zu wirtschaftspolitischen Fragestellungen aus ihrer persönlichen Sicht. präsidiumsmitglieder beziehen stellung Dr. Christian Matschke ist Vorstandsmitglied bei Berlin Chemie und seit Dezember im Präsidium der IHK Berlin. Zu seinem Amtsantritt teilt er in seiner Kolumne seinen Blick auf den Wirtschaftsstandort Auf den Punkt | 13 FOTO: PRIVAT

RkJQdWJsaXNoZXIy MTcxNDM4Mw==