Berliner Wirtschaft Januar 2022
FOTOS: BBWA Vielen Dank für die Blumen Florale Grüße, ausgeliefert von lokalen Händlern – diese geniale Geschäftsidee hatte Fleurop- Gründer Max Hübner 1908. Die Blütezeit hält bis heute an von Victor Marnetté (BBWA) Z u viele Aufträge! Die Lochkartenmaschi- nen, die die Fleurop GmbH 1955 für ihre Abrechnungen eingeführt hatte, waren der rasant steigenden Zahl an Aufträ- gen spätestens Anfang der 1960er-Jahre nicht mehr gewachsen. Es war deshalb Fleurop, das als erstes Unternehmen West-Berlins 1964 einen IBM-1440-Computer in Betrieb nahm, der 1,25 Mio. Mark kostete. Nun aber konnten neun Mio. Aufträge im Jahr verarbeitet werden. Zu viele oder gar zu wenige Aufträge – immerhin lieferte er sogar Blumen aus Italien an Zar Nikolaus II. – hatten den Berliner Floris- ten Max Hübner (1866–1946) im Jahre 1908 nicht dazu bewogen, eine „Blumenspendenvermitt- lungs-Vereinigung“ zu gründen. Hübner habe sich maßlos über die hängenden Köpfe seiner Rosen nach einem langen Transport geärgert. Deshalb keimte in ihm die Idee auf, Blumengrüße von den lokalen Floristen in der Nähe des Empfän- gers zusammenstellen und ausliefern zu lassen. Bereits seit 1904 war Hübner Vorsitzender des Verbandes der Deutschen Blumengeschäfts- inhaber, wodurch er ein loses Netzwerk an Bran- chenkontakten aufbauen konnte, das ihmnun bei der Umsetzung seiner wegweisenden Idee helfen sollte. Und sein Plan ging auf. Noch im selben Jahr traten 98 Geschäftsinhaber Hübners Vereinigung bei. 1921 gehörten ihr schon 1.374 deutsche und 133 ausländische Blumenvermittler an. Am 25. März 1927 erblühte die europäische Floristen-Vereini- gung „Fleurop-Interflora“, erster Präsident war Hübner. ImAugust 1931 wurde die deutsche Sek- tion zum Verein Deutsche Fleurop, der 1937 in eine GmbH und schließlich im Jahr 2003 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt wurde. Die Qualität der Blumengrüße war von hoher Bedeutung für Fleurop. So wurden beispiels- weise im ersten Quartal 1968 allein im Raum Hessen 400 Kontrollaufträge vergeben. Anfang der 1980er-Jahre hatte die Berliner Zentrale, die sich seit 1958 in der Lindenstraße 3–4 in Lichter- felde befand, ihren Etat für die Kontrollkäufe von 100.000 auf 250.000 Mark aufgestockt. Die Marktlücke, in die Max Hübner 1908 stieß, wirkt heute noch modern, nach dem Motto: glo- bal handeln, lokal denken. Fleurops eilender Merkur – das Markenzeichen – verschickt noch immer Blumengrüße in alle Welt. ■ Als „Blumenspendenvermittlungs-Vereinigung“ startete das Berliner Unterneh- men und verschickte bald in alle Welt Zugang zum Wirtschaftsarchiv Die Bestände des Berlin-Brandenburgischen Wirtschaftsarchivs (BBWA) können nach Vereinbarung eingesehen werden. Kontakt und Infos: bb-wa.de Der Blumenhändler Max Hübner gründete das Unter- nehmen, weil seine Rosen nach dem Transport die Köpfe hängen ließen BRANCHEN | Historie 40 IHK BERLIN | BERLINER WIRTSCHAFT 01 | 2022
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