Berliner Wirtschaft Januar/Februar 2025

dische Unternehmen, Großunternehmen sowie inklusive Ausbildung verliehen. Drei Firmen wurden für die inklusive Beschäftigung gewürdigt, und ein Unternehmen für die inklusive Ausbildung. Beispielhaft für andere Unternehmen Das Unternehmen Repro- und Werbezentrum Prenzlauer Berg GmbH gewann in der Kategorie „Inklusive Beschäftigung – Kleinunternehmen“. Die Firma bietet Dienstleistungen in den Bereichen reprografische Gestaltung, Vervielfältigung, Digitalisierung und Archivierung an. Die Türen waren von Beginn an auch für Langzeitarbeitslose und Menschen mit Behinderung geöffnet. Heute verdankt die Geschäftsführerin Karin Meyer den Erfolg ihrer Firma zehn Leistungsträgern – sechs von ihnen sind Menschen mit Behinderung. Die Puchmayr Dentaltechnik GmbH siegte in der Kategorie „Inklusive Beschäftigung – mittelständische Unternehmen“. Für das Dentallabor gehen wirtschaftliche und soziale Verantwortung Hand in Hand. Die Beschäftigungsquote von Menschen mit Behinderung liegt mit 13,3 Prozent weit über den gesetzlichen Vorgaben und ist beispielhaft für andere Unternehmen. Sieger in der Kategorie „Inklusive Beschäftigung – Großunternehmen“ ist die Deutsche Welle mit dem Standort Berlin. Das öffentliche Medienunternehmen, das sich weltweit für Informations- und Pressefreiheit einsetzt, fördert mit zahlreichen Inklusionsmaßnahmen die berufliche Teilhabe von Menschen mit Beeinträchtigung. Gewinner in der Kategorie „Inklusive Ausbildung“ ist die Lebenswelten Restaurations GmbH. Der Gastronomie-, Catering- und Eventdienstleister hat sich seit Anfang an der beruflichen Ausbildung von Menschen mit Behinderung verpflichtet und ist im Sinne des Schwerbehindertenrechts ein Inklusionsbetrieb. Von den derzeit acht Auszubildenden des Lebenswelten-Teams haben fünf eine Beeinträchtigung. In Berlin sind Unternehmen mit mindestens 20 Arbeitsplätzen gesetzlich dazu verpflichtet, mindestens fünf Prozent ihrer Stellen mit schwerbehinderten Menschen zu besetzen. Dennoch erfüllen viele Betriebe diese Vorgabe nicht vollständig. Laut der Bundesagentur für Arbeit kamen 2021 nur 31,6 Prozent der beschäftigungspflichtigen Arbeitgeber in Berlin ihrer gesetzlichen Pflicht vollständig nach. Weitere 34,3 Prozent erfüllten die Quote teilweise, während 34 Prozent ihrer Verpflichtung gar nicht nachkamen. ■ Karin Meyer Trotz der körperlichen Einschränkungen werden Aufträge professionell und termingerecht gefertigt. Deniz Yilmaz, IHK-Expertin Weiterbildung & Fachkräfte Tel.: 030 / 315 10-843 deniz.yilmaz@ berlin.ihk.de Berliner Wirtschaft: Wie kam es dazu, sechs von zehn Mitarbeitenden mit Behinderung zu beschäftigen? Karin Meyer: Schon in meinem früheren Berufsleben wurden mir Menschen mit Einschränkungen anvertraut. Seit jener Zeit kenne ich keine Berührungsängste. Nach dem Grundverständnis in unserem Betrieb ist es eine Selbstverständlichkeit, dass Behinderte und Nichtbehinderte gleichberechtigt zusammenarbeiten. Trotz der jeweiligen körperlichen Einschränkungen werden unsere Kundenaufträge professionell und termingerecht gefertigt. Wie können Unternehmen Menschen mit Behinderung ansprechen? Voraussetzung ist eine vorurteilsfreie Einstellung bezüglich der zu erwartenden Arbeitsleistung eines Menschen mit Behinderung und der Mut, entsprechende Anpassungen und Einrichtungen der Arbeitsplätze vorzunehmen. Zudem setzen wir auf eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem zuständigen Jobcenter sowie dem Landesamt für Gesundheit und Soziales. Auch ein begleitendes Coaching durch einen privaten Bildungsträger hat sich für einen unserer Mitarbeiter gut bewährt. Wie wirkt sich Ihr Vielfaltansatz das auf die Zufriedenheit Ihrer Mitarbeitenden aus? Zunächst ist es besonders auffällig, dass wir einen äußerst niedrigen Krankenstand von zwei Prozent haben. Die Beziehungen im Team haben familiäre Strukturen. Wir haben immer nette Gespräche mit viel Humor. Aber ebenso über Sorgen und Ängste tauschen sich unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus. In unserem Team findet man große Empathie und Wertschätzung. Alle sind trotz ihrer Einschränkungen immer sehr motiviert. Wer unser Team gemeinsam arbeiten, reden und lachen sieht, gewinnt nicht den Eindruck, dass die verschiedenen Behinderungen im Arbeitsalltag irgendeine Rolle spielen. ■ „Die Voraussetzung ist Vorurteilsfreiheit“ Karin Meyer, Geschäftsführerin der Repro- und Werbezentrum Prenzlauer Berg GmbH, über gelingende Inklusion FOTOS: LANDESAMT FÜR GESUNDHEIT UND SOZIALES, REPRO- UND WERBEZENTRUM PRENZLAUER BERG GMBH Inklusion | 45 Berliner Wirtschaft 01-02 | 2025

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