Berliner Wirtschaft Januar/Februar 2025

schätzung des Hystreet.com-Geschäftsführers ein enormes Potenzial, um höhere Umsätze zu erzielen. Eine wichtige Rolle für die Attraktivität der vielen Berliner Zentren nehmen außerdem die abwechslungsreichen Kunst- und Kulturangebote der Hauptstadt ein. Sie tragen maßgeblich zur Belebung und Aufwertung des öffentlichen Raums bei und schaffen zusätzliche Anziehungspunkte für den Besuch von Quartieren. Auch für den Handel selbst gibt es eine ganze Reihe von Möglichkeiten, Einkaufsstraßen lebendiger und attraktiver zu gestalten. Darauf weist Theresa Schleicher in ihrer „Zukunftsstudie Handel 2025“ hin. Besonderes Augenmerk legt die Handels-Zukunftsforscherin dabei auf aktuelle Trends und die Innovationskraft im chinesischen Einzelhandel. „In den großen Städten Chinas sind besonders die Einkaufsstraßen und die stationären Geschäfte sehr stark durch Erlebnisse und Design geprägt, nur wenige Läden gleichen einander“, sagt die Expertin. „Im Fokus steht oft die auffällige Inszenierung, besonders spielerisch ist man diesbezüglich etwa in der Außenarchitektur.“ So lassen zum Beispiel Luxusanbieter die Außenfassade wie eine Handtasche aussehen, wenn sie solche Produkte auch im Geschäft verkaufen. Dieser Aufwand wird betrieben, um Spaß am Flanieren und letztendlich auch den Konsum zu fördern. „In Berlin funktioniert das nicht immer, denn natürlich haben wir bauliche Vorgaben und auch denkmalgeschützte Gebäude, aber einige Impulse wie der spielerische Ansatz lassen sich sinnvoll übertragen“, ist sich die Handels-Zukunftsforscherin sicher. Darüber hinaus fordert Theresa Schleicher für die Hauptstadt insgesamt mehr Kreativität auf kleiner Fläche statt großer, sehr theoretisch konzipierter Konzepte, in denen bis heute die Berliner Bevölkerung selten spannende, alltagsrelevante Inspiration findet. Flankierend dazu könnten in Zukunft auch innovative Dienstleistungen die Anziehungskraft des stationären Einzelhandels fördern. Mit neuen Technologien lässt sich zum Beispiel exakter bestimmen, was Kunden in bestimmten Kiezen gerne nachfragen. Oder gekaufte Produkte könnten günstig und schnell direkt nach Hause geliefert werden. In Städten wie Schanghai gehören solche Angebote längst zum Alltag im Einzelhandel. Initiative als passgenaues Instrument Grundsätzlich ist mehr denn je das Zusammenspiel ganz unterschiedlicher Akteure gefragt, um neue Ideen und Konzepte in Quartieren und Geschäftsstraßen in die Tat umzusetzen und gleichzeitig den aktuellen Herausforderungen des Einzelhandels wie etwa der Schließung vieler kleiner inhabergeführter Geschäfte oder der wachsenden Dominanz des Onlinehandels die Stirn zu bieten. Zur Unterstützung dieses Zusammenspiels gibt es passgenaue Instrumente wie die Initiative „Mittendrin Berlin!“. „Die Initiative zeigt seit zwei Jahrzehnten, wie durch die Zusammenarbeit von Wirtschaft, Verwaltung und privaten Akteuren attraktive und lebendige Standorte gefördert werden können“, freut sich Robert Rückel. „Sie bietet eine Plattform, um innovative Ideen für Einkaufsstraßen zu entwickeln und sowohl öffentliche als auch private Investitionen in den öffentlichen Raum anzustoßen“, fügt der Vizepräsident der IHK Berlin hinzu. Dadurch entstehen neue Kooperationsstrukturen, die die Wettbewerbsfähigkeit der Standorte stärken und nachhaltige Lösungen für die aktuellen Herausforderungen bieten. „Auf diese Weise profitiert der stationäre Einzelhandel direkt von der gesteigerten Attraktivität und Lebendigkeit der prämierten Standorte, was zu einer höheren Kundenfrequenz und einem verbesserten Einkaufserlebnis führt“, weiß Robert Rückel. „Zudem werden durch die Initiative langfristig Netzwerke aufgebaut, die den Einzelhandel in seiner Funktion als zentraler Bestandteil vitaler Stadtzentren stärken.“ Am 30. Januar 2025 startet die neue Runde von „Mittendrin Berlin!“. „Diesmal geht es um Angebote für leer stehende Erdgeschossflächen und neue ,Dritte Orte‘, also Räume, die abseits von Wohn- und Arbeitsort zu Austausch und Begegnung einladen“, sagt Marco Mehlin. „Dabei bin ich Julian Aengenvoort Geschäftsführer Hystreet.com 2024 waren die Berliner Einkaufslagen durchschnitt- lich drei Prozent voller als im Vorjahr. ARTWORK S.20–22: ASCS/CLARA NABI UNTER VERWENDUNG VON GETTY IMAGES/FSTOP/DIGITAL VISION/IMAGE SOURCE/THE IMAGE BANK/MOMENT RF (4) FOTOS: HYSTREET.COM, IHK BERLIN/AMIN AKHTAR 40 % Besucherzuwachs verzeichnen Einkaufsstraßen durch verkaufsoffene Sonntage, Stadtevents oder den Black Friday FOKUS | Stadtentwicklung | 22 Berliner Wirtschaft 01-02 | 2025

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