Ideen für die nachhaltige Wirtschaftsmetropole von morgen

GESCHÄFTSFELD Hier steht eine Headline in zwei Zeilen Dies ist ein Beispiel für die Subline. Weit hinten, hinter den Wortbergen, fern der Länder Vokalien und Konsonantien. IHK BERLIN Id en für di achh lt g Wirtschaftsmetropole von morgen

3 BERLIN hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich, mit vielen Umbrüchen, Abbrüchen und Aufbrüchen. Es sind gerade dieses Bewusstsein und diese Verantwortung, die zum Willen, gestalten zu wollen führen und dabei einen friedlichen und gesunden Ort schaffen, der im Einklang mit der Welt steht. In den vergangenen Jahren wurden durch viele mutige und leidenschaftlich engagierte Menschen erhebliche Fortschritte bei der Entwicklung Berlins erzielt. Dabei haben sich Protagonisten aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Sport, Kunst und Kultur sowie aus weiteren Teilen der Gesellschaft hervorgetan. Gleichzeitig gab und gibt es einen erheblichen Umsetzungsstau, ein Misstrauen der Bevölkerung gegenüber der Politik und Wirtschaft sowie einen Verteidigungskampf von Gewohnheiten und Strukturen der Vergangenheit. Berlin hat alle Chancen zum Leuchtturm und Vorreiter einer künftigen Gesellschaft zu werden, in der die Menschheit gelernt und umgesetzt hat, nicht über die Ressourcen der Welt zu leben und gleichzeitig im Einklang mit sich selbst und allen zu stehen. Unternehmerisches Handeln steht dazu nicht im Widerspruch, im Gegenteil. Eine neue Gründerzeit der Nachhaltigkeit ist gefragt, in der jeder und jede mitwirken kann und in der es logische Konsequenz und notwendiges Mittel ist, Geld mit Lösungen zu verdienen, die uns zu diesem Ziel führen. Grundlage für diesen notwendigen Transformationsprozess Berlins hin zur Weltwirtschaftsmetropole der Nachhaltigkeit ist das sofortige Lösen der zentralen Aufgaben und Probleme der Stadt. Dazu haben drei verschiedene Expertenteams in den Bereichen „Funktionierende Stadt“, „Pragmatische Stadtentwicklung“ und „Wirksame Bildung“ konkrete Vorschläge erarbeitet. Die Expertenteams setzen sich aus verschiedenen Persönlichkeiten der Zivilgesellschaft zusammen. Mit diesen Ergebnissen möchten die Mitglieder, aber auch die IHK Berlin als Vertreterin der Berliner Wirtschaft, der Politik ein partnerschaftliches Angebot machen. Neben dem engagierten Lösen der Probleme gilt es gleichzeitig eine Vision für unsere Stadt zu formulieren. Wozu gilt es jetzt die bestehenden Herausforderungen anzunehmen? Welches Bild wollen wir zeichnen von unserer Stadt, in der wir gemeinsam leben und arbeiten wollen? Denn viel Zeit bleibt nicht. Unser Planet wird unser Verhalten mittelfristig nicht akzeptieren und andere Standorte arbeiten bereits konkret an Lösungen. Vorwort

4 5 Ideen für die nachhaltige Wirtschaftsmetropole von morgen heit. Durch langwierige Genehmigungsverfahren werden Innovationen deutlich teurer als notwendig – ein wesentlicher Wettbewerbsnachteil. Innovationen haben außerdem immer auch ein Haltbarkeitsdatum, das bei zu langen Prüfprozessen schnell erreicht wird. Daher sollten in Reallaboren wie auf den „100 Metern Zukunft“ in der Fasanenstraße sämtliche bürokratische Hürden fallen, wenn Lösungen und Produkte in den Transformationsprozess einzahlen. Anbieten würde sich eine Indexierung, bei der Anträge immer nach Erfüllung bestimmter Punkte automatisch Genehmigung finden. Der Nachhaltigkeitsindex besteht aus einigen wenigen Bewertungskriterien, deren Erfüllung bei der Antragsstellung nachgewiesen und bewertet werden muss. Je höher das Scoring, desto schneller und einfacher die Genehmigung. Ab einem Index von mehr als 80 Prozent können sämtliche Genehmigungserfordernisse entfallen. Durch die überschaubare Größe des Reallabors wären Risiken minimal, der Erkenntnisgewinn durch Umsetzung und Anwendung hingegen sehr groß. Die Bewertung könnte durch die Verwaltung oder aber auch im Auftrag durch die IHK erfolgen. DARF NACHHALTIGKEIT DAS GÜNSTIGSTE SEIN ODER MUSS ES DAS NICHT SOGAR? Neben der Umsetzungsgeschwindigkeit und Anwendung von Produktinnovationen und Lösungen, stellt sich die große Frage nach den Kosten und dem Preis von nachhaltigen Produkten. Dürfen sie überhaupt günstig sein oder müssen sie es am Ende nicht sogar?! Denn Kaufentscheidungen und Aufträge hängen häufig vom Preis ab. Gleichzeitig ist es eine ethische Frage, ob die nachhaltige Qualität und somit der anzunehmende höhere Aufwand sich nicht auch im Preis abbilden muss. Wenn Nachhaltigkeit keine Randerscheinung sein soll, sondern in der Breite der Gesellschaft und Wirtschaft gelebt und umgesetzt wird, benötigt es auch zügig eine Lösung zur Preisentstehung. Nachhaltigkeit wird vor allem durch erfolgreich umgesetzte innovative Geschäftsmodelle und Produkte mutiger Menschen erreicht werden, die schnell in der Mitte unseres Alltags Anwendung finden. Dabei sind das Vertrauen der Politik und entsprechende Freiheiten für unternehmerisches Handeln Grundvoraussetzung. Wir müssen groß denken und dabei zu Beginn klein und schnell handeln. Aus Fehlern schnell lernen zu dürfen, stellt dabei ein Paradigmenwechsel in Gesellschaft und vor allem auch in Politik und Verwaltung dar. Denn so werden möglichst viele an der Gestaltung unserer gemeinsamen Zukunft mitwirken und aus den schnell gewonnenen Erkenntnissen einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil generieren. Damit wir auch in Zukunft einer der weltweit attraktivsten Standorte bleiben: gemeinsam, gesund und glücklich. Die Klammer oder das Dach der drei Expertenteams bildet daher ein weiteres Team „Nachhaltige Wirtschaftsmetropole“, das den Rahmen für die Perspektive unserer Stadt im Kontext der notwendigen Transformation diskutiert hat. Berlin hat jetzt die einmalige Chance, aus den Erfahrungen der Vergangenheit, aus dem Engagement der Wirtschaft und Wissenschaft, aus der Leidenschaft der Stadtgesellschaft und aus der Verbundenheit der Berlinerinnen und Berliner, die Stadt des Aufbruchs und Umbruchs zu werden. Diese Chance wollen und müssen wir jetzt zusammen nutzen. BERLIN ERFOLGREICH TRANSFORMIEREN: VOM KLEINEN REALLABOR ZUM WELTWEITEN LEUCHTTURM DER NACHHALTIGKEIT Es braucht beides von Anfang an: eine große Vision für unsere Stadt, genauso wie erste kleine Reallabore, in denen innovative Ideen unbürokratisch ausprobiert und durch Lernen und Verbesserungsprozesse zu skalierbaren Lösungen und Produkten heranwachsen können. Wichtig ist, dass diese Reallabore nicht außerhalb der Stadt an künstlichen Orten stattfinden, sondern inmitten unseres Lebensraums. Es ist entscheidend, dass neben Innovation auch das Partizipationsprinzip unserer demokratischen Gesellschaft Anwendung findet. Nur so können entstehende Lösungen auch skalierbar in anderen Städten der Welt zum Einsatz kommen. Nur so kann Berlin Leuchtturm der nachhaltigen Ideen und Produkte werden und eine neue Form des Wirtschaftens und der Wirtschaft schaffen. Ein künftiges, CO2-neutrales Berlin, das durch neue Technologien und Produkte erreicht wird, sollte sich innerhalb der ersten nachhaltigen Weltausstellung im Jahr 2035 der Welt präsentieren und den erfolgreich abgeschlossenen Transformationsprozess dokumentieren. So kann dauerhaft Wertschöpfung in der Stadt gehalten und durch Wissenstransfer und Produktvermarktung Wohlstand gesichert werden. Um dieses Ziel erreichen zu können, bietet sich ein pragmatisch einfacher Start an, bei dem z.B. durch ein Projekt „100 Meter Zukunft“, die Fasanenstraße zu einem der ersten Reallabore Berlins werden könnte. Nachhaltige Ideen und Produkte würden hier durch die Bürgerinnen und Bürger sowie die Berliner Wirtschaft ohne langwierige Prüfverfahren und bürokratischen Auflagen gemeinsam erprobt und umgesetzt werden. Dabei wären die Risiken für Verwaltung und Politik äußerst niedrig, da nur in diesem kleinen Bereich Änderungen und Umsetzungen möglich wären. Das Reallabor soll eine neue Erprobungs- und Fehlerkultur ermöglichen. Sehr schnell wird dadurch klar werden, was wie funktioniert und ob durch die Umsetzung der Innovationen und Produkte, die gewünschte Geschwindigkeit und vor allem die gewünschten Ziele auch wirklich erreicht werden. Diese gewonnen Erkenntnisse und neuen Möglichkeiten können dann in weiteren Reallaboren zur Anwendung kommen, so dass aus den ersten „100 Metern Zukunft“ wohlmöglich zeitnah 200 Meter und danach 1.000 Meter und mehr entstehen können. Ziel ist ein ganzheitlicher Transformationsprozess und die Entwicklung Berlins zu einer Metropole der Nachhaltigkeit. BESCHLEUNIGUNG DER UMSETZUNG INNERHALB DES REALLABORS DURCH EINE NACHHALTIGKEITSINDEXIERUNG Zeit ist Geld, gerade im Hinblick auf die Innovationszyklen und einer notwendigen Planungs- und somit KostensicherDaniel-Jan Girl PRÄSIDENT DER IHK BERLIN

7 6 Ideen für die nachhaltige Wirtschaftsmetropole von morgen Funktionierende Stadt, pragmatische Stadtentwicklung und wirksame Bildung – im Sinne einer nachhaltigen Wirtschaftsmetropole Funktionierende Stadt Die Transformation zu einer nachhaltigen Metropole wird gewaltige Veränderungen mit sich bringen – und die Art, wie wir den Herausforderungen in Berlin begegnen, von Grund auf neu ausrichten. Dafür brauchen wir eine Stadt, die im besten Sinne „funktioniert“ – also deren Strukturen und Prozesse auf diese Jahrhundertaufgabe eingestellt sind. Dabei geht es natürlich zunächst um klare Aufgabenverteilungen und Verantwortung, die wir heute oft vermissen. Aber es erfordert mehr als das effiziente Miteinander von Land und Bezirken. Die nachhaltige Metropole der Zukunft braucht Transparenz von Wissen für eine nachhaltige Entwicklung. Digitalisierung ist kein Selbstzweck oder allein ökonomischen Zwängen geschuldet: die Verfügbarkeit umfangreicher Daten ist die Grundlage für nachhaltige Entscheidungen. Effizienz funktioniert nur, wenn man sich die richtigen Ziele gesetzt hat: Die Sustainable Development Goals sind ein globaler Maßstab für nachhaltige Entwicklung. Sie sollten gleichsam Richtschnur für die politischen, ökonomischen, ökologischen und sozialen Ziele Berlins sein. Andere Städte wie Amsterdam machen es vor: Mit dem Prinzip der sogenannten Donut-Ökonomie wurde ein theoretischer Ansatz zur Richtschnur erhoben, der wirtschaftliches Handeln in die notwendigen planetaren und sozialen Grenzen einbettet. Und wir brauchen eine leistungsfähige Verwaltung, die diesen Wandel gestalten kann: Durch qualifizierte Fachkräfte, ausreichend Talente für den Nachwuchs und die richtigen Formate für ein lebenslanges Lernen im Sinne der Nachhaltigkeit. Funktionierende Stadt Pragmatische Stadtentwicklung Wirksame Bildung Berlin als Wirtschaftsmetropole. Stadt der nachhaltigen Ideen und Lösungen

8 9 Ideen für die nachhaltige Wirtschaftsmetropole von morgen Wirksame Bildung In einer nachhaltigen Metropole werden große gesellschaftliche Herausforderungen frühzeitig erkannt, knappe natürliche Ressourcen ressourcenschonend eingesetzt und fortlaufend neue Lösungen zur nachhaltigen Entwicklung gefunden. Dafür benötigt es Menschen mit passenden Kenntnissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten. Bildung ist der zentrale Schlüssel auf dem Weg dorthin. Damit alle nötigen Kompetenzen für eine nachhaltige Metropole in unserer Stadt entwickelt werden können, muss Bildung neu gedacht werden und eine gemeinsame Vision entwickeln. Sie bezieht Aspekte nachhaltiger Entwicklung entlang der gesamten Bildungskette ein und vermittelt Kompetenzen für den Umgang mit knappen Ressourcen. Die wichtigsten Handlungsfelder umfassen die frühkindliche Bildung, die allgemeinbildende Schule und die berufliche Bildung. In der frühkindlichen Bildung lernen Kinder internationale Zusammenhänge spielerisch kennen und erfahren, wie natürliche Ressourcen genutzt werden bzw. Produkte entstehen. In der Allgemeinbildung haben sich Digitalisierung, Ökonomie und Ökologie als Grundpfeiler etabliert. Allgemeine Schulbildung zeichnet sich durch kompetentes Personal, offenen Wissenstransfer und die Förderung von nachhaltigen Innovationen aus. Kinder sind Gestalterinnen und Gestalter der Stadt und ihrer Zukunft. In der beruflichen Bildung werden die nötigen Kompetenzen für den Berufsalltag in der nachhaltigen Metropole vermittelt. Ziel sollte es sein, im Berufsalltag Nachhaltigkeitsdimensionen abzuwägen und in den Einklang zu bringen, um die Stadt von morgen verantwortungsvoll zu gestalten. Pragmatische Stadtentwicklung Berlin steht wie alle Metropolen der Welt vor der Herausforderung, Stadtentwicklung auf einen nachhaltigen Pfad zu führen. Eine Versorgung mit bezahlbarem Wohnraum, die Gestaltung der Verkehrswende, die Erhaltung der Biodiversität und die Versorgung mit erneuerbaren Energien müssen gewährleistet sein. Eine nachhaltige Metropole erfordert, dass in der Stadtentwicklung negative soziale und ökologische Auswirkungen möglichst verhindert werden. Wege innerhalb der Stadt sollten verkürzt und Angebote dezentralisiert werden. Das Modell der 5-Minuten-Stadt kann dabei als Leitbild dienen, also einer Stadt, in der alle Dimensionen eines erfüllten Lebens innerhalb von 5 Minuten für jeden Menschen zu erreichen sind. Bei der Stadtentwicklung werden folglich integrierte Stadtquartiere (Wirtschaft, öffentliche Dienstleistungen, Wohnen) vorangetrieben. Ziel sind suffiziente Quartiere, die wirtschaftliche Entwicklung, Versorgung und Austausch mit anderen Quartieren national und global ermöglichen. Dafür braucht es auch in der Stadtentwicklung eine aktive Mitwirkung der Zivilgesellschaft: Deshalb baut die nachhaltige Stadt der Zukunft auf funktionierende und effektive partizipative Prozesse für eine größere aktive Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern sowie Unternehmen, um die Stadt und deren Zukunft verantwortungsvoll zu gestalten. Gleichzeitig werden Partizipation und Entscheidung in Einklang gebracht - effiziente und effektive Beteiligung sind ermöglicht, aber die Verbindlichkeit von Entscheidungen ist gewährleistet.

10 Ideen für die nachhaltige Wirtschaftsmetropole von morgen Herausgeber IHK Berlin Fasanenstraße 85 10623 Berlin Telefon: +49 30 31510-0 Telefax: +49 30 31510-166 E-Mail: service@berlin.ihk.de www.ihk.de/berlin Das Expertenteam Nachhaltige Wirtschaftsmetropole ist aus einer Initiative des Präsidiums der IHK Berlin entstanden. Als temporäres Gremium bündelt es die Kompetenzen aus verschiedenen Bereichen der Stadtgesellschaft, um die Entwicklung Berlins zu einer nachhaltigen Wirtschaftsmetropole zu beschleunigen. Kontakt Daniel-Jan Girl | IHK Berlin, Präsident I E-Mail: daniel-jan.girl@berlin.ihk.de Thomas Schindler I Leitung Expertenteam „Nachhaltige Wirtschaftsmetropole“ | E-Mail: t@delodi.net Anne Neidhardt I IHK Berlin, Public Affairs Managerin Wirtschaft & Politik I E-Mail: anne.neidhardt@berlin.ihk.de Henrik Vagt I IHK Berlin, Geschäftsführer Wirtschaft & Politik I E-Mail: henrik.vagt@berlin.ihk.de Bildnachweise Titel: ©bluejayphoto – iStockphoto.com | S. 3: ©Markus C. Hurek – IHK Berlin| S. 6: ©golero – iStockphoto.com | S. 7: ©anyaivanova – iStockphoto.com | S. 8: ©skynesher – iStockphoto.com Impressum Die Mitglieder des Expertenteams Daniel-Jan Girl, IHK Berlin, Präsident | DGMK Deutsche Gesellschaft für multimediale Kundenbindungssysteme mbH, Geschäftsführer Thomas Schindler, delodi UG, Geschäftsführer Nancy Birkhölzer, PricewaterhouseCoopers GmbH, Leiterin Experience Consulting Sebastian Fittko, Initiative regenerative Marktwirtschaft e.V., Gründer und Vorstand Laura Kohler, BRYCK GmbH & Co. KG, Leiterin Startup Programme Antje Meyer, nextblooming GmbH, Geschäftsführende Gesellschafterin Anne Neidhardt, IHK Berlin, Public Affairs Managerin Wirtschaft & Politik Sebastian Olényi, Nachhaltigkeitsberatung sustentio GmbH, Gründer & Geschäftsführer Dr. Andreas Rickert, Phineo gAG, Vorstand Henrik Vagt, IHK Berlin, Geschäftsführer Wirtschaft & Politik Thomas Willemeit, GRAFT Gesellschaft von Architekten mbH, Geschäftsführer

www.ihk.de/berlin

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