Berliner Wirtschaft 9/2018

BERLINER WIRTSCHAFT 09/18 52 UNTERNEHMEN & MÄRKTE nigten Staatsschulen für freie und ange- wandte Kunst. 1901 wurde er zum Pro- fessor berufen. Wie bekannt Grenander damals war, zeigt unter anderem, dass er auf der Weltausstellung 1904 in St. Louis die deutsche Architektur vertrat. Er ent- warf die Verwaltungs- und Fabrikgebäu- de für die Waffenfabrik Ludwig Loewe in Moabit (1907), und in Lichtenberg ent- standen die Bauten für die Knorr-Brem- se AG (1913). Die Erfahrungen beim Bau der Schönfließer Brücke in Prenzlauer Berg und der Gotzkowskybrücke in Moabit kamen ihm bei seiner Tätigkeit für die Gesellschaft für elektrische Hoch- und Untergrundbahnen in Berlin zugute. Auf diesem Sektor gab es keine historischen Vorbilder. Grenander setzte hier Maßstä- be sowohl in funktionaler Hinsicht, wie bei dem mehrgeschossigen Kreuzungs- bahnhof am Alexanderplatz, als auch in konstruktionstechnischer, wie beimHal- lenbau mit 45 Metern Spannweite beim Hochbahnhof Kottbusser Tor. Ernst Reu- ter würdigte als Stadtbaurat für Verkehr dessen Wirken mit dem Hinweis auf die künstlerische Ausgestaltung von Bahn- höfen, die mehr als alle anderen öffentli- chen Gebäude das Stadtbild prägten. 30 Jahre langwaren die BautenAlfred Grenanders charakteristisch für das me- tropolitane Stadtbild Berlins – und den- noch war er schon zu Lebzeiten fast ver- gessen. Erst seit 2006wirdwieder an sei- ne Verdienste erinnert, u. a. durch eine Ausstellung im Deutschen Technikmu- seumund durch die Benennung des Vor- platzes des U-Bahnhofs Krumme Lanke in Alfred-Grenander-Platz. Schweden-Flair in Berlin Bahnhöfe, Fabrikanlagen, Brücken – der Stockholmer Architekt Alfred Grenander prägte mit seiner Baukunst wie kein anderer seiner Zeit das öffentliche Stadtbild » Von Prof. Dr. Klaus Dettmer (BBWA) Werksansicht der Maschinenfabrik Ludwig Loewe & Co. in der Huttenstraße in Tiergarten W er mit der U-Bahn durch Berlin fährt, fragt sich selten, wel- cher Architekt die U-Bahnhöfe gestaltet hat. Viele der zwi- schen 1900 und 1931 ge- bauten U-Bahnhöfe sind ein Werk des schwedischen Ar- chitekten Alfred Grenan- der (1863–1931). Dazu gehört auch der bekannte U-Bahn- hof Wittenbergplatz. Alfred Grenander, 1863 in Stockholm geboren, be- gann seine Ausbildung 1881 in Stockholm und kam 1888 nach Berlin, wo er an der TH Charlotten- burg als Schüler von Alfred Messel und Paul Wallot sein Studium beendete. Von 1890 bis 1897 arbeitete er unter Paul Wal- lot am Reichstagsgebäude mit und seine große Karriere als Architekt begann. Grenander war vielseitig in seinem architektonischen Werk – er baute Siedlungshäuser, Vil- len, Umformerwerke, Ge- schäftshäuser, Fabrikanlagen und Verwaltungsgebäude, die heute noch das Stadtbild prä- gen. Zudem beschäftigte er sich auch mit Innenraumge- staltung. Das praktische Bau- en verband er mit Lehrtä- tigkeiten an der Unterrichtsanstalt des Kunstgewerbemuseums und der Verei- UNTERNEHMENSHISTORIE Alfred Grenander: Architekt und Professor Für Interessierte geöffnet Das Berlin-Brandenburgische Wirtschaftsar- chiv (BBWA) ist eine Forschungseinrichtung für regionale Wirtschaftsgeschichte und Industriekultur. Bestände können eingesehen werden. Kontakt und Info: www.bb-wa.de BBWA FOTOS: BBWA

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