Berliner Wirtschaft 9/2018
UNTERNEHMEN & MÄRKTE 51 In einer Altbauwohnung in der Nie- buhrstraße 77 in Berlin-Charlotten- burg eröffnete im Oktober 1968 mit einer Einzelausstellung des Malers, Zeichners und Grafikers Peter Sorge (1937–2000) die Galerie Poll. Zum 50. Jubiläum zeigt die Galerie nun einen Querschnitt durch dasWerk des Ber- liner Künstlers, mit dem alles begann, und der einer der wichtigsten Prota- gonisten der Kunstszene war. Stand der Name Poll anfangs vor allem für die Kunstrichtung des „Kri- tischen Realismus“, gilt die heute von Nana Poll gemeinsam mit ihrer Mut- ter Eva Poll geleitete Galerie als Ort für figurative Kunst der Gegenwart, seit 1960 mit den Schwerpunkten deutsche Malerei, Zeichnung, Foto- grafie und Skulptur. Nach mehreren Standorten, da- von dreißig Jahre am Lützowplatz 7 in Berlin-Tiergarten, hat die Galerie ihren Sitz seit Sommer 2015 in der Gipsstraße 3 in Berlin-Mitte. Im sel- ben Gebäude arbeitet auch die 1986 gegründete Kunststiftung Poll. Mit einem zusätzlichen Schaulager bie- tet der gemeinsame Standort insge- samt rund 350 Quadratmeter Aus- stellungsfläche. ‹ BW GALERIE POLL Kunst der Gegenwart von 1968 bis heute Berlin, Herbst 1918: Der erste Weltkrieg ist noch nicht zu Ende, die bevorstehen- de Niederlage aber schon sichtbar und nur noch eine Frage der Zeit. Dennoch ist das kulturelle Leben rege. In dieser Stim- mung beschließt der aus Breslau stam- mende Hans Adler, eine Konzertagentur zu gründen. Richard Strauss, einer der herausragenden Komponisten der Zeit, unterstützt sein Anliegen, und am 1. Ok- tober kann Adler seine Firma gründen. Die Liste der Künstler, die die Kon- zert-Direktion Hans Adler in den ver- gangenen 100 Jahren vertreten oder für die sie Konzerte veranstaltet hat, liest sich wie das Who’s who der Musikszene. Richard Strauss (als Dirigent), der Pianist Vladimir Horowitz oder der Geiger Ye- hudi Menuhin sind nur einige Beispiele. KONZERT-DIREKTION HANS ADLER Ein Unternehmen, das Musikgeschichte schrieb V ielen Nachwuchstalenten verhalf Adler zu Weltkarrieren . NachAdlers Tod 1948 mit nur 57 Jah- ren trat sein 1928 geborener Sohn Witi- ko an seine Stelle. Er prägte maßgeblich den Wiederaufbau des Musiklebens in der Bundesrepublik. „Mein Ziel war es“, sagt Witiko Adler rückblickend, „sowohl jene großen Interpreten nach Deutsch- land zurückzuholen, die von den Nazis vertrieben worden waren, als auch ei- ne neue Generation von Künstlern auf- zubauen.“ Immer hat die Agentur große Namen wie Maria Callas oder Claudio Abbado vertreten, heute noch gehören Musiker wie Daniel Barenboim dazu. Aus Anlass des 100. Firmenjubiläums treten am 20. September Daniel Baren- boim und Anne-Sophie Mutter erstmals als Geigen-Klavier-Duo auf. Alle Ein- nahmen dieser Premiere in der Philhar- monie Berlin kommen Stiftungen zur Nachwuchsförderung zugute. ‹ BW Witiko Adler mit Ehefrau Jutta (o.). Großes Bild: Adler (2. v. l.) mit Geiger Yehudi Menuhin (l.) Peter Sorge malt einen Helikopter FOTOS: PR, KD ADLER, ERHARD WEHRMANN
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